Machen für euch Fieslinge in Serien erst die Spannung aus?

vom 25.02.2018, 23:14 Uhr

In allen Serien, die ich sehe, gibt es mindestens einen Fiesling. Ich sehe eigentlich fast nur deutsche Serien und egal in welcher Serie gibt es diesen besagten Fiesling, der eigentlich immer Intrigen spinnt und die Leute fertig macht und meist mit allem durch kommt, was er macht.

Machen für euch diese Fieslinge in den Serien erst die Spannung aus oder würdet ihr auch Serien schauen, wo es immer nur Friede, Freude, Eierkuchen ist und die keiner da ist, der dort aufmischt? Denkt ihr, dass es realnah ist, wenn Fieslinge mitspielen?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Für mich ist der klischeebeladene Fiesling in einer Serie, der sich eindimensional dem puren Bösen hingibt und am Ende der Folge oder der Staffel noch einmal zu einem egozentrischen Monolog ansetzt, in welchem er uns, den anscheinend zu einfach gestrickten Zuschauern, und den sonstigen Protagonisten seine Motive offen legt, ein absoluter Graus. Das ist langweilig, das ist billig und denken kann und möchte ich selbst.

Deswegen mag ich auch die komplexen Antihelden aus Formaten wie Breaking Bad, den Sopranos oder auch Mad Men. Da fiebert man mit Betrügern, Mafia-Bossen, Serienmördern oder Drogenbaronen mit, denen man die Sympathie oder Menschlichkeit nicht immer absprechen kann. Ich mag es mehr, wenn ich selbst gefordert werde, mir eine ständig in Bewegung bleibende Meinung über einen Charakter zu bilden und nicht mit der Holzhammer-Methode vorgesetzt bekomme, wie ich eine Figur zu finden habe.

Ein gelungener Protagonist ist also eher fast schon der Antagonist, während dieser sogar eine eher positiv gezeichnete Figur sein kann. Aus dieser Komplexität und moralischen Verwirrung zwischen Gut und Böse und dem Bestehen von allen Anlagen in einer Figur ergibt sich erst die Faszination. Pure evil um des reinen Bösen willens empfinde ich, und vermutlich auch viele andere, als flach und langweilig. Eine Serie, in der alle gut sind, wie es früher Formate wie die Schwarzwaldklinik hergegeben haben, findet sicher auch ihre Fans, aber diese dürften sich langsam ausdünnen.

» Verbena » Beiträge: 4938 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Ich schaue Serien und Filme gar nicht so sehr wegen der Spannung. Beispielsweise langweilen mich Krimis unendlich, weil ich gar nicht wissen will, wer der Mörder ist. Und auch die üblichen Methoden, im Medium Fernsehen dem Publikum zu signalisieren: Achtung, jetzt nicht auf Klo gehen, gleich passiert etwas!, wie etwa diese quietschende Musik, irgendwelche dunklen Ecken oder der gute, alte Jump-Scare, wenn auf einmal ein lautes Geräusch ertönt oder jemand die Kamera quasi anspringt, habe ich schon so oft erlebt, dass sie mich nicht mehr vom Hocker hauen. Ähnlich geht es mir mit den "Fieslingen", die einfach nur fies sind, weil der Plot einen Antagonisten braucht. Wenn ich mich gut unterhalten fühlen soll, möchte ich es schon ein klein bisschen komplexer.

Deswegen kann ich mit den schon erwähnten Antihelden und moralischen Grauzonen eher etwas anfangen, da mich die Spannung innerhalb einer Figur oder ein Konflikt innerhalb der Handlung mehr interessiert als die Frage, ob der "Böse" jetzt mit seinen sinistren Plänen durchkommt oder nicht. Das ist mir einfach zu eindimensional. Lieber sind mir Bösewichte, die nicht nur fies sind, sondern beispielsweise nachvollziehbare Gründe für ihre Handlungen haben oder erst im Laufe der Serie oder des Films aus an sich guten Gründen zur "dunklen Seite" wechseln.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Du hast ja schon öfter geschrieben, dass du Fan von diversen Soaps bist. Ich würde Soaps nicht mit normalen Serien vergleichen, denn zumindest bei den guten Serien sind die Charaktere wesentlich dreidimensionaler geschrieben als in Soaps und es gibt "den Fiesling" so eigentlich gar nicht. Vom Crime Genre, bei dem einer am Ende der Mörder sein muss, vielleicht mal abgesehen, aber auch da ist der Mörder, der mordet weil er Lust hat zu morden doch eher die Ausnahme als die Regel.

Ich kann mit den strahlenden Helden selten viel anfangen und bin deshalb auch kein großer Fan des Superhelden Genres. Antihelden, gebrochene Helden und Charaktere mit Widersprüchen sind eher mein Fall. Diese krasse Überzeichnung mit Superhelden auf der einen und "Fieslingen" auf der anderen Seite ist total unrealistisch und viel zu comichaft. Gute Charaktere sind nicht schwarz oder weiß sondern irgendwo im Graubereich.

Ich frage mich auch, wo da die Spannung ist, wenn du weißt, dass der "Fiesling" in deiner Soap immer in Intrigen verwickelt ist und immer damit durchkommt. Das ist genauso vorhersehbar wie Superman, der wieder einmal die Welt rettet.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Naja, Fieslinge gibt es nicht nur in den Daily Soaps. Siehe DenverClan und Dallas aus den 80er Jahren. Auch da waren schon die Fieslinge mit ein Bestandteil einer Serie und damals schon war das Motto "Ein Fiesling darf in keiner Serie fehlen". Also sind diese Rollen, die eben Intrigen spinnen und dabei immer wieder auf die Pfoten fallen nichts neues in Serien und ich meine Serien und nicht nur die Soaps. Selbst in Kinderserien sind die "Bösen" dabei. Egal ob damals Zeichentrick oder heute animiert.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


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