Lieber Kindern oder jungen Erwachsenen Nachhilfe geben?
Ich habe ausnahmsweise eine Sechstklässlerin als Nachhilfeschülerin angenommen, weil sie wegen Corona mit dem Stoff gar nicht mehr klar kam. Aber ich habe wieder gemerkt, dass ich mit den jungen Schülern nicht so gut zurechtkomme.
Ihr hat es zwar gefallen und gefällt immer noch, immerhin bin ich aus verschiedenen Probeunterrichten ausgewählt worden, aber es ist anstrengend und ich muss sie immer wieder motivieren und loben. Ich bezweifle auch, ob ihre Noten nächstes Jahr wirklich besser werden und das empfinde ich auch als Misserfolg für mich. Eigentlich ist sie fürs Gymnasium nicht unbedingt geeignet.
Ich gebe lieber Erwachsenen Nachhilfe, besonders in den Abschlussklassen. Die sind hoch motiviert und da habe ich auch die besten Erfolge. Zurzeit habe ich sogar eine Vierzigjährige, die unbedingt das Abitur nachmachen möchte. Da macht der Unterricht besonders viel Spaß.
Unterrichtet ihr lieber untere Jahrgänge oder lieber Jugendliche, Studenten und Erwachsene? Warum ist das so? Oder macht ihr beides gerne?
Ich gebe das ja nicht professionell, aber helfe, wenn man mich fragt und ich finde das es nicht vom Alter abhängig ist, sondern von der Eigenmotivation der Person. Ich habe auch schon sehr junge Menschen erlebt, die ein klares Ziel vor Augen haben und dies auch durchziehen, selbst wenn sie Hilfe brauchen. Nachhilfe sollte man sicherlich, wenn man dafür Geld bekommt, in jedem Alter gut geben können, aber wie gesagt es ist wichtig, dass die Person auch etwas lernen will und das ist nicht immer so leicht.
Ich habe noch keinen Erwachsenen Nachhilfe gegeben und bin aber auch der Meinung, dass der Grund dafür nicht im Alter liegt, sondern in der Lernmotivation und der Bereitschaft eine Hilfe anzunehmen.
Ich sehe das auch an meiner Tochter bzw. an Klassenkameradinnen. Wir haben das bei meiner Tochter in der 6. Klasse mit einer Schüler-helfen-Schüler-Nachhilfe versucht und ihr diese Nachhilfe in Mathematik sozusagen "aufgezwungen". Im Nachhinein gesehen hat diese überhaupt nichts gebracht und wir konnten froh sein dass dieses Angebot für 7,- Euro pro Stunde ein sehr günstiges war. Sie hat im Endeffekt auch zugegeben dass sie mit der Schülerin aus der 10. Klasse dann auch hin und wieder über ganz andere Dinge wie Mathematik geredet hat, Kosmetik z.B.
Es gibt aber Eltern die zwingen ihren Kindern die Nachhilfe in einem Pensum auf das nicht mehr normal ist. Für diese Highclass-Eltern ist ein 3er im Zeugnis nicht okay und es muss auf einen 2er oder 1er hingearbeitet werden. Oft werden dafür sogar spezielle Nachhilfeschulen bemüht. Aufgrund des schulähnlichen Charakters der Nachhilfe bewirkt die zwar dann schon hin und wieder Notenverbesserungen aber glücklich sind die Kinder darüber nicht. Das geht ja oft auf Kosten ihrer eh schon knapp bemessenen Freizeit.
Ein junger Heranwachsender bzw. Erwachsener hat oft ja ein ganz anderes Ziel vor Augen bzw. steht da eine große Eigenmotivation dahinter. Bei Kindern steckt oft nur der Druck und Zwang der Eltern dahinter und nicht der eigene Verbesserungswille - Ausnahmen gibt es natürlich auch hier. Dass da die Nachhilfe ganz anders abläuft liegt dann ja auf der Hand. Da ist das Interesse und Verständnis Defizite abzuarbeiten einfach schon ein ganz anderes.
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