Machen Dozenten den Studenten falsche Hoffnungen?

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Bei einigen Dozenten ist mir aufgefallen, dass sie uns ständig einbläuen, wir würden alle zukünftige Führungskräfte. Auch, wenn es um das Einstiegsgehalt geht, bekommen wir meiner Meinung nach unrealistische Beträge an den Kopf geschmissen von den Dozenten.

Manchmal habe ich das Gefühl, einige von ihnen leben nicht in der Realität. Denn ich kenne so einige Absolventen des Fachs, wenn auch von anderen Unis, die alles andere als einen erfolgreichen Start ins Berufsleben hatten. Da war man Ewigkeiten arbeitssuchend und danach entsprach das Gehalt auch nicht dem, was unsere Dozenten uns einzureden versuchen.

Viele meiner Kommilitonen sind da auch etwas blauäugig und denken wirklich, nach dem Abschluss würde sie jedes Unternehmen mit Kusshand nehmen. Die Vorstellung, mal wenige Monate arbeitslos zu sein, ist für viele schon unrealistisch und der Horror. Bereiten Dozenten die Studenten also nicht ausreichend auf das echte Leben vor? Oder ist das deren Art, uns ein optimistisches Zukunftsbild mitzugeben?Habt ihr ähnliche Erfahrungen gemacht?

Weder in Studium A, noch in Studium B war bei mir jemals die Rede davon, dass man nach der Universität sofort überall mit Kusshand genommen würde. In Studium A war vollkommen klar, dass man danach viel Praxis und Erfahrung sammeln muss und daher ein mickriges Gehalt, viele Überstunden und die unbeliebtesten Dienste das tägliche Brot ausmachen.

Mir war vorher bewusst, dass es ohne reiche Eltern, die mindestens fünf weitere Jahre finanzieren, oder ohne einen engagierten Mentor nichts wird. Deshalb bin ich ja den krummen Weg über eine Ausbildung gegangen, um mir die Unterstützung eines entsprechenden Menschen zu sichern.

In Studium B wurde immer sehr deutlich gemacht, dass man zwar an einer der führenden Universitäten für den Bereich gelandet ist, aber dass man gezielt arbeiten muss. Also es war eher eine permanente Drohung, dass man ohne gute Noten und Netzwerk irgendwo als Sachbearbeiter landet und dann besser eine Ausbildung gemacht hätte. Wenn man mit 700 Mann in einem Hörsaal sitzt, ist die Vorstellung, dass alle automatisch Häuptling werden, auch irgendwie ziemlich unrealistisch, oder?

Ich habe das teilweise auch schon feststellen dürfen, wobei ich mich gefragt habe, ob das Absicht ist oder eher Unwissenheit. Denn in meinem Bereich ist das zum Beispiel so, dass die allermeisten Dozenten nie im "echten" Berufsleben gewesen sind, sondern nach dem Studium direkt an der Uni geblieben sind, um Forschung betreiben zu können. Dass die nicht wirklich Ahnung haben, wie groß die Nachfrage in der freien Wirtschaft nach entsprechenden Absolventen ist, sollte logisch und nachvollziehbar sein.

Bei uns war es zum Beispiel üblich, dass die Dozenten uns vorgeschwärmt haben, dass sogar Bachelor-Absolventen mit Kusshand genommen würden, aber es hat sich dann herausgestellt, dass viele Kommilitonen von mir nach dem Bachelor damit auf die Nase gefallen und mehr oder weniger "gestrandet" sind. Die wenigsten haben nach dem Bachelor tatsächlich einen Arbeitgeber gefunden, der sie so akzeptiert hat, die meisten Arbeitgeber verlangen mindestens einen Master, wobei nur 20 Prozent aller Bachelors überhaupt einen Masterplatz bekommen können.

Das ist teilweise echt interessant zu beobachten, was die Betroffenen dann alles machen, um doch noch irgendwie auf einen grünen Zweig zu kommen. Vom Auslandsstudium bis hin zu Auslandspraktika, Schwangerschaft und berufsfremde Jobs habe ich schon alles beobachten können.