Liste haben, was man vor Schwangerschaft noch tun möchte?

Meine Freundin erzählte mir kürzlich von einer Liste, die sie hat. Auf der Liste stehen lauter Sachen, die sie noch alles machen und erleben möchte, bevor sie schwanger wird. Sie hat einen festen Partner und wünscht sich auch in der Zukunft Kinder, wobei sie momentan noch nicht dazu bereit ist, weil es einfach noch zu viel in ihrem Leben gibt, was sie noch tun möchte, wobei das in der Schwangerschaft oder mit Baby erst einmal nicht geht. Sie meint, dass sie sich frühestens dann bereit für ein Kind fühlen wird, wenn die Punkte abgehakt sind.

Auf der Liste stehen dabei solche Sachen, wie Reisen in bestimmte Länder, wilde Partynächte, ein Horrorfilm-Abend und Ähnliches. Meine Freundin möchte erst dann an Kinder denken, wenn sie die Liste komplett bearbeitet hat. Und obwohl ich noch nie etwas von so einer Liste gehört habe, finde ich die Idee an sich sehr gut.

Ich kann mir momentan auch kein Kind vorstellen, einfach aus dem Grund, weil ich auch noch so viel reisen und erleben will, bevor ich ein Kind bekomme. Von daher wäre so eine Liste für mich sicherlich nicht schlecht. Habt oder hattet ihr auch eine Liste, wo drauf steht, was ihr vor der Schwangerschaft noch alles machen möchtet? Was haltet ihr von dieser Idee?

Ich bin schwanger und vorher habe ich mir keine Liste erstellt. Ich finde auch, dass es dämlich ist, der Meinung zu sein, dass man mit einem Kind nicht die Welt bereisen kann. Das werden wir auch mit unserem Sohn machen und lassen uns da sicherlich auch nicht einschränken. Immerhin will das Kind ja auch etwas sehen und eine schöne Kindheit haben.

Andere Dinge kann man ja auch machen, wenn man das Kind mal zu den Eltern gibt. Indem man beispielsweise abends zusammen weg geht, wenn die Eltern aufpassen können, wenn das Kind dann schläft. So schlimm finde ich das gar nicht, wobei ich auch gar nicht mehr so den Drang habe abends ewig um die Häuser zu ziehen.

Ich denke, dass wenn man bereit ist, man auch keine Liste braucht mit Dingen, die man noch so machen wollte. Ein Kind ist ja nun auch keine Aufgabe des eigenen Lebens, sondern eine Erweiterung, eine Bereicherung. Mit so einer Liste scheint man einfach nur Gründe zu suchen, warum Kinder nicht gewollt sind.

Hätte ich mich an irgendwelche Wunschlisten gehalten, wäre ich wohl niemals schwanger geworden. Im Ernst, ich habe nie daran gedacht etwas zu verpassen, schon gar nicht aufgrund meiner Kinder. Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg!

Ich finde so eine Liste ziemlich unreif, wenn ich ehrlich bin. Für mich klingt das eher danach, als ob man zig Ausreden erfindet, warum man den Kinderwunsch noch aufschieben sollte. Ich gehe mal davon aus, dass es mit dieser Liste genauso wäre wie mit meiner Wunschliste bei Amazon: Am Anfang hat man nur ein paar Wünsche, aber je mehr man erfüllt, desto länger wird die Liste und man wundert sich, warum die Wünsche mehr statt weniger werden und sie endet scheinbar niemals.

Wenn man noch nicht bereit für Nachwuchs ist, dann soll man auch dazu stehen, aber nicht so eine dämliche Liste vorschieben als Ausrede, dass man das noch nicht will. Man fühlt sich selbst nicht bereit dafür und selbst wenn man die Liste abgearbeitet hätte, würde das nichts ändern. Entweder man ist bereit oder man ist es nicht. Außerdem finde ich die Einstellung befremdlich, dass ein Kind quasi eine Art "Klotz am Bein" ist und man mit Nachwuchs kaum noch etwas unternehmen könnte.

Ich finde so eine Liste auch ehrlich gesagt ziemlich kindisch und naiv. Schließlich ist es ja nicht so, dass man zu einem selbst gewählten Zeitpunkt von einem Tag auf dem anderen einen Schalter umlegen und schwanger sein kann, wenn man nichts Wichtigeres mehr abzuarbeiten hat, wie z.B. Gruselfilme schauen. (Ernsthaft?) Selbst wenn alles passt, der "Richtige" gefunden ist, die Gesundheit und die Finanzen mitspielen, kann es Jahre dauern, bis man schwanger wird, oder gar nicht klappen, oder man wird krank und so weiter.

Vermutlich bin ich alt und zynisch geworden, aber in meinen Augen zeugen derlei Listen und Vorhaben von einer geradezu grenzenlosen Naivität und dem kindlichen Glauben, dass sich das Leben exakt so entwickelt, wie man es sich wünscht. In meinen Augen ist es für Kinder normal, derlei Vorstellungen zu hegen, aber sobald man ans Familiengründen denkt, sollte man der Vorstellung "Heirat mit 26, erstes Kind mit 27, zweites mit 29, sonst Leben verpfuscht" eigentlich abgeschworen bzw. gemerkt haben, dass es dem Universum egal ist, wie man sich sein Leben vorstellt.

Zudem weiß ich natürlich auch, dass eine gewisse jugendliche Unbeschwertheit und Optimismus praktisch dazugehören, wenn man ans Kinderkriegen denkt, aber wenn jemandem Partynächte und Horrorfilme wirklich so wichtig sind, und man zudem glaubt, dass eine Schwangerschaft einen quasi ans Haus fesselt und jeden Spaß aus den Knochen saugt, ist es vielleicht besser, wenn man erst einmal noch seine Jugend fertig auslebt und das Kindische ein bisschen aus dem System bekommt, bevor man die Verantwortung für einen anderen Menschen übernimmt.

Ich finde es reichlich albern sich eine solche Liste zu erstellen und das dann alles erleben zu wollen bevor man ein Kind in die Welt setzt. Viele der Punkte kann man auch mit einer Familie erleben, was spricht denn gegen einen Urlaub in Land X mit Kind wenn es entsprechend Alt genug ist? Oder auch einen Horrorfilmabend kann man mit seinem Nachwuchs im passenden Alter zusammen gestalten.

Wozu solche Listen führen hat Gerbera schon gut beschrieben. Damit setzt man sich feste Termine und Zeiten, die man dann auch versucht einzuhalten. Denn erst wenn diese Liste abgearbeitet ist, will man sich an die Familienplanung machen. Aber wer garantiert nicht, dass sich von den Punkten über die Jahre nicht einige verändern oder dazu kommen? Daher sehe ich es ebenfalls eher als einen vorgeschobenen Grund an, dass man sich selbst noch nicht bereit für ein Kind fühlt oder eigentlich gar keine möchte. Wenn die Liste erst mit 80 Jahren abgearbeitet ist, dann ist es mit der Familienplanung bereits ein wenig spät.

Eine Schwangerschaft und anschließend ein Kind ist zwar eine Belastung, aber noch lange kein Grund wieso man hinterher nicht mehr ein eigenes Leben haben kann und darf. Wenn man sich entsprechend Organisiert, dann kann man auch mit Kind hinterher noch auf die wilden Partynächte gehen, in den Urlaub fahren mit oder ohne Kind und auch solche Filmeabende machen.

Ein Kind ist keine Krankheit die einen ans Bett oder gar das eigene Haus fesselt, es ist nur anstrengender mit Kind. Gefühlt "saugt" ein Kind gerade in der Anfangszeit schon sämtlichen Spaß aus weil es einfach eine komplette Umstellung und Umgewöhnung braucht. Nachdem sich alles eingespielt hat, dann ist das ganze auch weniger ein Problem.

Manche schaffen das binnen weniger Wochen nach der Geburt, andere brauchen ein paar Monate und mache fühlen sich halt nur noch für das Kind verantwortlich und stellen sich selbst hinten an. Das sehe ich dann schon als eine Selbstaufgabe dar wenn man nichts mehr für sich ganz alleine hat und sorgt auch für Unzufriedenheit. Aber das ganze Thema Kind ist eine neue Herausforderung die selbst auch neue Kompetenzen und Fähigkeiten in einem selbst ausbildet und manifestiert. Diese sind hinterher auch hilfreich z.B. im Job, im Privatleben oder auch allgemein im sozialen Umgang mit anderen Mitmenschen.

Ich denke, dass es mehrere solche Listen gibt, die jeder von uns hat. Es sind Dinge, die man getan haben möchte, bevor man es nicht mehr kann und es später bereut. Das ist auch absolut verständlich - ich denke, dass wir alle unseren Traum haben, den wir uns noch erfüllen wollen, bevor es zu spät ist. Bei manchen Sachen ist es dann einfach so, dass die Kinder mehr oder weniger im "Weg" sind oder man es einfach nicht machen sollte, wenn man Rücksicht auf das Kind nehmen möchte. Manche Sache gehen dann halt einfach nicht mehr - aber dafür gibt es viele tolle Sachen, die man mit Kind machen kann, die man ohne nicht machen könnte.

Ich selbst habe auch noch mehrere Dinge, die ich machen möchte, bevor ich später ein Kind bekomme. Mal ganz abgesehen, dass ich mich jetzt weder von meiner geistigen Reife her noch finanziell aktuell dazu bereit fühle, gibt es Dinge, die ich einfach vorher gerne machen würde, weil sie mit Kind später um einiges komplizierter und auch oft teurer werden. Zum Beispiel würde ich vorher gerne mit meinem Freund auf die Malediven fliegen und dort Urlaub machen, was mit Kind ziemlich anstrengend wäre - mal ganz abgesehen davon, dass ich einem Kind diese Temperaturen eigentlich nicht zumuten möchte.

Ich denke aber, dass deine Freundin die beiden Dinge, die du von ihrer Liste genannt hast, durchaus auch noch mit einem Kind machen kann. Ein paar wilde Partynächte mit ihren Freundinnen sind sicher kein Problem, wenn sie dafür einen tollen Partner in ihrer Seite hat, der auf das Kind aufpasst. Auch ein paar Horrorfilme im Kino sollten doch kein Akt sein, wenn es jemanden gibt, der sich die paar Stunden um das Kind kümmert - da reißen sich doch sonst auch immer alle Verwandten drum.