Mangelhafte Gutachten über Erziehungsfähigkeit von Müttern?

vom 29.04.2015, 16:25 Uhr

Es kam schon mehrfach vor, dass ich im Fernsehen Beiträge darüber gesehen habe, dass heute viele Kinder zu Unrecht ihren Müttern entrissen werden. Es wurden Szenen und Telefonmitschnitte von verzweifelten Familien gezeigt. Oft war es so, dass die Mütter nach einer Trennung als nicht mehr erziehungsfähig abgestempelt worden sind. In Deutschland bereichern sich daran zahlreiche Organisation die wie Pilze aus dem Boden schießen und viel Geld von den Jugendämtern bekommen, wofür sie nur ein Minimum für die Unterbringung von Kindern ausgeben.

Das interessante dabei war, dass die Schuld offenbar bei den Gutachtern zu suchen ist. Diese sind meistens keine zertifizierten Fachpsychologen, sondern irgendwelche Leute wie Kindergärtner oder so. Menschen die von wissenschaftlicher Arbeit nicht die geringste Ahnung haben und daher auch pseudowissenschaftliche Tests zu rate ziehen nach dem Motto, dass Kind soll seine Eltern als Tiere malen und diese interpretiert man dann meist als so furchtbar, dass das Kind aus der Familie raus soll.

Auch die Richter und Anwälte sind unzureichend ausgebildet, sie können mit den Gutachten nichts anfangen und befolgen meist die Empfehlung die dort angegeben wird. Ich selbst finde es furchtbar, wie sowas in einem vermeintlich modernen Deutschland passieren kann, aber bei uns gibt es noch sehr viele Baustellen, wie man an solchen Regelungen sehen kann. Könnt ihr verstehen warum Eltern ihre Kinder weggenommen werden, nur weil irgendwelche unfähigen Gutachter sich ihre Meinung bilden und die Eltern dann viel Geld für ein Gegengutachten ausgeben müssen? Warum werden für familiäre Gutachten keine zertifizierten Psychologen herangezogen?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Also ich kenne jemanden, der Gutachten für Familiengerichte schreibt und das ist ein Psychologe. Ich weiß jetzt nicht, was du mit "zertifizierten Psychologen" meinst und was für dich der Unterschied zwischen zertifizierten Psychologen und normalen Psychologen ist, die haben alle studiert.

Und das mit dem Tiere malen ist eine Eisbrecher-Übung, da geht es darum, dass das Kind etwas malen kann, was Kinder meistens gerne machen, und man geht nicht nach den Tieren, sondern man befragt das Kind dazu, warum es beispielsweise den Vater oder die Mutter als dieses oder jenes Tier gemalt hat. Dadurch kann man einfach in ein Gespräch einsteigen, das ist besser, als das Kind gleich mit Fragen zu konfrontieren.

Somit stimmt die Aussage nicht, dass für Gutachten keine Psychologen herangezogen werden. Das werden sie ja, aber man kann auch andere Berufsgruppen dazu nutzen und befragen und das können dann auch Pädagogen sein und Kindergärtner sind ja letztlich Pädagogen.

Auch ein Kindergärtner kann durchaus etwas zum kindlichen Verhalten sagen. Um in Deutschland Kindergärtner zu werden muss man auch eine recht aufwändige pädagogische Ausbildung absolvieren, die gewinnen ihre Berufszulassung nicht an der Losbude. Der Kindergärtner hat sicherlich eine andere Betrachtungsweise als beispielsweise der Psychologe, aber er ist kein Depp.

Eigentlich wird für so ein Gutachten viel Aufwand betrieben. Die Eltern werden einzeln und getrennt befragt, sie füllen Tests und Fragebögen aus, werden im Umgang mit dem Kind beobachtet, das Kind wird befragt, auch noch weitere Kontaktpersonen usw.

Es ist auch nicht oft so, dass Mütter als nicht erziehungsfähig abgestempelt werden. Da hast du bestimmt irgendeine Reportage angeschaut, die einen Fall als ganz dramatisch dargestellt und auf die Tränendrüse gedrückt hat. Sonst wird der Zuschauer ja auch nicht emotional angesprochen. Das wird schon seine Gründe haben, wenn eine Mutter als nicht erziehungsfähig benannt wird. So, wie du das unterstellst, dass das einfach mal so passiert, ist es bestimmt nicht.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Wenn es wirklich so extrem wäre, wie du es beschreibst, dürften einige Mitschüler meiner Kinder nicht mehr zu Hause leben. Und das ist nicht der Fall, obwohl trotz Unterstützung vom Jugendamt nicht alles so optimal läuft. Vielleicht solltest du den Medien da nicht ganz so über den Weg trauen, wie du es hier tust. Denn da wird vieles aufgebauscht und sehr übertrieben dargestellt.

Und bis ein Kind aus der Familie genommen wird muss schon sehr viel passieren. Leider muss man dazu sagen, dass es zu viele Fälle gibt, wo man einfach zu lange gewartet hat. Aber das Bestreben der Ämter ist halt, dass man ein Kind bei der Mutter oder eben bei der Familie belassen will. Deswegen gibt es auch unzählige Möglichkeiten, wo man sich Unterstützung holen kann.

Wenn man dann als geschulte Fachkraft das erste Mal mit einem Kind Kontakt hat, muss man einen Weg finden, um Vertrauen aufzubauen. Oder würdest du gleich das Kind zur häuslichen Situation ausfragen? Was meinst du was es dir da erzählen wird? Gar nichts oder nicht die Wahrheit. Also baut man erst mal eine Vertrauensbasis auf, wo das Kind sich mit den Dingen beschäftigen kann, worauf es Lust hat.

Das muss ja nicht unbedingt malen sein. Manchmal beginnt man auch verschiedene Spiele, die dann sanft in ein Rollenspiel gelenkt werden. Wenn man dann den Kindern die entsprechende Rolle gibt, dann wird man an deren Reaktion schon sehen, wie die Mutter oder Vater in bestimmten Situationen reagiert. Und auf diese Erkenntnisse kann man dann alles weitere aufbauen, um sich ein Gesamtbild zu machen.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



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