Männliche Synchronschwimmer? - "Anruch des Gay"
Zu Beginn des Synchronschimmens war dieser Sport noch ein reiner Männersport. Zum Ende des 19 Jahrhunderts fanden die ersten Wettkämpfe im "Reigenschwimmen" in Deutschland statt. Es war der Vorreiter der des Synchronschimmen welches seit 1984 eine Olympische Disziplin ist. Erst seit 1907 waren auch Frauen zugelassen.
Bei den letzten Weltmeisterschaften traten auch gemischte Teams an und erzielten sehr gute Ergebnisse. Aber bei den Olympischen Spielen dieses Jahr wurde den Teams das Startrecht verwehrt.
Im Verbund sind Männer als Synchronschwimmer anscheinend nicht mehrheitsfähig und Männer hätten in diesem Sport einen Anruch des Gay. Der Generalsekretär Jürgen Fornoff vom Deutschen Schwimm-Verband ist selbst für die Öffnung und denkt das es eines Tages dazu kommt.
Olympiasiegerin Natalia Ischtschenko nannte Männer als Synchronschwimmer "widernatürlich" und ihre Duett-Partnerin Swetlana Romaschina sprach sich auch gegen Männer in diesem Sport aus. Russlands Sportminister Witali Mutko war letztes Jahr nicht erfreut das gemischte Wettbewerbe gerade in Russland ihre Premiere hatten. Dazu sagte er: "Offensichtlich wurde das von einer Gruppe von Ländern durchgedrückt, Synchronschwimmen ist ein rein weiblicher Sport".
Niklas Stoepel, Deutschlands einziger männlicher Synchronschwimmer fühlt sich diskriminiert und auch der Amerikaner Bill May sieht dieses nicht viel anders, er gewann vor einem Jahr in Kasan mit Partnerin Christina Jones das erste WM-Gold.
Was denkt ihr? Ist diese Haltung gegenüber von Männern im Synchronschwimmen haltbar? Sind Männer in diesem Sport widernatürlich? Wie ist es dann mit anderen Sportarten wie Eiskunstlauf? Ich hoffe das auch hier die Tore geöffnet werden und das Menschen wie Stoepel und May dann bei den nächsten Spielen antreten dürfen.
An russische Aussagen zum Thema Homosexualität sollte man sich eh niemals halten. Also zumindest überrascht mich nicht, dass die so homophob und mit so dummen Argumenten daherkommen. Widernatürlich ist doch echt ein plattes Argument. Als ob es für Menschen natürlich wäre, im eiskalten Sibirien zu wohnen, wenn man nicht mal eigenes Fell hat. Um nur ein Beispiel zu nennen.
Keine Ahnung, ob an dem Klischee vom schwulen Balletttänzer oder Eiskunstläufer was dran ist. Es kann also schon sein, dass viele Synchronschwimmer schwul sind. Es geht schon sehr viel mehr um Ästhetik als beim Hammerwurf. Wobei es auch viele Männer gibt, die von ästhetischen Dingen angezogen werden, aber dennoch nicht schwul sind. Es ist halt nicht alles schwarz und weiß.
Ich finde das aber auch total nebensächlich. Jede Sportart sollte von Männern und Frauen ausgeübt werden können. In manchen Sportarten ist es sinnvoll, sie zu trennen, weil aufgrund der Anatomie unterschiedliche Ergebnisse möglich sind. Aber es gibt keine Sportart, zu der eines der beiden Geschlechter (und was es da wiederum für Grautöne gibt) nicht fähig wäre. Und dann geht es doch beim Sport einfach nur um Spaß an der Bewegung, oder?!
Die russische Argumentation zu dem Thema kann man ja wohl absolut in die Tonne treten, denn wenn sich ein Land homophob äußert, dann ja wohl Russland. Abgesehen davon finde ich nicht, dass ein Mann schwul sein muss um so einem Sport nachzugehen.
Natürlich finde ich es aber auch nicht, wenn man überhaupt diesen Sport betreibt, also ist das Argument schon mal hinfällig. Ich denke, dass jeder das machen sollte, was er mag und wenn dann mal einer schwul ist oder alle schwul sind, frage ich mich, wen das interessieren soll. Die Männer sind deswegen ja trotzdem Männer und wenn ihnen das Spaß macht, sollen sie es doch machen. Ich denke aber nicht, dass man automatisch schwul ist oder schwul wird, weil man diesen Sport betreibt.
Zur in Russland hoffähigen und verbreiteten Einstellung zum Thema Homosexualität ist ja eigentlich schon alles gesagt, und man soll sich ja nicht negativ über die schwulenfeindliche Bagage und das kulturlose Oligarchentum äußern. Konsequenterweise müssten die Vertreter der "Weiber weiblich, Männer männlich"-Fraktion ja dann auch ihre Eiskunstläufer ins Gulag sperren und sämtliche Ballett-Kompagnien einschließlich des von ihnen heiß geliebten Bolschoi schließen und das männliche Ensemble an die Wand stellen. Aber das tut ja auch keiner.
Jeder halbwegs aufgeklärte Mensch weiß schließlich, dass Berufe oder Hobbys dich oder mich genauso wenig schwul wie hetero machen können. ("Anruch des Gay" ist übrigens kein auch nur ansatzweise grammatikalisch wie syntaktisch verständlicher oder korrekter deutscher Ausdruck. Wer bei allen schwulen griechischen Göttern hat das denn übersetzt?)
Und natürlich ist es diskriminierend, wenn bestimmte Sportarten bestimmten Geschlechtern vorbehalten sind, weil irgendwelche Wirrköpfe es als "widernatürlich" ansehen, wenn Männer ästhetiklastige Sportarten oder Berufe haben. Umgekehrt habe ich auch schon das Argument gehört, dass man Frauen gewisse Sportarten wie Gewichtheben oder Kugelstoßen verbieten sollte, weil die vor Anstrengung verzerrten Gesichter und die trainierten Oberkörper nicht schön und feminin aussehen. Da gäbe es bestimmt auch einen internationalen Aufschrei, wenn die sportlichen Damen auf einmal nur noch rhythmische Sportgymnastik, Pistolenschießen (auch grenzwertig unfeminin) und ein bisschen Schwimmen im Ganzkörperanzug wettkampfmäßig betreiben dürften.
Ich persönlich finde es zwar nachvollziehbar, dass bei den meisten Sportarten nach wie vor Frauen und Männer nur gegen ihr eigenes Geschlecht antreten und nur dann "gemischt" wird, wo es auch sinnvoll ist. Aber dass bestimmte Sportarten Männern (bzw. Frauen) vorbehalten werden, weil manchen Leuten die Optik nicht zusagt, halte ich für völlig verquer und unlogisch. Privat hoffe ich sogar auf einen Männerwettkampf in rhythmischer Sportgymnastik. Wieso sollten nur Frauen das Recht haben, anmutig und grazil mit Bällchen und Bändern zu spielen?
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