Mangelhafte Übersetzungen bei Büchern

vom 07.02.2016, 21:56 Uhr

Ich habe oft den Eindruck, dass bei übersetzten Büchern nicht unbedingt auf die Qualität der Übersetzung geachtet wird. Die Übersetzung darf nichts kosten, das am ende etwas herauskommt, was mit dem Original kaum etwas zu tun hat, ist egal.

dabei geht es mir nicht um eine wörtliche Übersetzung, die ist meist eh falsch. Mir geht es darum, dass es meiner Meinung nach die Aufgabe des Übersetzers ist, die Stimmung und Handlung des Buches in die Zielsprache zu überführen. Dafür braucht es eben oft mehr als nur die richtigen Vokabeln.

Ich bin daher dazu übergegangen, englische Bücher wenn möglich im Original zu lesen. Leider kann ich nicht alle Sprachen der Welt. :) Wollte mal hier nachfragen, ob Euch das auch aufgefallen ist? Gibt es da Unterschiede je nach Verlag oder Genre?

» bikabran » Beiträge: 24 » Talkpoints: 8,83 »



Mir ist das auch schon oft aufgefallen, dass in der Übersetzung die Stimmung und generell die "Stimme" des Autors oft sehr anders ist als im Original. Bei manchen Büchern wurde mir das dann irgendwann mitten drin zu bunt und ich bin auf die Originalausgabe umgestiegen.

Was ich ganz schlimm finde ist, wenn ein Autor eigentlich innerhalb einer Reihe oder bei allen von seinen Büchern einen Stammübersetzer hat, dieser aber dann mitten in der Reihe wechselt und eventuell ein ganz anderer Stil vorliegt als beim ursprünglichen Übersetzer.

» Plastic93 » Beiträge: 13 » Talkpoints: 2,84 »


Ich habe mich da auch schon oft geärgert. Gerade bei Klassikern sind die Übersetzungen oft spießiger und langweiliger als das Original. Man glaubt zum Beispiel gar nicht, wie viele doppeldeutigen Zoten Shakespeare aufgeschrieben hat, wenn man nur die deutschen Übersetzungen kennt. Bei Büchern, die im Original in Englisch geschrieben sind, lese ich sie auch gerne im Original. Auf jeden Fall.

Witzigerweise ist das aber nicht nur bei Klassikern so. Neulich hatte ich wegen meinen Kindern "Nenn mich nicht Ismael" in der Hand. Ein Jugendbuch zum Thema Mobbing, wo ein Junge so genannt wurde, weil seine Eltern das Buch Moby Dick so gerne gemocht haben. Als die Klassenlehrerin das Buch im Zusammenhang mit dem Namen den Schülers erwähnt, spotten die Schüler darüber, wieso der Wal ausgerechnet Dick heißt.

Wer ein wenig Englisch kann, der weiß, dass Dick ein Slangwort für das männliche Geschlechtsteil ist und der Spott über das Wort Dick daher kommt, nicht wegen Dick und Dünn. Das erwähnt der Übersetzer leider nicht, auch nicht in einer Fußnote. Anscheinend hat man im Verlag Angst gehabt, Jugendlichen Lesern mit solchem Schmuddelkram zu kommen. Als Mutter kann ich das aber nicht nachvollziehen, weil Leser im Alter der Zielgruppe längst schon selbst Wörter wie Schwanz im Vokabular haben. So schlimm finde ich das nicht.

Aber es gibt auch Ausnahmen, wo man staunt, wenn Übersetzer so gute Arbeit leisten, dass man den Sprachklang der Originalsprache sogar durch die Übersetzung schimmern sieht. Leider wird das meines Wissens viel zu wenig publik gemacht, wenn ein Übersetzer einen tollen Job geleistet hat. Das finde ich schon sehr schade. Denn da könnte man viel mehr Aufmerksamkeit darauf verwenden.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



Mir ist es auch schon öfter so gegangen, dass ich mich bei einem Buch gefragt habe, was das denn soll und dass dies aber nur an der Übersetzung lag, was ich schon ziemlich schade finde, da es auch meine Meinung ist, dass der Übersetzer nicht einfach nur übersetzen sollte, sondern eben auch transportieren sollte, was der Autor vielleicht zwischen den Zeilen sagen wollte. Mir ist es klar, dass das nicht immer leicht ist. Aber ich bin auch schon auf englische Originale umgestiegen, wenn mir die Übersetzung nicht zusagte.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



Ich bin auch schon öfter mal auf grauenhafte Übersetzungen gestoßen. Ich hatte einmal ein Buch gelesen, welches allgemein grottig übersetzt war, wobei das englische Wort "boyfriend" überhaupt nicht übersetzt, sondern einfach so stehen gelassen wurde. Da es sich um eine Liebesgeschichte handelte, kam dieses Wort mehrmals pro Seite vor. Ich fand das einfach schrecklich. So etwas sagt doch im Deutschen einfach niemand und so schwer, das Wort zu übersetzen, ist es ja auch nicht. Durch den Zusammenhang sollte doch jeder wissen, dass es sich um keinen platonischen Freund handelt.

Es ist schon schade, dass Bücher, die eigentlich unglaublich toll sein könnten, allein durch die Übersetzung so schlecht werden. Immerhin kann der Autor ja rein gar nichts dafür. Wenn man aber wirklich die Leistung des Autors beurteilen möchte und wissen will, wie er schreibt, dann sollte man die Bücher am besten tatsächlich alle im Original lesen. Das mache ich auch ganz gerne, da ich viele Bücher im Original einfach besser finde. Und gerade bei der englischen Sprache ist das ja keine große Herausforderung, diese Bücher zu lesen.

Ich habe aber auch schon sehr gute Erfahrungen mit übersetzten Büchern machen können. Es gibt ja wirklich Übersetzer, die den ganzen Witz und Pep im Buch trotzdem aufrechterhalten können, auch wenn es übersetzt wurde. Das finde ich einfach gut, wobei ich das aber auch von einer guten Übersetzung erwarte.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


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