Mehr bienenfreundlicher Bewuchs auch in Eurer Nachbarschaft?
In den letzten Wochen ist mir vermehrt aufgefallen, dass immer mehr Nachbarn ihre Gärten, aber auch Balkonkästen bienenfreundlich gestalten. Besonders ins Auge ist mir ein Garten gefallen, den ich schon ewig kenne und wo sonst eine alte Frau im Stil der Fünfziger mit Kittelschürze und ondulierten Haaren ihren Garten englisch kurz mäht und sogar den Bürgersteig noch selbst fegt.
Auf dem einstmals im kompletten Midcenturystyle gehaltenen und sterilen Garten, wo es kein Leben geben durfte, blüht und wächst es jetzt wie auf einer wilden Wiese. Der Klatschmohn und alle anderen möglichen Wildblumen haben sich im fünfzig Zentimeter hohen Gras angesiedelt und bieten ein komplett neues Bild. Aber ein sehr schönes in meinen Augen.
Auch auf allen möglichen anderen Grünflächen in der Nachbarschaft habe ich in letzter Zeit plötzlich Wildblumen oder Lavendel und Sonnenblumen in unarrangierter Form wachsen sehen. Gerade die alten Vorgärten, die sonst kahl gemäht wurden, wuchern, blühen und bieten Raum für Tierchen. Es freut mich richtig, dass sich immer mehr Menschen für den Schutz der Bienen und anderer Insekten einzusetzen scheinen, zumal ich selbst schon seit einigen Jahren einen gewollten Wildwuchs in Form von Bienenblumen in meinen Kästen pflege, der sicher für manche im Kontrast zu den sonst üblichen Geranien und Petunien steht.
Wie sieht es in Eurer Stadt bzw. Nachbarschaft aus? Habt ihr auch bemerkt, dass mehr Menschen bienenfreundliche Gärten und Balkone haben? Habt ihr eure Bepflanzung auch umgestellt oder legt ihr mehr Wert auf eine gestylte Optik?
Bei uns gab es im Frühling eine Aktion, bei der man sich im Rathaus solche Päckchen mit gemischten Samen für eine Blumenwiese kostenlos abholen konnte. Und dazu bekam man auch das passende Informationsmaterial in Form von Broschüren und Informationstafeln. Anscheinend war die Nachfrage gut und man ist alle Samentütchen los geworden. Es ist also nicht weiter verwunderlich, dass das ein oder andere Gärtchen nun bunte Blumen aufweist.
Das Wetter ist glaube ich auch ein Faktor, der eine Blumenwiese vor der Haustür attraktiv macht. Hier im Südwesten kannst du im Sommer fast nur noch mit viel Aufwand einen grünen Rasen erhalten. Ohne ausgeklügeltes Bewässerungssystem hast du im Sommer eine braune Steppenlandschaft. Und dann stellt sich halt die Frage, ob man wirklich so viel Trinkwasser verbrauchen will für etwas, das außer der Optik keinen Nutzen hat.
Die Blumenwiesen Mischung sieht länger grün aus, muss nicht so intensiv gepflegt werden und die Insekten, Vögel und Reptilien freuen sich auch. Ist also ein Gewinn für alle, außer für die Liebhaber von englischem Rasen vielleicht.
Ich habe die Rasenfläche in meinem Vorgarten schon vor Jahren in einen Steingarten verwandelt. Also das, was man eigentlich unter der Begriff versteht, nicht so ein steriler Schottergarten. Da wachsen hauptsächlich Kräuter und dazwischen einige blühende Pflanzen. Die Blumenwiesenmischung habe ich für den Rasen hinter dem Haus genutzt, denn wie gesagt, der sieht im Sommer immer absolut tot aus, da war alles eine Verbesserung. Im Moment blüht gerade Mohn in rot und neonorange.
Auch ich habe in den letzten Jahren meine Bepflanzung etwas umgestellt, um mehr Lebensraum für Bienen und Insekten zu schaffen. Anstatt nur auf gestylte Optik zu achten, lege ich nun mehr Wert auf eine vielfältige und bienenfreundliche Auswahl an Pflanzen. In meinen Balkonkästen habe ich Platz für verschiedene Arten von Bienenblumen wie Lavendel, Sonnenblumen und wilde Blumenmischungen geschaffen. Es ist erstaunlich, wie viel Leben und Farbe diese Pflanzen in meinen Balkon gebracht haben.
In meiner Stadt sehe ich auch immer mehr Grünflächen, die wilder und natürlicher gestaltet werden. Statt steril gemähter Rasenflächen gibt es nun blühende Wiesen mit Klatschmohn, Margeriten und vielen weiteren Wildblumen. Es ist eine wahre Freude, diese Flächen zu sehen und zu beobachten, wie sie von Bienen und anderen Insekten besucht werden.
Ich denke, dass dieser Trend zu bienenfreundlichen Gärten und Balkonen ein Zeichen dafür ist, dass wir mehr Bewusstsein für den Schutz der Umwelt und die Bedeutung der Bienen entwickeln. Es ist wichtig, dass wir uns alle gemeinsam für den Erhalt der Artenvielfalt einsetzen und unseren Beitrag leisten. Jeder kann auf seine eigene Weise einen bienenfreundlichen Garten oder Balkon gestalten, sei es durch die Auswahl von bienenfreundlichen Pflanzen oder die Bereitstellung von Nistplätzen und Wasserquellen.
Bei uns ist der Trend auf den Balkonen leider noch nicht zu erkennen. Mein Balkon sticht da hervor. Mein Balkon ist mit insektenfreundlichen Pflanzen bestückt und wird auch rege von diesen besucht. Ich beobachte gerade die Gärtner, die für die Erdgeschossgärten der Anlage zuständig sind. Sie rupfen gerade Unkraut heraus und entfernen verblühte Pflanzen. Schade. Denn die verblühten Pflanzen auf meinem Balkon, die zugegebenermaßen für die meisten Menschen wahrscheinlich nicht mehr schön aussehen, werden gerade fleißig von Distelfinken besucht.
Bei den Grünanlagen um die Wohnungen herum merkt man allerdings ein Umdenken. Hier gibt es ungemähte Sommerwiesen neben den gemähten Liegewiesen und Spielwiesen. Auch einige Parkplätze sind für Pflanzen freigehalten.
Es tut sich da was. Leider aber nicht bei den Privatgärten und Balkonen, wo die Leute lieber Leuchtgirlanden aufhängen statt Blumenkästen. Die brauchen eigentlich nicht viel Pflege. Für Leute, die selten zu Hause sind, gibt es geniale Bewässerungssysteme. So was hat mein Sohn zum Beispiel.
Ich merke bei mir in der Kleinstadt leider wenig von einem Umdenken, was halbwegs naturnah gestaltete Gärten angeht. Im angrenzenden Neubaugebiet pflegt man die üblichen Mondlandschaften oder die berühmten Thujahecken, die Wildtieren und Insekten etwa so viel nutzen wie grün angestrichener Beton. Oder man versucht krampfhaft, den Rasen grün und gänseblümchenfrei zu halten und mulcht sich die Seele aus dem Leib, damit ja kein "Unkraut" die teuren exotischen Büsche umrankt, die das Grundstück penibel einfrieden.
Die Gemeinde selber hat glücklicherweise etliche Bienenwiesen und Blühflächen auf Verkehrsinseln, an Wegrändern und sonstigem Brachland angesät und ist auch sonst darum bemüht, die öffentlichen Flächen begrünt, minimal artenreich, gegossen und ansehnlich zu halten. Aber die meisten Rasenbesitzer scheint es nicht zu stören, dass es im Sommer braun und leblos rund ums Eigenheim zugeht. Hauptsache ordentlich und kein "Unkraut" oder irgendwelches Geviechere, das Lärm und Dreck macht.
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