'Mein Kampf' im Schulunterricht sinnvoll oder nicht?

vom 19.12.2015, 15:30 Uhr

Im kommenden Jahr wird ja erstmals eine wissenschaftlich kommentierte Fassung von Hitlers 'Mein Kampf' veröffentlicht werden. Der Originaltext bleibt natürlich bestehen, allerdings haben verschiedene Wissenschaftler, Historiker und anderweitige Experten entsprechende Anmerkungen und Kommentare zum Geschriebenen hinzugefügt.

In dieser Form soll das Buch dann auch in die deutschen Klassenzimmer und damit in den Unterricht kommen - jedenfalls wenn es nach dem deutschen Lehrerverband geht. Dieser fordert nämlich, dass bundesweit einheitlich geregelt wird, wie mit dieser Neuveröffentlichung von 'Mein Kampf' in der Schule umgegangen werden soll.

So wird gefordert, das Buch, beziehungsweise Ausschnitte und einzelne Textpassagen aus diesem, in den Unterricht einzubauen. Allerdings erst für Schüler der Oberstufe, die also mindestens 16 Jahre alt sind. Dabei bekommt der Deutsche Lehrerverband von fast allen Seiten Zustimmung, natürlich aber auch noch ordentlich Gegenwind.

Würdet ihr es denn als sinnvoll erachten, Textpassagen aus 'Mein Kampf' im Unterricht durchzunehmen? Ist das gerade in der heutigen Zeit, in der die Rechten an mehr und mehr Einfluss gewinnen, sinnvoll? Oder denkt ihr, dass man diesem Mann und seiner Ideologie in der Schule nicht noch weitere Bühne bieten sollte?

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» TamiBami » Beiträge: 2166 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Ich finde es schon sinnvoll dieses Buch im Geschichtsunterricht durchzunehmen. Wobei ich nicht nur einzelne Textstellen besprochen wissen möchte, sondern auch das ganze Buch. Es ist einfach wichtig um zu verstehen, was damals so los war und was er gedacht hat. Es gehört einfach zur Geschichte dazu und das Buch muss meiner Meinung nach besprochen werden, damit man eben auch der Ideologie ein Schnippchen schneiden kann und die Schüler so aufklären kann.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Meiner Meinung nach wird der Ideologie damit keine Bühne geboten, wenn man das Buch kritisch begutachtet und eben gleich darlegt, was an der Ideologie falsch war.

Das Buch ist nun mal ab nächstem Jahr frei erhältlich. Jeder kann es lesen oder Textstellen aus dem Kontext reißen und damit für seine Sache werben. Da ist es mir viel lieber, die Kids besprechen das in der Schule mit einem Lehrer und bekommen es erklärt, als dass sie nur von irgendwelchen Rechtsradikalen oder im Internet irgendwelchen Quatsch hören.

Ich hab es nicht gelesen, aber ich denke, eine Anleitung dazu ist nicht verkehrt. Es muss in den richtigen Kontext gesetzt werden, Hintergründe erklärt werden. Die gibt es ja auch für literarische Werke, die man als 16-jähriger Schüler auch nicht gleich versteht, beispielsweise "Faust". Es ist doch gut, wenn man da einen Ansprechpartner hat, der einem die Zusammenhänge und Anspielungen erklären kann.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Ich fand es schon immer lachhaft, dass das Buch hier gerade einmal antiquarisch gehandelt werden konnte. Damit ist ein Mythos entstanden, der das rechte Gedankengut erst richtig interessant gemacht hat. Dabei ist das gar nicht nötig.

Ich habe das Buch in meiner Jugend gelesen, natürlich stand damals auch in meiner Familie ein Exemplar im Regal. Das war schließlich wichtig, denn ohne Portrait vom Führer und dieses Buch ging für Nichtmitglieder der Partei nichts.

Und seien wir ehrlich, diese Ergüsse sind schon rein stilistisch unangenehm zu lesen. Dazu kommen die geschönten biografischen Daten. Hätte es nicht den Krieg und die Vernichtungslager gegeben, könnte man über viele Passagen einfach nur lachen. Der kranke Geist schreit aus nahezu jeder Zeile.

Ich finde es sehr gut, dass endlich jeder das Buch einfach lesen kann. Dann verliert dieser Schund endlich seine glorifizierende Aura. Und als Teil des Unterrichts ist es doch kein Problem. Dieser unsägliche Erguss wird weniger Menschen ideologisch fesseln, wenn er einfach zugänglich ist.

» cooper75 » Beiträge: 13423 » Talkpoints: 517,99 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



Ich habe zu diesem Thema erst gestern eine Diskussion im Radio gehört, wobei die Mehrheit der befragten Menschen dagegen war, dieses Buch im Schulunterricht durchzunehmen. Viele Personen waren sogar richtig geschockt über den Vorschlag, darunter auch Lehrer. Sie meinten, dass man solche kranken Gedanken auch nicht noch den Schülern vorsetzen müsste. Das sei viel zu heikel und es würde ausreichen, das Thema zu besprechen, wobei man nicht auch noch das Buch lesen müsste.

Ich muss sagen, dass ich das Buch selbst nicht gelesen habe, wobei ich das aber sicherlich machen werde, sobald das Buch frei verkäuflich ist. Ich habe ein abgeschlossenes Geschichtsstudium und interessiere mich daher schon sehr für diese Thematik und würde auch gerne wissen, wie schlimm das Buch denn nun wirklich ist. Ich könnte mir dabei schon vorstellen, dass dieses Buch oder Auszüge davon im Geschichtsstudium sinnvoll wären.

Ob das Buch für die Schule geeignet ist oder nicht, kann ich noch gar nicht beurteilen, weil ich es nicht selbst gelesen habe. Wenn, dann würde ich es aber wahrscheinlich auch eher Oberstufen empfehlen, vielleicht aber auch nur Geschicht-Studenten. Was für einen Mehrwert dieses Buch hat, müsste ich dann aber auch noch selbst herausfinden.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


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