Mehr Schaden als Nutzen durch Mammographie?
In den USA und in der Schweiz gibt es derzeit das ''Choosing wisley'' Programm, dass Ärzte davor warnt bestimmte Diagnoseverfahren anzuwenden und Patienten überzutherapieren. Die häufigen Überdiagnosen in der Medizin schaden vielen Patienten mehr, als sie helfen. Ein wichtiges Beispiel dafür ist beispielsweise auch die Mammographie, die von vielen Ärzten bemängelt wird.
Insbesondere in der Schweiz, soll die regelmäßige Mammographie abgeschafft werden. Der Grund ist der, dass in einer Gruppe mit Frauen die regelmäßig zu einer solchen Untersuchung gehen, nicht weniger Frauen sterben, als in einer Gruppe in der die Frauen nicht an solchen Untersuchungen teilnehmen.
Der Grund ist der, dass Brustkrebs zwar erkannt wird, andere Knoten aber auch. Deswegen werden viele Frauen behandelt und bestrahlt, obwohl die Knötchen eigentlich absolut ungefährlich sind und nie gefährlich geworden wären. Letztendlich also kann man durch eine Mammographie gerettet oder auch getötet werden.
Kämt ihr mit einer solchen Überdiagnose klar und würdet ihr dennoch für die Mammographie plädieren oder wäre das nichts für euch? Wärt ihr auch dafür, dass die regelmäßige Mammographie in Deutschland abgeschafft wird?
Ich finde es auf jeden Fall wichtig zur Krebserkennung. Wenn es dazu keine Alternative gibt, dann muss man das eben machen und wenn man dadurch auch Knoten entdeckt heißt das ja nicht automatisch das diese auch sofort behandelt werden müssen. Ich frage mich gerade wie man Brustkrebs sonst merken will und wie gefährlich das dann für die Frauen werden soll. Es ist in meinen Augen eine wichtige Vorsorgeuntersuchung.
Ich habe kürzlich einen sehr interessanten Artikel gelesen, in dem es um die Fehlerhäufigkeit der Mammographie ging. Es ging darum, dass die Brustdichte gar nicht bei der Mammographie berücksichtigt würde und allein deswegen so viele Überdiagnosen und Fehldiagnosen gestellt würden. Unter diesem Aspekt sehe ich die Mammographie eher kritisch und denke auch nur bedingt, dass sie was bringt.
Ich bin der Ansicht, dass man als Frau in der Regel auch weiß, ob Brustkrebs in der Familie häufiger oder seltener vorkommt. Es gibt in meiner Familie seit Generationen nicht einen einzigen bekannten Fall von Brustkrebs, daher glaube ich auch nicht, dass ich die Mammographie konsequent durchziehen würde, wenn ich das passende Alter hätte und diese theoretisch regelmäßig durchführen lassen müsste.
Crispin hat geschrieben:Der Grund ist der, dass in einer Gruppe mit Frauen die regelmäßig zu einer solchen Untersuchung gehen, nicht weniger Frauen sterben, als in einer Gruppe in der die Frauen nicht an solchen Untersuchungen teilnehmen. Der Grund ist der, dass Brustkrebs zwar erkannt wird, andere Knoten aber auch. Deswegen werden viele Frauen behandelt und bestrahlt, obwohl die Knötchen eigentlich absolut ungefährlich sind und nie gefährlich geworden wären. Letztendlich also kann man durch eine Mammographie gerettet oder auch getötet werden.
Weder der erste, noch der zweite Absatz stimmen so wie du sie formuliert hast und widersprechen allen bis dato vorliegenden Studien. Vielmehr belegen alle Studien, dass man mit der Mammographie einen eindeutigen Nutzen für die Früherkennung von Mammakarzinomen hat. Das muss man erstmal so ganz klar feststellen.
Die Einschränkungen liegen ganz woanders. Zum einen behauptest du, dass man durch die Mammographie sterben kann. Nein kann man eigentlich nicht beziehungsweise dürfte der Wert an Frauen, die wirklich nachweislich an einem direkten Strahlenschaden durch die Mammagraphie oder in der Folge Komplikationen durch die Behandlung eines Karzinoms sterben relativ gering sein. Aber natürlich wird dann unnötig operiert und es besteht auch unnötiger psychischer Druck, keine Frage.
Auch die Überdiagnose muss man mal relativieren. Vielmehr behandelt man hier keine gutartigen Fehlbildungen falsch. Das hat keine Studie so herausgestellt. Vielmehr hat man versucht darzustellen, ob die Fehlbildung beziehungsweise das, was man als Tumor glaubt erkannt zu haben, zu einer höheren Todesrate führen würde, wenn man es nicht behandelt. Ob es jetzt ein echter bösartiger Tumor war oder nicht, darum geht es bei den Zahlen nicht einmal.
Hier kommt dann der ganz große Knackpunkt aller Ableitungen, die eine Abschaffung des Screenings fordern. Da man ja nahezu alle Frauen mit tumorsuspekten Befunden in der Mammografie behandelt, weiß man gar nicht, ob sie genau so lange gelebt hätten, wenn man sie nicht behandelt hätte. Das heißt die Kontrollgruppe besteht in allen Studien zum Großteil aus Modellen und Hochrechnungen und nicht wie es sich in einer guten Studien gehört aus einer echten lebenden Kontrollgruppe. Das heißt also, wenn das Modell falsch berechnet ist, kann das ganze Ergebnis der Studie falsch sein. Das erkennt man auch daran, dass nahezu jede Studie das Nutzen-Risiko-Verhältnis teilweise drastisch anders einschätzt.
Zudem belegen alle Studien,( selbst die Schweizer!) dass tatsächlich weniger Frauen durch das Screening sterben. Bemängelt wird nur, dass man zum einen vermeintlich zu viele Frauen screenen muss, um die wirklich erkrankten heraus zu finden. Und zum anderen therapiert man zu viele Frauen, die man nicht hätte therapieren müssen. Für die Senkung der Sterblichkeit muss man also sozusagen zu viele unnötige Therapien durchführen.
Und hier kommt dann die subjektive und teils ökonomische Bewertung ins Spiel. Bei der WHO, in Deutschland und Großbritannien zum Beispiel sagt man, dass man diese Kollateralschäden in Kauf nimmt und weiter screent. In der Schweiz dagegen sagt man, dass es schlicht zu teuer ist, weil man dadurch zu viele unnötige Untersuchungen und Therapien durchführt und darauf verzichtet die 1-2 Todesfälle auf 1000 gescreente Frauen herauszufiltern, die man hätte vermeiden können. Die Zahl stammt übrigens direkt aus der schweizer Empfehlung zur Einstellung des Screenings.
Und Täubchen in Anbetracht der Tatsache, dass es Experten gibt, die davon ausgehen, dass nur cirac 10 Prozent der Brustkrebsfälle auf erbliche Komponenten zurückgehen, würde ich mir das mit dem Screening nochmal überlegen. Zumindest was die scheinbare Sicherheit angeht, dass bei dir in der Familie schon lange kein Fall mehr aufgetreten ist.
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