Manche Wörter schriftlich schnippisch wahrnehmen?

Jeder kennt ja die Sender-Empfänger-Theorie, nach der verschiedene Menschen vermittelte Informationen durch andere unterschiedlich wahrnehmen, formulieren usw. In mündlichen Kontexten ist das Phänomen gut untersucht. Was aber ist mit dem schriftlichem Austausch, wie er in den letzten zwei Jahrzehnten zunehmend an Bedeutung gewonnen hat?

Gibt es Wörter oder Sätze und Phrasen, die von fast jedem in einem schriftlichen Zusammenhang als schnippisch wahrgenommen werden? Vor längerer Zeit stellten unterschiedliche Freunde und ich fest, dass fast jede von uns die Wörter "Aha", "Tja" und "So so" mehr oder weniger als verschnupft, schnippisch oder sonstig negativ behaftet wahrnimmt. Auch ein Klassiker, der oft nicht gut ankommt, ist "Wenn du meinst".

Ich weiß aber, dass nicht jede und jeder dies so sieht, manche benutzen diese Wörter auch neutral gemeint. Welche Wörter und Wendungen empfindet ihr als schnippisch? Oder ist das immer im Kontext mit der Person und der Unterhaltung oder Thematik zu sehen?

Ich interpretiere in moderne schriftliche Kommunikation absichtlich nicht zu viel hinein, weil ja schon seit Langem bekannt ist, dass es schnell zu Missverständnissen kommen kann, wenn man den Gesamtkontext nicht mitbekommt, wie etwa den Gesichtsausdruck (Emojis haben hier durchaus praktischen Nutzen) oder die Tatsache, dass gerade zwei Kinder an einem zerren und die Milch überkocht, während sich die kinderlose Schwester in Kurzarbeit (also ich) nach einer guten Quelle für Bio-Müsli erkundigt. Da können dann schon ein paar kurz angebundene Brocken fallen, aber da hätte ich viel zu tun, wenn ich ich immer gleich eingeschnappt wäre.

Schließlich gibt es genügend Gründe, sich kurz zu fassen oder auch mal nicht top gelaunt zu sein, während man per WhatsApp o.ä. kommuniziert. Da muss sich schon jemand aktiv anstrengen, damit ich die Antworten als "schnippisch" wahrnehme. Und da denke ich mir auch eher: Dann schreib doch lieber gar nichts zurück als deine und meine Zeit mit nutzlosen Nicht-Antworten zu verschwenden.

Ich glaube, dass ich am Anfang meiner WhatsApp-Zeit ziemlich spröde, vielleicht auch schnippisch oder unfreundlich rüberkam. Ich habe das an den Reaktionen meiner Schwägerin gemerkt (einer meiner Schwägerinnen). Vielleicht habe ich da aber auch zu viel hineininterpretiert. Meine Schwester meint eh, dass ich arrogant sei. Das sagt sie zwar nicht direkt, aber ich weiß, dass das so ist. Da muss ich besonders aufpassen, wie und was ich schreibe.

Ich habe lange gebraucht, bis ich mich an Smileys gewöhnt habe. Wenn ich meiner Schwägerin oder meiner Schwester jetzt sagen möchte, dass ich in irgendeiner Sache völlig anderer Meinung bin, schreibe ich nicht nur meine Argumente, sondern setze noch irgendein freundliches oder augenzwinkerndes Smiley dahinter. Ich habe festgestellt, dass das viel abmildert. Manchmal streue ich auch welche relativ willkürlich ein. Besonders meine Schwägerin hat die Angewohnheit, mehr in Bildersprache zu schreiben als in Worten. Ein Herzchen reicht da nicht. Es müssen immer mindestens fünf sein, und das oft mitten in einem Text.

Mittlerweile finde ich manche Smileys ganz gut, um Freundlichkeit auszudrücken. Ich benutze aber nur sehr wenige. Oft verwende ich einfach das dezent lächelnde, manchmal einfach ohne sonst etwas, als Reaktion auf eine Mitteilung, sozusagen als Information, dass ich sie freundlich zur Kenntnis genommen habe. Ich bin immer noch der altmodischen Meinung, dass ich auf jede Meldung reagieren sollte, auch wenn keine Antwort verlangt wurde, und sei es nur durch ein Smiley.

Nur mit meinen Kindern kann ich normal schreiben, ohne dass irgendwer beleidigt ist, weil sie auch immer kurz angebunden sind. Gespräche laufen oft in Ein- oder Zweiwortsätzen oder komplett in Abkürzungen oder so Wörtern wie Hä. Das wird aber von keiner Seite her als schnippisch wahrgenommen. Mit anderen Leuten könnte ich nicht auf diese Art und Weise schreiben.

Wenn man nur Wörter liest, dann kann man da schnell mal etwas hinein interpretieren, was gar nicht gemeint war. Das geht mir auch oft so und ist meistens fehlender Smilieys geschuldet. Werden diese verwendet, komme ich sehr gut mit der Interpretation des Textes klar, weswegen ich auch selber gerne welche verwende, damit es nicht zu Missverständnissen kommt. Wenn man aber nicht sieht, wie das Gesicht dabei ist und man es nicht hört, dann kann man immer mal daneben liegen, wie man dann etwas wahrnimmt.

Das stimmt, auf Wörter wie "Aha" reagiere ich auch manchmal empfindlich, weil ich das Gefühl habe, man würde meine Aussagen nicht ernst nehmen oder mir nicht "abkaufen" wollen. Ein weiteres Satzmuster, welches mich oft nervt, ist außerdem "Ist das so schwer?", welches ich so empfinde, als ob man mich für besonders inkompetent oder träge halten würde. Vor allem, wenn ich denke, dass damit gar nicht auf meine tatsächliche Intention eingegangen wird, ärgern mich solche Sätze manchmal.