Mageres Gehalt durch Überstunden aufbessern?
In Deutschland würde wohl die Bereitschaft der ArbeitnehmerInnen immer mehr wachsen, auch Überstunden abzuleisten. Das aber jetzt weniger aus Geschäftsinteresse, sondern weil man dadurch einen kleinen Zusatzverdienst generieren möchte. Wärt ihr auch gern zu Überstunden bereit, wenn ihr etwas wenig verdienen würdet? Wären Überstundenbezüge für euch ein willkommener Nebenverdienst oder würdet ihr euch lieber mit weniger Geld so gut es geht arrangieren?
Das kommt doch immer ganz auf die individuelle Situation an. Da ich sowieso neben meinem täglichen Dienst auch Bereitschaftsdienste absolvieren muss, mache ich sowieso immer bezahlte Überstunden. Das lässt sich vom Grundprinzip her gar nicht vermeiden. Ich kann lediglich grob einteilen, wie viele Stunden es am Ende werden.
Theoretisch könnte ich die Stunden auch abbummeln. Aber praktisch lässt es das Arbeitspensum gar nicht zu, dass ich jeden Monat eine Woche blau mache. Von daher habe ich eh immer einen ordentlichen Nebenverdienst, zumal meine Bereitschaftsdienststunden auch halbwegs passabel bezahlt werden.
Ich glaube, es kommt immer darauf an, wie gut Überstunden vergütet werden. Es muss sich also lohnen. Natürlich gibt es sicherlich Leute, die sind auf jeden Cent angewiesen und würden auch für ein mickriges Extragehalt Überstunden machen. Aber Arbeit und Lohn müssen schon in einem ausgewogenen Verhältnis stehen. Ansonsten macht es vielleicht auch mehr Sinn einfach noch einen zweiten Job anzutreten. Und natürlich muss man sich auch fragen, ob man denn mit weniger Geld überhaupt zu recht kommen würde und dann ob man das will.
Aus meiner eigenen Sicht ist es eher so, dass ich lieber ein paar Stunden nochmal oben drauf packe und mich dafür eben finanziell nicht einschränke. Aber das muss dann jeder selber entscheiden.
Hängt das nicht eher von den Konditionen des Arbeitsvertrags ab? Bei uns wird man zum Beispiel nach Tarifvertrag bezahlt. Da haben Überstunden genau genommen gar keinen Sinn, weil man dadurch nicht mehr Geld am Ende des Monats ausbezahlt bekommt. Man kann die Überstunden höchstens in Form von Freizeitausgleich abbauen, aber mehr Geld bekommt man dafür nicht. Da wäre ein Minijob oder so etwas deutlich sinnvoller, wenn man mehr Geld verdienen möchte und das Gehalt aufbessern will.
Täubchen, was hat denn für andere Arbeitnehmer ein nicht näher bezeichneter Tarifvertrag für eine Bedeutung? Nur weil dein Tarifvertrag keine Auszahlung von Überstunden vorsieht, gilt das nun wirklich nicht für alle anderen Tarifverträge. Die Mehrzahl der nach Tarif Beschäftigten erhalten Überstunden mit einem Zuschlag bezahlt, weil der Tarifvertrag das vorsieht.
Ob sich Überstunden lohnen, das hängt doch stark von Job und von den Steuern ab. Wenn man in der Progression nach oben rutscht, lohnt es sich meist nicht. Und wer oberhalb der Beitragsbemessungsgrenze verdient, bekommt meist keine Überstunden bezahlt, weil er sowieso nicht nach Stunden, sondern nach Aufgaben bezahlt wird.
Ich weiß ja nicht wie das in Deutschland so spielt aber in Österreich rentiert sich es kaum, Überstunden zu machen. Man kann damit das Gehalt gar nicht aufbessern- im Gegenteil- man bezahlt einen Haufen Steuern. Da nimmt man lieber Zeitausgleich und genießt die Zeit mit der Familie.
Was sich rentieren würde, wäre Schwarzarbeit, die ja wiederum verboten ist. Das ist meiner Meinung nach ein Teufelskreis. Aber immer mehr Menschen sind leider auch in Österreich darauf angewiesen, Überstunden für wenig Geld zu machen, damit sie überhaupt über die Runden kommen. Das ist zwar traurig, aber leider Realität. Es muss sich meiner Meinung nach einiges ändern, da immer noch die, die arbeiten gehen benachteiligt und die, die faul zu Hause herum sitzen bevorzugt werden.
Und natürlich werden die, denen es besser geht, wenn sie zu Hause sitzen auch nicht arbeiten gehen, wären ja doof wenn sie das tun würden.
cooper75 hat geschrieben:Ob sich Überstunden lohnen, das hängt doch stark von Job und von den Steuern ab. Wenn man in der Progression nach oben rutscht, lohnt es sich meist nicht. Und wer oberhalb der Beitragsbemessungsgrenze verdient, bekommt meist keine Überstunden bezahlt, weil er sowieso nicht nach Stunden, sondern nach Aufgaben bezahlt wird.
Mal abgesehen davon, dass dein letzten Absatz mit Sicherheit nicht für die Allgemeinheit übertragbar ist, verstehe ich persönlich auch immer das Gehabe von Steuerprogression nicht. Unterm Strich ist das doch eigentlich quatsch. Es ist ja nun einmal so, dass durch Überstunden nicht plötzlich mein Steuersatz explodiert. Ich zahle doch nur für die zusätzlich verdienten Euro mehr Steuern. Dafür fallen dann eben oftmals keine zusätzlichen Belastungen für Rentenversicherung, Arbeitslosenversicherung und Krankenkasse mehr an.
Dadurch gleicht sich die Abgabenlast dann doch oftmals wieder aus. Ob ich nun für meine ersten paar Tausend Euro Gehalt im Monat 50 Prozent abgeben darf, weil ich circa 20 Prozent Sozialabgaben und 30 Prozent Lohnsteuer abdrücke oder dann 50 Prozent für die nächsten tausend Euro, wo dann die Sozialabgaben 0 Prozent sind, dafür die Lohnsteuer auf fast 50 Prozent ansteigt, macht das doch kaum einen Unterschied.
Zumal es ja für einige Berufsgruppe oder auch Montage- und Akkordarbeiter durchaus vorkommen kann, auch mal über den Beitragsbemessungsgrenzen zu legen. Deswegen ist ja nicht jeder gleich ein Top-Manager, der einfach nur ein horrendes Grundgehalt hat.
Steuern haben damit wohl nur wenig damit zu tun ob sich Überstunden lohnen. Vielmehr muss halt einfach das Gehalt stimmen und dann muss eben das Verhältnis von Lohn zu Lebensweise passen, ob das überhaupt sein muss.
Klehmchen, normale Überstunden sind sozialversicherungspflichtig. Auch die Zuschläge für Überstunden sind, anders als Zuschläge für Arbeit in der Nacht, sonntags und an Feiertagen, sozialversicherungspflichtig. Dafür bringen dich unregelmäßig anfallende Überstunden nicht über die Beitragsbemessungsgrenze, weil sie nicht als regelmäßiges Arbeitsentgelt gezählt werden.
Damit funktioniert die Rechnung mehr Steuern gegen weniger Sozialabgaben nicht. Natürlich erfolgt über die Jahressteuerberechnung ein gewisser Ausgleich der höheren Steuer für den Monat der Auszahlung. Aber die Sozialabgaben sind weg.
Und es bleibt ja die Frage, ob es sich lohnt, einen niedrigen Verdienst über Überstunden aufzubessern. Und das sollte man eben vorher gründlich durchrechnen, weil einem in dem Fall eine Steuerrückerstattung meist wenig nützt. Werden die Überstunden beispielsweise gesammelt und in einem Schlag ausbezahlt, kann es zum Effekt weniger netto bei mehr brutto kommen. Wenn die Abgabenlast für die Überstunden auf über 50 Prozent steigt, was bereits weit unter der Beitragsbemessungsgrenze passiert, lohnt es sich auch nicht unbedingt.
In solchen Fällen ist es besser, wenn man stattdessen einen Minijob mit vernünftigem Stundenlohn annimmt oder sich mit seinem Arbeitgeber auf einen zusätzlichen Minijob einigt. Denn wenn das Gehalt jeden Monat einfach knapp ist, dann möchte man doch möglichst viel herausholen, oder?
cooper75 hat geschrieben:Klehmchen, normale Überstunden sind sozialversicherungspflichtig. Auch die Zuschläge für Überstunden sind, anders als Zuschläge für Arbeit in der Nacht, sonntags und an Feiertagen, sozialversicherungspflichtig. Dafür bringen dich unregelmäßig anfallende Überstunden nicht über die Beitragsbemessungsgrenze, weil sie nicht als regelmäßiges Arbeitsentgelt gezählt werden. Damit funktioniert die Rechnung mehr Steuern gegen weniger Sozialabgaben nicht. Natürlich erfolgt über die Jahressteuerberechnung ein gewisser Ausgleich der höheren Steuer für den Monat der Auszahlung. Aber die Sozialabgaben sind weg.
Wovon redest du da eigentlich? Hier wurde argumentiert, dass die Steuern zu hoch wären für die Überstunden und es dann sinnvoller ist, diese Zeit in Freizeit auszugleichen. Abgesehen davon, dass ich privat krankenversichert bin, würde mich meine Mehrarbeit über die Beitragsbemessungsgrenzen in der Krankenversicherung und Rentenversicherung bringen. Also zumindest eine Rentenversicherungspflicht habe ich auf das Einkommen meiner Mehrstunden nichtmehr. Dementsprechend funktioniert das schon.
Und wenn man eben ein geringes Einkommen hat, dann sind auch die Steuern jetzt nicht so hoch, dass von dem Geld nichts überbleiben würde. Zumal es sich ja, wenn man nur unregelmäßig Überstunden macht, auch noch über die Steuererklärung relativieren würde. Von daher sehe ich eben das Argument, dass die Steuern zu viel des Mehrlohns auffressen würden, eher als Mär an. Vielmehr sind dann einfach die Überstunden zu schlecht bezahlt, wenn es sich nicht lohnt.
Klehmchen, was ist eigentlich so schwer daran zu verstehen? Unregelmäßige anfallende Überstunden zählen nicht zum regelmäßigen Arbeitsentgelt und bringen den Arbeitnehmer nicht über die Beitragsbemessungsgrenze. Wenn du regelmäßig Überstunden machen kannst, dann gilt das noch lange nicht für jeden.
Zudem vertust du dich ziemlich bei den Abgaben. Wer knapp unter 20.000 Euro pro Jahr verdient, gibt 35 Prozent seines Einkommens in Form von Steuern und Sozialabgaben ab. Rutscht er über 20.000 Euro steigen seine Abgaben insgesamt schon auf 42 Prozent. Ganz andere sieht es dagegen ab 30.000 Euro aus. Da bleibt man immer auf einem ähnlich hohen Niveau.Das
Wenn von einem mageren Verdienst die Rede ist, dann betrifft es wohl eher diesen Bereich. Wenn dann noch eine gesammelte Auszahlung dazukommt, kann mehr brutto in diesem Monat weniger netto bedeuten. Aber wer mit jedem Euro rechnet, der wartet ungern auf die Steuererklärung. Was ist also falsch daran, erst genau nachzurechnen und dann eventuell einen Minijob zu wählen?
cooper75 hat geschrieben:Zudem vertust du dich ziemlich bei den Abgaben. Wer knapp unter 20.000 Euro pro Jahr verdient, gibt 35 Prozent seines Einkommens in Form von Steuern und Sozialabgaben ab. Rutscht er über 20.000 Euro steigen seine Abgaben insgesamt schon auf 42 Prozent. Ganz andere sieht es dagegen ab 30.000 Euro aus. Da bleibt man immer auf einem ähnlich hohen Niveau.
Oh Wahnsinn, von 100 Euro bleiben dann also statt 65 Euro nur noch 58 Euro über. Das macht eine Überstunde dann natürlich wahnsinnig unattraktiv, wenn man auf das Geld angewiesen ist. Du sagst doch genau das, was ich meine. Im Großen und Ganzen ist es ein Trugschluss zu glauben, dass man mit steigendem Einkommen, nichts mehr netto über behält. Die Abgaben steigen schon etwas, aber keinesfalls so dramatisch wie es oft geschildert wird. Und wer von Haus ein mickriges Einkommen hat, bei dem steigt das ganze doch noch viel weniger an. Da würde mich jetzt schon interessieren, wie du bei geringem Einkommen auf eine Abgabenquote von mehr als 50 Prozent kommen willst. So eine Quote habe ich sogar als Gutverdiener nicht einmal.
Und auch der Minijob hilft halt nur dann, wenn er vom Stundenlohn gut bezahlt ist. Wobei sich dann sicherlich die Frage stellt, ob man den richtigen Job hat, wenn man unqualifiziert in einem Minijob einen deutlich besseren Stundenlohn bekommt als mit seiner Haupttätigkeit. Dementsprechend würde ich hier eben weiterhin dabei bleiben. Überstunden lohnen sich halt dann, wenn der Stundenlohn vernünftig ist, alles andere inklusive Steuerklasse und Sozialabgaben sind da eher zweitrangig. Selbst wenn man nur wenig Abgaben hat, dann bleibt von wenig eben immer noch nur wenig über. Wenn dagegen gut bezahlt wird, kann man sich auch mehr Abgaben leisten und es bleibt trotzdem ein anständiger Lohn über.
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