Macht Mut wirklich glücklich?

Mut soll glücklich machen und ich denke, dass das wirklich stimmt. Wenn man selbst schon mutig war und eine schwierige Situationen gemeistert hat, ist man hinterher ja meist erleichtert, aber auch irgendwie glücklich, dass man es sich hinter sich hat und so gut geschafft hat. Ich denke aber auch, dass man glücklich ist, wenn man mutig war und jemand anderem dadurch helfen konnte. Das wird sicherlich auch ein kleines Hochgefühl verursachen.

Meint ihr, dass Mut wirklich glücklich macht? Habt ihr da selbst schon Erfahrungen sammeln können? In welchen Situation erging es euch schon so, dass ihr mutig wart und anschließend wirklich glücklich darüber? Oder nehmt ihr es als selbstverständlich, dass man auch mal mutig sein muss und erlebt anschließend kein Glücksgefühl?

Es kommt doch eher auf die Umstände an. Ich habe Weißkittelhypertonie. Aber bin ich deswegen glücklich, nur weil ich beim Arzt war? Ich bin vielleicht erleichtert, aber glücklich zu sein definiere ich anders. Anders sieht es aus, wenn man etwas erreicht hat, was man schon immer erreichen wollte (ich gehe zum Arzt, weil ich muss und es vernünftiger ist und nicht, weil ich unbedingt will). Dann ist man natürlich glücklicher, wenn man es gewagt hat und es sich getraut hat, eben weil die Folgen langfristiger sind und man es schon länger tun wollte.

Überspitzt gesagt, wenn man seinen Partner verlassen muss/ möchte, weil man wieder in seine Heimat ziehen möchte und er möchte nicht mit, wird man natürlich glücklicher sein, wenn man den Schlussstrich zieht, sich trennt und dann wegzieht, auch wenn man Angst hat, dass das alleine nicht zu stemmen ist und man bis dahin möglicherweise finanziell und emotional vom Partner abhängig gewesen ist. Es kommt eben immer darauf an, was man erreichen möchte, wie sehr man es möchte und wie groß die Hindernisse empfunden werden.

Ich glaube schon, dass es glücklich machen kann, wenn man sich selber etwas beweist und sich in Situationen überwindet. Ist man aber ein mutiger Mensch und hat fast keine Angst, dann wird man dadurch bedingt nicht unbedingt glücklicher sein als ein ängstlicher Mensch, der sich immer wieder überwinden muss. Glück kann von einem selber bestimmt werden und man kann sein Leben so gestalten, dass man glücklich sein kann. Letztendlich muss jeder selber wissen was einen glücklich macht und wie man sein möchte.

Ganz spontan würde ich sagen: Glücklicher als Feigheit allemal. Und ich meine damit nicht den Mut, der Leute aus Flugzeugen springen lässt. Das ist Nervenkitzel. Auch eine gute Sache, aber Mut ist in meinen Augen eher im Alltag zu finden, von außen betrachtet oft ganz unspektakulär.

Manche Leute sind charakterlich einfach härter im Nehmen, während andere ausgemachte Schisser darstellen, die vom Zahnarzt über große Hunde, Gewitter oder Leuten, die schwul oder Moslems sein könnten alles fürchten und sich Sorgen machen, was alles Schlimmes passieren kann. Wer wird da wohl glücklicher sein, jemand der (wie ich zum Beispiel) schon drei Tage vor der Zahnreinigung nicht mehr schlafen kann oder jemand, der sich sagt: "Das halte ich schon aus!"?

Oder auch bei Risiken und unangenehmen Entscheidungen: Wer aus purer Feigheit in einer Situation ausharrt, die ihn oder sie schon lange nicht mehr zufriedenstellt, wird wohl auf Dauer gesehen kaum ein glücklicheres Leben führen als jemand, der auch mal ein Risiko eingeht und einen Neuanfang wagt, auch wenn er dafür alle möglichen Ängste überwinden muss. Selbst bei ganz banalen Dingen, wenn sich jemand beispielsweise nicht "traut", irgendein Hobby anzufangen, weil die Nachbarn ja reden könnten, ist das für mich auch kein Zeichen, dass es sich hier um einen glücklichen Menschen handelt, der freie Entscheidungen treffen kann.