Lustlosigkeit der Frau eine Erfindung des Mannes?

Ich habe heute eine sehr aufschlussreiche Reportage über die Sexualität von Frauen gesehen (''Das Geheimnis der Lust'' auf ZDF). Dort ist auch klar gesagt worden, dass beispielsweise die Lustlosigkeit bei Frauen nicht pathologisch ist, sondern lediglich darauf beruht, dass die Frau kein Interesse mehr am Partner hat. Tatsächlich würden Frauen sogar häufiger fremd gehen, als Männer und hätten einen stärkeren Wunsch danach. Dies haben Studien auf der ganzen Welt ergeben. Eine davon fand sogar an meiner Universität statt.

Warum aber dann das Klischee von der Frau, die nie Lust hat? Einige Forscher haben in der Reportage gesagt, dass dies vermutlich einfach eine Erfindung des Mannes ist. Dieser tröstet sich so darüber hinweg, dass er wahrscheinlich kein guter Liebhaber mehr ist und die Frau kein Interesse mehr an ihm hat. Außerdem gefällt Männern der Gedanke nicht, dass die Frau ebenso fremd gehen kann und nicht die brave Frau am Herd ist.

So können Frauen Sex und Liebe sehr gut trennen und würden entgegen aller Klischees auch nicht fremd gehen, weil sie sich verlieben, sondern einfach weil sie Lust darauf haben. Männern gefällt jedoch die Vorstellung einer monogamen Partnerin, die verlässlich ist und dem Mann auf die Finger klopft, anstatt selbst attraktiven Männern hinterherzuschauen. Denkt ihr, dass sich dies in der Gesellschaft noch stärker zeigen wird? Ich denke schon, dass sich bei vielen die Vorstellung gewandelt hat und die meisten nun nicht mehr glauben, dass die Frauen harmloser sind, als die Männer. Wie denkt ihr darüber?

Ich denke nicht, dass man das so verallgemeinern kann. Ich bin ja eine Frau und für mich gehören Sex und Liebe beispielsweise schon sehr zusammen. Ich würde aber auch eher das Gespräch suchen, wenn ich der Meinung bin das etwas langweilig wird und ich mir andere Sachen wünsche.

Ich denke nicht, dass Männer das erfunden haben und es keine Frauen gibt, die lustlos sind. Es ist eher so, dass das beide Geschlechter treffen kann und maßgeblich an der Beziehung liegt und was man daraus macht. Wenn man sich Mühe gibt, wird man wohl auch noch nach Jahren Lust aufeinander haben.

Ich vermute eher, dass die vermeintliche Lustlosigkeit der Frau zu einer Zeit entwickelt hat, als die Verhütung noch nicht so weit entwickelt war. Und wenn der Mann dann ein Kondomverweigerer war, dann hatte Frau eben keine Lust, um eine Schwangerschaft zu vermeiden.

Allerdings wage ich auch zu bezweifeln, dass heute eine Lustlosigkeit die Ursache hat, dass der Mann nicht mehr attraktiv genug für sie ist. Ohne jetzt noch Kinder mit ins Spiel zu bringen, sind doch Frauen heute mehr beruflich eingebunden, als noch vor den Zeiten der chemischen Verhütung. Und wer da einen langen Arbeitstag hinter sich hat, wird sich kaum auf den Mann stürzen, wenn man nach Hause kommt. Umgekehrt fallen Männer schließlich in der selben Situation auch eher lustlos ins Bett.

Ich denke auch, dass es zu einfach ist zu sagen, dass die Lustlosigkeit einer Frau daher rührt, dass sie ihren Partner nicht mehr attraktiv oder anziehen findet. Heute gibt es doch weitaus mehr Faktoren, die dabei eine Rolle spielen. So kann es auch teilweise am Verhütungsmittel liegen. Immerhin hört man immer wieder, dass die Pille ein Lustkiller ist.

Manchmal liegt es auch einfach an der Partnerschaft selbst, dass eben nur noch wenig Zeit füreinander da ist oder es eben mal kriselt. Auch Krankheiten können dahinterstecken, denn wer hat schon groß Lust, wenn ihm etwas weh tut oder er sich eben nicht gut fühlt. Ich denke, dass man es sich zu einfach macht, wenn man das so pauschalisiert.

Diese Reportage war ja unheimlich seriös und umfassend. Es gibt doch nun mittlerweile nun wirklich genügend Studien und Informationen, warum Frauen keine oder wenig Lust haben. Und pathologisch ist daran sicher mal nichts. Zumal so wenig Lust ja nun auch nicht sein kann. Immerhin verdanken wir der früheren Auffassung von Hysterie den Vibrator. Wenn Frauen so lustlos sein sollen, warum kamen Männer, die damals nun in der Medizin vorherrschend waren, auf die Idee, hysterische Frauen zu verheiraten oder verheiratete Frauen manuell zum Höhepunkt zu bringen.

Natürlich hatten Frauen früher oft wenig Lust, wenn der Zusammenhang zwischen Sex und Schwangerschaft am eigenen Leib mehrfach erlebt worden ist. 14 Kinder findet nun einmal nicht Frau prickelnd. Außerdem braucht man da schon Personal, um noch ausgeruht und lustvoll zu sein.

Und dann reagieren Männer und Frauen eben auf verschiedene Belastungen anders. Männer bauen Stress eher als Frauen beim Sex ab. Unser Leben ist heute aber oft stressig und viele Frauen haben dann eben einfach keine Lust, weder auf diesen Mann, noch auf einen anderen.

Der zweite Punkt ist, wie man sich emotional so fühlt. Kleine Verletzungen und Unaufmerksamkeit im Alltag, hauen einen Mann meist nicht um. Viele Männer nehmen das als gegeben und fühlen sich gut, wenn die Leidenschaft noch da ist. Dann sind das Kleinigkeiten, weil sie ja generell gewollt sind. Nicht wenige Frauen ticken da anders. Oft killen diese Kleinigkeiten die Lust und dann ist eben Ebbe. Und wenn dann noch gedrängelt wird, gibt es eine echte Abneigung gegen die Sache. Das ist übrigens der Punkt, wenn Forscher davon sprechen, dass dieser Mann nicht mehr attraktiv ist und es ein anderer wäre. Zumindest sofern die Frau den Mann liebt, denn dann hält das Verlangen über Jahrzehnte, wenn es nicht Kleinigkeiten zerstören.

Außerdem sollte man den schlechten Sex nicht vergessen. Wie viele Frauen erleben ihren ersten Höhepunkt mit Partner erst mit über 40? Das ist gar nicht so selten. Warum soll man sich den Stress antun, wenn es ohne Mann besser klappt? Es gibt doch genügend Männer, die haben lieber Sex mit sich selbst, weil das nicht so anstrengend ist. Und die haben immerhin etwas von der partnerschaftlichen Aktivität.