Machen neue Dorfplätze Dörfer attraktiver?

In einem Nachbarort wurde der Dorfplatz neu gestaltet. Standesgemäß wurde er mit einem Dorffest neu eingeweiht. Ich finde dies zwar gut und schön, aber was auch dort fehlt, sind die Läden. Inzwischen kann man als Bezieher von Grundsicherung und Sozialleistungen doch nicht mehr in einem Dorf leben. Dort gibt es nichts mehr. Brauchen wir wirklich solche PR-Gags?

Attraktiver für wen? Ich denke eher nicht. Ein hübscher neuer Dorfplatz löst das Problem der Landflucht nicht und dass eben junge und qualifizierte Menschen abwandern und dadurch die negative Geburtenrate im Dorf verstärkt wird. Wenn im Dorf nicht Arbeitsplätze geschaffen werden und Geschäfte, wird sich an der Attraktivität nichts ändern und da bringt auch so ein schöner Dorfplatz gar nichts. Wer zieht schon aufs Land nur wegen dem Dorfplatz, wenn ansonsten gar nichts geboten werden kann?

Was hat denn jetzt ein Dorfplatz mit fehlenden Läden zu tun? Ein Laden muss sich tragen. Das funktioniert aber nicht, wenn nur die Rentner da einkaufen, die nicht anders können, und die anderen gerade einmal Vergessenes holen und sonst zum Discounter fahren.

Als wir einige Jahre auf dem Dorf gelebt haben, war der Dorfplatz das Herz des Ortes mit 2.300 Einwohnern. Da traf man sich, da würde Boule gespielt. Einmal im Jahr war Kirmes. Das Schützenfest und die Kirmes fanden ebenso statt wie der jährliche Kartoffelmarkt.

Natürlich ersetzte der Platz nicht den fehlenden Arzt, er kompensierte auch nicht den fehlenden Laden, immerhin gab es einen ganz kleinen Bäcker. Aber der Platz hat die Leute zusammengebracht und viel Lebensqualität geboten. Denn sonst hätte man immer nur am Wegesrand gestanden oder hätte sich in den Häusern treffen müssen. Und die Feste hätte es auch nicht gegeben.

Man muss den Menschen auch etwas Lebensqualität bieten und da ist ein Dorfplatz schon eine schöne Sache. Wir haben auch einen und da kann man sich gut treffen, Feste abhalten und natürlich ist das gut für die Seele. Das ersetzt aber natürlich keine Geschäfte. Bei uns gibt es zumindest einige Anlaufstellen, wo man etwas kaufen kann, von den Bauern direkt und das ist auch super schön. Wenn das alles aber nicht vorhanden ist, kann ich den Ärger über den neuen Dorfplatz verstehen.

Das kommt darauf an, wie der genutzt wird. Wenn der Platz einfach geteert wird und niemand nutzt ihn, kann man das glatt vergessen. Wenn aber auf dem Dorfplatz Gemeinschaftsleben entsteht, vielleicht ein Café dazu kommt und ein Gemeindehaus dort steht, das mit vielen Aktivitäten mit Leben gefüllt wird, ist das schon attraktiv. Aber es kommt natürlich darauf an, wie das Dorf gelegen ist. Wenn im Dorf keine Infrastruktur ist und weit und breit nur Dörfer sind, kann ein Dorfplatz auch nicht über die zentralen Probleme hinweg täuschen.

Direkt vor den Toren der Stadt wo ich wohne sind mehrere Dörfer. Klar ist das nicht einfach, wenn man kein Auto hat, weil man als Senior auf eine magere Busverbindung angewiesen ist. Aber für die Gemeinschaft und die Kultur wird auf den Dörfern teilweise mehr getan, als in der Stadt selbst. Und vor allem dann, wenn man es auf die Einwohner hoch rechnet. Von daher ist es auf diesen Dörfern dann attraktiver, wenn man Wert auf Gemeinschaft und menschliche Kontakte im realen Leben legt.

Wie attraktiv das für jeden Einzelnen ist, muss man sehen. Viele wohnen ja gerade deshalb in der Stadt, weil man da sein Ding machen kann und völlig anonym bleiben kann. Die würden von einem Dorfplatz eher abgeschreckt werden. Aber das ist ja auch nicht das klassische Klientel, das aufs Dorf raus zieht.