Lohnkürzungen im Homeoffice gerechtfertigt?
Einige US-Unternehmen wie unter anderem Google, Twitter und Facebook wollen Mitarbeitern, die dauerhaft im Homeoffice arbeiten, das Gehalt kürzen. Ausschlaggebend für die Höhe der Kürzung sei, wie hoch die Lebenshaltungskosten am Wohnort seien, wobei allerdings nicht alle Aspekte berücksichtigt werden.
Bevor ich diese Begründung gehört hatte, dachte ich, das könne in einigen Fällen gerechtfertigt sein. Wenn jemand etwa einen langen Anfahrtsweg zur Arbeitsstätte hätte, würde er im Homeoffice die Kosten der Fahrt sparen. Er muss kein Benzin oder Fahrticket bezahlen. In den Fällen könnte sich man vielleicht darauf einigen, dass der Lohn um die Einsparungen gekürzt werden könne, denn im Endeffekt hätte der Angestellte dann ja die gleiche Vergütung.
Die obige Begründung mit den angeblich niedrigeren Lebenshaltungskosten kann ich dagegen nicht nachvollziehen, denn die Lebenshaltungskosten sind ohne wie mit Homeoffice fast identisch. Allerdings wollen Google und Co. durch die Ankündigung auch das Homeoffice eher unattraktiv machen, weil sie kein Homeoffice wollen.
Fändet Ihr Lohnkürzungen bei Arbeit im Homeoffice gerechtfertigt, wenn Ihr dadurch Fahrtkosten etc. spart im Gegensatz zur Arbeit im Büro? Könnt Ihr die Argumentation von Google und Co. nachvollziehen? Würdet Ihr, wenn Ihr dort arbeiten würdet, die Lohnkürzung hinnehmen?
Für mich wäre Homeoffice sowieso eher Belastung als Entlastung, und wenn ich außerdem noch eine Lohnkürzung hinnehmen müsste, wäre das noch ein weiteres Manko. Im übrigen würde ich im Homeoffice eher kein Geld sparen, da ich meine Monatskarte für den ÖPNV deswegen nicht aufgeben würde (ich brauche sie ja im übrigen Alltag trotzdem), und zuhause müsste ich auch Essen, Heizenergie und Strom verbrauchen. Eine Bekannte von mir, die seit Jahresanfang im Homeoffice arbeitet, hat festgestellt, dass sie nun deutlich höhere private Energiekosten hat. Da sehe ich persönlich keine Rechtfertigung für eine Lohnkürzung.
Bei Google zum Beispiel ist das Gehalt aber auch sehr hoch, wenn man in einer bestimmten Region wohnt. Da geht es nicht um Lohnkürzungen Home Office versus Präsenz, sondern um Wohnen beispielsweise in San Francisco Bay Area oder außerhalb. Außerdem bekommt man umgekehrt mehr Geld, wenn man beispielsweise von außerhalb nach Bay Area zieht. Wenn jemand zwei Stunden pendelt, wie es im Artikel geschrieben wird, um statt 200 000 Dollar plus Aktien 250 000 Dollar plus Aktien zu verdienen, kann er nicht rechnen. Die 50 000 Dollar spart er sich mindestens schon an Miete.
Solche Modelle sind in Deutschland überhaupt nicht im Gespräch wie der Artikel suggerieren möchte. Das wäre wahrscheinlich gesetzlich auch schwierig, jedenfalls wenn es "normale" Unternehmen sind. Meistens ist es so, dass die Firmen Geld sparen, wenn die Mitarbeiter im Home Office sind. Da man im Home Office oft mehr Kosten hat wegen mehr Platzbedarf, Strom und so weiter, gibt es keinen Grund für Lohnkürzungen.
Wenn man nun nicht Home Office versus Präsens betrachtet, sondern die Orte, kann ich mir durchaus vorstellen, dass eine Firma Ortszuschläge zahlt, wie das bei Beamten zum Beispiel der Fall ist. Viele Unternehmen in den teuren Städten versuchen auch, durch Aufschläge anzulocken. Neulich habe ich eine Anzeige gesehen, dass eine Bäckerei den Lehrlingen zum Beispiel den Führerschein bezahlt. Also Aufschläge und Ortszuschläge kann ich mir vorstellen, aber Lohnkürzungen nicht, erst recht nicht im Vergleich Home Office und nicht Home Office.
Außerdem ist die Überschrift bei Web.de wieder eine typische Clickbait-Überschrift. In dem Artikel selber steht gar nicht, dass es um Home Office geht, sondern um die Region, in der man wohnt.
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