Liebeskummer trotz Fremdgehen?

vom 16.12.2014, 23:31 Uhr

Ein bekanntes Paar von meinem Freund und mir hat sich vor kurzem getrennt. Die beiden waren seit fünf Jahren zusammen und eigentlich lief es eher harmonisch zwischen den beiden. Allerdings hat der Mann A dann herausgefunden, dass seine Freundin B ihn seit einiger Zeit mit einem anderen betrügt und die beiden haben sich dann im Streit getrennt. Interessanterweise habe ich dann vor einiger Zeit noch die Freundin B getroffen und diese behauptet, dass B ihren Freund sehr vermissen würde und Liebeskummer hat. Man könnte mit ihr gar nichts mehr anfangen und sie würde sehr unter der Trennung leiden.

Wenn ich ehrlich bin, kann ich so was nicht wirklich nachvollziehen. Wenn sie A doch schon seit Wochen und vielleicht sogar Monaten hintergangen hat, dann kann sie ihn doch nicht geliebt haben? Prinzipiell verstehe ich es schon, dass man sich in einer Beziehung nach einer Alternative umschaut, wenn man sexuell unzufrieden ist, aber selbst wenn es so wäre, würde man nicht fremdgehen, wenn man seinen Partner noch liebt.

Für mich schließt sich das einfach aus, obwohl ich auch finde, dass man Sex und Liebe ganz gut trennen kann. Würde ich mit jemandem Sex haben, den ich nicht liebe, hätte ich damit zwar kein Problem und es würde mir Spaß machen, aber ich könnte so nicht leben, weil mein Gewissen mich sehr belasten würde und mir klar wäre, wie sehr ich meinen Freund damit verletze.

Daher finde ich es schon etwas merkwürdig und weiß auch nicht, ob man es B wirklich glauben kann. Wahrscheinlich ist sie eher traurig, dass ihr Freund das herausgefunden hat und schämt sich wahrscheinlich auch ein wenig. Könnt ihr verstehen warum jemand, der seinen Partner betrogen hat Liebeskummer hat? Findet ihr das nachvollziehbar? Würde euch daran liegen eine solche Person zu trösten?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Also für mich persönlich passt das nicht wirklich zusammen, wenn ich ehrlich bin. Wenn man jemanden wirklich liebt, dann will man dieser Person auch nicht weh tun und will das Beste für diese Person. Wenn man dann aber fremdgeht ist das in meinen Augen total egoistisch und das Gegenteil von Liebe. Wenn sie unzufrieden mit dem Sex ist oder ihr etwas anderes in ihrer Beziehung gefehlt hat, dann hätte sie mit ihm offen reden müssen anstatt fremd zu gehen. Sie ist einfach nur egoistisch, wenn du mich fragst und so etwas kann ich nicht nachvollziehen.

Wir wissen natürlich nicht, wie lange sie ihn schon betrogen hat. Hat sie denn gedacht, das kommt nie raus oder was? Wenn man jemanden wirklich liebt, dann will man ihm auch nicht weh tun und wenn man fremdgeht, dann tut das dem Partner doch weh. In so einem Fall kann man nicht wirklich von Liebe sprechen. Vielleicht redet sie sich ein, ihn zu lieben, das kann sein. Aber ich glaube nicht, dass ihre Gefühle für ihn echt sind, sonst hätte sie das nicht getan.

Ich glaube eher, dass sie erst jetzt merkt, dass sie Mist gebaut hat, weil er weg ist. Manche Menschen kapieren erst, was sie hatten, wenn es weg ist. Vielleicht bereut sie mittlerweile auch, was sie getan hat, weil ihr (Ex)Freund sie immer gut behandelt hat und seit der Trennung merkt sie, dass nicht alle Männer so aufmerksam und nett sind. Aber das ist eben spekulativ, ich kenne die beiden nicht und weiß nicht wie die miteinander umgegangen sind und wie sie auf andere gewirkt haben.

Also wenn B zu mir käme und vor mir sagen würde, sie hätte Liebeskummer und sie will ihren Freund zurückhaben, würde ich sie ganz bestimmt nicht trösten. Ich würde ihr knallhart meine Meinung ins Gesicht sagen. Nämlich, dass sie selbst Schuld ist, dass die Beziehung kaputt ist. Dass sie hätte Nachdenken sollen bevor sie handelt und dass sie einfach nur naiv war zu glauben, dass derartiges Fehlverhalten keine Konsequenzen nach sich ziehen würde. Für mich ist eine derartige Situation ganz klar Eigenverschulden und da sie erwachsen ist, hätte sie wissen müssen was sie tut. Für solche Menschen habe ich kein Mitleid.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Warum sollte ein Mensch, der seinen Partner betrogen hat, bei einer Trennung keinen Liebeskummer haben? Dass man in einer Beziehung treu sein sollte, das ist natürlich klar. Zumindest dann, wenn bei dem Paar keine besonderen Absprachen bestehen.

Aber mit einem anderen Menschen Sex zu haben, das hat doch nur wenig damit zu tun, ob man den eigentlich Partner liebt. Es gibt so viele andere Gründe für das Fremdgehen, die gar nichts mit den Gefühlen für den Partner zu tun haben. Nicht jeder ist dazu geschaffen, sich aus Liebe jeden anderen Wunsch zu versagen. Zumal sehr viele Menschen sehr egoistisch lieben und gefühlsmäßig mehr nehmen als geben.

Dass man dann ein gefährliches Spiel spielt und alles verlieren kann, das sollte jedem klar sein. Aber Abwechslung, eine "bessere Technik", Anerkennung, Lust und so weiter können Gründe für sexuelle Aktivitäten an "anderer Stelle" sein. Diese Gründe berühren unter Umständen nicht im geringsten die Gefühle für den eigentlichen Partner.

» cooper75 » Beiträge: 13412 » Talkpoints: 516,00 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



Ich finde das gar nicht so verwunderlich. Wenn sie ihren Partner nicht mehr geliebt hat, hätte sie ihn nicht betrügen müssen, sondern hätte sich gleich von ihm trennen können. Irgendetwas hat sie aber an der Beziehung festhalten lassen. Warum sie fremdgegangen ist, kann man hier nur spekulieren und ich will es auch überhaupt nicht verteidigen. Aber es war nicht sie, die die Trennung gewollt hat.

Natürlich hat sie sie provoziert. Aber das war wahrscheinlich gar nicht ihre Absicht. Vielleicht ist es jetzt auch kein echter Liebeskummer, sondern eben die Angst, alleine da zu stehen. Es gab eben gerade eine Veränderung in ihrem Leben und das geht nicht spurlos an einem vorbei.

Aus den Gründen würde ich sie als Freundin dennoch trösten. Klar würde ich ihr auch sagen, dass sie es provoziert hat. Dass es klar war, dass es nicht für immer gut geht. Aber das ist doch kein Grund, eine Freundin im Stich zu lassen. Ich finde es besser, dass sie jetzt traurig ist, Angst hat, sich schämt und all das. Die Alternative wäre, dass sie sich freut, dass er es endlich gecheckt hat und sie ihn los ist. Dann wäre ich angesichts dieses Charakterzuges irritiert und würde mich als Freundin eher zurückziehen.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Natürlich hat sie die Trennung provoziert, aber vielleicht kam es ja auch nur so weit, weil sie ihre Vorlieben nicht ansprechen konnte. Ich meine, man kann ja durchaus den Kick in einer Beziehung suchen, aber man muss sich da absprechen und wenn der Partner da anderer Meinung ist, ist es eben Betrug und dann muss man auch mit dem Ende einer Beziehung rechnen.

Dass sie nun Liebeskummer hat kann daran liegen, dass sie schlecht alleine sein kann und die Beziehung doch auf ihre Art und Weise als gut empfunden hat. Nach einer Trennung neigt man eh dazu nur positive Sachen an dem anderen zu sehen. Sie muss nun aber damit leben und ich denke, dass man da als Freundin auch trösten muss, auch wenn sie Schuld war.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Für mich schließt es sich nicht gegenseitig aus, Liebeskummer zu haben und dem Partner fremdgegangen zu sein. Ich finde nicht, dass man jemanden überhaupt nicht mehr liebt und überhaupt keine Gefühle mehr für jemanden hat, wenn man fremdgeht. Wenn das nämlich der Fall wäre, dann würde es doch nicht so oft zum Fremdgehen innerhalb der Beziehung kommen und es gäbe doch auch nicht so viele Leute, die fremdgehen und ihren Partner dann im Verzeihung und eine zweite Chance bitten würden. Da muss doch auf jeden Fall noch Liebe im Spiel sein, da man sich doch schon längst getrennt hätte. Immerhin wäre es doch unlogisch, mit dem Partner zusammen bleiben, wenn man ihn doch überhaupt nicht mehr lieben würde.

Die meisten Leute, die fremdgehen, haben ja ein ziemlich schlechtes Gewissen danach. Ich denke, dass sie einfach unglücklich in ihrer Beziehung sind, zumindest sexuell gesehen, und dann eben versuchen, sich in diesem Punkt woanders Befriedigung zu verschaffen. Befriedigung und Liebe müssen ja jedoch nichts zwangsläufig etwas miteinander zu tun haben und ich denke, dass es den meisten wirklich nur darum geht, wenn es zwischen ihnen und ihrem Partner sexuell gesehen nicht so gut läuft, wobei es natürlich auch die Suche nach Bestätigung sein könnte. Allerdings kann auch viele andere Gründe geben.

Wenn man sich eben nur woanders heimlich Befriedigung verschaffen wollte und rein gar nichts für die Person empfindet, mir der man fremdgegangen ist, ist es klar, dass man dann auch Liebeskummer hat, wenn der Partner sich trennt. Allerdings hätte man da natürlich schon früher an die Konsequenzen denken, da es eigentlich nur logisch ist, dass der Partner eine Trennung möchte, wenn man ihm fremdgeht. Mit diesen Konsequenzen muss man dann leben.

Auch wenn es so ist, dass man sich nur Befriedigung verschaffen möchte und das nichts mit der Liebe zum Partner zu tun hat, ist das aber dennoch keine Entschuldigung, die das Fremdgehen rechtfertigt. Immerhin hat man doch immer die Möglichkeit, offen mit dem Partner über seine Wünsche zu sprechen, so dass man sich da auch gemeinsam etwas überlegen kann.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


Ich hatte mal einen ähnlichen Fall im Freundeskreis. Sie hat ihren Partner, mit dem sie seit vielen Jahren eine liebevolle und enge Beziehung führte, mehrere Monate lang mit einem verheirateten Mann betrogen. Trotz Gewissensbisse hat sie die Sache wohl nie als so dermaßen schlimm gesehen, für sie ging es einfach darum mal etwas anderes zu erleben, hat den Reiz des Verbotenen genossen. Sowohl für den Ehemann als auch für sie stand fest, dass dies nur eine körperliche Affäre war, keiner wollte den eigenen Partner verlassen.

Als dann alles irgendwann ans Licht kam, hat ihr Partner sie kurzerhand verlassen und sie war am Boden zerstört, auch wenn sie die Schuld nur bei sich selbst suchen konnte. Sie hat auch versucht ihm zu erklären, dass sie nie aufgehört hat ihn zu lieben und ihn auch nicht verlassen wollte, aber er konnte ihr nicht mehr vertrauen. Sie war wochenlang fertig wegen der Trennung. Und ja, ich konnte ihren Kummer durchaus nachvollziehen, egal wie untreu und schäbig die Affäre letztendlich war. Sie ist das Risiko eingegangen alles kaputt zu machen, hatte aber eben nicht damit gerechnet, dass es dazu kommen würde.

Natürlich schüttelt man als Außenstehender oft den Kopf und fragt sich, wie ihr der Partner denn überhaupt noch am Herzen liegen konnte, wenn sie ihn über Monate hinweg betrog. Aber wenn das Herz bei dieser Affäre nicht mitspielte und man mit dem Partner eigentlich glücklich war, tut die Trennung eben weh, verschuldet oder nicht.

» Schneeblume » Beiträge: 3095 » Talkpoints: -0,03 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich möchte ja niemandem vorschreiben, was Person B fühlen darf oder nicht. Wenn dem so ist, dann wird es vielleicht auch so sein. Sie scheint dann zumindest irgendwie vernommen zu haben, was ihr im Augenblick fehlt und sie durch das Betrügen zerstört hat. Das kann schon sicherlich den einen oder anderen Menschen zum Nachdenken anregen. Das möchte ich ihr doch nicht abstreiten und darf ich auch nicht.

Mich persönlich würde es jedoch als Person A vollkommen kaltlassen. Ich bin der Typ Frau, der bei Fremdgehen sofort die Beziehung beendet und wenn ich abschließe, dann schließe ich komplett ab. Hier gibt es kein zurück mehr, wenn man mich betrogen hat und das war es. Mir wäre es egal, wenn Person B daran zugrunde geht, heult, zum Alkoholiker wird und mehr. Jetzt mal wirklich komplett drastisch, sowas habe ich in meinem Freundes- und Bekanntenkreis alles schon gesehen!

Es wirkt für mich persönlich auch surreal, weil ich der Meinung bin, dass Person B ja während der Beziehung viel Freude mit einer anderen Person gehabt haben muss. Da hat es sie auch nicht interessiert, was Person A fühlen würde, wenn sie das herausbekommen hätte, was er ja letzten Endes hat. Das war Person B auch vollkommen egal und von daher kann ich das "Geheule" auch nicht verstehen.

Doch trotzdem möchte ich es ihr nicht absprechen so zu empfinden. Gleichwohl ich es nicht verstehen kann und mich als Betroffene würde es auch komplett kalt lassen. Fremdgehen ist für mich unverzeihlich, aber das ist ja ein anderes Thema.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


Ich verstehe nicht, wie man meinen kann, dass Liebe und Sex immer zusammen gehören. Es gibt verschiedene Gründe warum man mit jemand anderen Sex hat aber seinen Partner noch liebt. Wenn es Absprachen dazu gibt, dann gibt es weniger ein Problem als wenn man das heimlich hinter dem Rücken macht und es irgendwann heraus kommt. Denn nicht jeder Partner findet das sonderlich toll, wenn die Partnerin sich hinter dem Rücken mit jemand anderen vergnügt und sieht das eher locker oder macht das ebenfalls so, dass es hinterher dann auch beide einfacher haben nachdem es "aufgeflogen" ist und man so weiter lebt.

Liebeskummer kann man dennoch dann haben und das muss auch nicht heißen, dass jemand dann nicht alleine sein kann oder will. Liebe und Sex gehören nicht zwangsläufig zusammen und man kann jemand anderen Lieben als mit dem man schläft und nur das körperliche Austauscht. Das können und wollen manche einfach nicht verstehen in ihrer kleinen rosa Ponywelt, aber das es ein Vertrauensbruch ist und der Partner sich dafür trennt für diesen, ist nicht einmal so abwegig und passiert häufiger. Auch das der Verlassene hinterher Liebeskummer hat, kommt häufiger vor und ist nichts neues in der Hinsicht sondern in meinen Augen ganz normal, da er sich auch erst einmal mit der Situation auseinander setzen muss.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


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