Lieber in Ost- oder Westdeutschland studieren wollen?
Ich bin "Wessi" und auch für's Studium in Westdeutschland geblieben. Ich hatte mich zwar auch für eine oder zwei Unis im Osten beworben, bin aber für beides abgelehnt worden. Es gab noch eine Zusage aus Dresden, aber der Studiengang war nicht so meins und eher mein Plan C. So blieb ich also im teuren Westen.
Ich habe aber auch mehrere Freunde und Bekannte, die in Ostdeutschland wohnen und ich habe den Eindruck, dass dort die studentische Mentalität irgendwie anders ist. Es wird offenbar mehr Party gemacht. Vielleicht ist meine Studentenstadt auch zu spießig. Trotzdem bin ich ein bisschen traurig, dass es mich nicht weiter weg verschlagen hat.
Gibt es neben den günstigen Mieten gute Gründe für Ostdeutschland oder seid ihr der Meinung, die Mentalitätsunterschiede und Lebensstile unterscheiden sich gar nicht?
Ich habe mich damals nur für Unis im Westen beworben, die aber auch zulassungsbeschränkt waren. Es war nicht einmal sicher, ob ich überhaupt genommen werden würde. Eine Freundin riet mir daraufhin, im Osten zu studieren. Dort wären die Unis nicht so überlaufen und man würde ohne Wartezeit anfangen können.
Ich habe mich jedoch von Anfang an dagegen entschieden. Ich kann mir nämlich nicht vorstellen, dass die Qualität der Lehre so gut sein soll, wenn doch alle in den Westen gehen. Ich habe aber auch schon das Gerücht gehört, dass die Unis im Osten viel besser sein sollen in Bezug auf Ausstattung und dergleichen, weil sie durch den Soli finanziert worden sein sollen. Was da dran ist an dem Gerücht weiß ich nicht. Für mich kam das jedoch nie in Frage wie gesagt.
Ich bin dann doch angenommen worden an einer westlichen Uni und bin dann auf eine andere westliche Uni gewechselt. Bei meinem Studienschwerpunkt hatte ich auch gar keine andere Wahl, weil nur meine aktuelle Uni die einzige Uni ist, die in dieser Richtung spezialisiert ist. Also hätte ich im Osten eher Nachteile als Vorteile gehabt.
Ich persönlich komme aus dem Osten und studiere auch hier. Mir war es damals relativ egal ob es eine Uni im Westen oder Osten wird und ich habe mich einfach für alles was mich interessierte beworben. Da mein NC ganz gut war wurde ich überall angenommen und habe mich für eine Uni entschieden die nicht weit von meinem Heimatort entfernt ist. Hier studieren sehr viele aus dem ehemaligen Westen und andererseits kenne ich einige aus dem Ostern die zum Studieren in den Westen gegangen sind. Der Grund war meistens, dass dort der NC für bestimmte Studiengänge niedriger war (bei Lehramt zum Beispiel sehr enorm) als im Ostern oder sie einfach mal etwas anderes sehen wollten.
Ich kann mich über mein Studium nicht beklagen. Es ist ziemlich anspruchsvoll und manche Freunde von mir die jetzt im Westen studieren meinen, dass es dort leichter wäre weil die Abiturprüfungen auch anders gestaltet sind, was natürlich seine Vorteile hätte. Was das Feiern betrifft gibt es hier zwar wirklich viele Möglichkeiten aber ehrlich gesagt hat man davon nicht wirklich viel wenn man einen Großteil der Zeit mit Lernen beschäftigt ist. Ich glaube in einer anderen Stadt würde ich nicht mehr oder weniger Feiern gehen als hier. Ich bin bald mit dem Bachelor fertig und weiß noch nicht wo es mich für den Master hinverschlägt. Ich denke es ist völlig unwichtig solange die Qualität der Universität stimmt.
Ich komme auch aus dem Osten und habe ebenso hier studiert. Ich habe ein NC-Fach studiert und da konnte man im Antrag an die ZVS drei Studienorte wählen und meinen Favoriten habe ich auch bekommen. Die anderen beiden Wunschorte wären auch im Osten gewesen. Die nächste Uni ist es nicht geworden, weil mir da die Nebenfächer nicht gefallen haben, aber zwischen meinem Heimatort und der Uni lagen etwa 100 km. So konnte ich oft nach Hause fahren.
Im Westen hätte ich nicht studieren wollen. Ich war Bisher glaube ich viermal "drüben" und mir sind eigentlich jedes Mal die Westdeutschen negativ aufgefallen. Einmal hatte ich Beamte am Bahnhof was gefragt, die haben meinen Dialekt gehört und mich dann behandelt als wäre ich blöd. Einmal bin ich am Frankfurter Hauptbahnhof umgestiegen und war ganz normal gekleidet, aber alle anderen waren aufgedonnert wie sonstwas und schauten einen dann so herablassend an und auch ansonsten erinnere ich mich eher an unsympathische und arrogant-herablassende Menschen.
Sicherlich sind das nur Momenteindrücke und wenn man ohnehin eine nicht so gute Meinung von einer gewissen Gruppe Menschen hat, dann sucht man vielleicht auch eher das Negative, aber ich wäre niemals in den Westen gegangen. Es ist für mich auch ausgeschlossen, im Westen zu arbeiten oder zu wohnen. Ich kenne die Geschichte von meinem Cousin, der im Rheinland zur Schule ging und dort nur gemobbt wurde, weil er aus dem Osten kam, das muss ich nicht haben.
Zitronengras hat geschrieben:Ich kenne die Geschichte von meinem Cousin, der im Rheinland zur Schule ging und dort nur gemobbt wurde, weil er aus dem Osten kam, das muss ich nicht haben.
Bei allem Respekt, aber ich glaube nicht, dass es bei deinem Cousin daran lag, dass er aus dem Osten kam und deswegen mehr oder weniger "gemobbt" wurde. Ich glaube eher, dass er anderweitig provoziert hat.
Eine Freundin von mir, die ich erst in der Oberstufe kennen lernte, ist auch aus dem Osten und kam in den Westen als sie ungefähr 8 oder 9 Jahre alt war. Den Dialekt hat sie nicht mehr, also man hört ihr gar nicht an, dass sie eigentlich aus dem Osten kommt. Aber früher hat sie sehr gerne Kommentare vom Stapel gelassen, die leicht ausländerfeindlich rüber gekommen sind oder sagen wir so, man konnte sie sehr gut so interpretieren. Da wurde dann beispielsweise behauptet, dass nur Ausländer, die sehr schlecht Deutsch können, bei McDonalds Arbeit finden würden und dergleichen.
Da ich und eine andere Freundin Migrationshintergrund haben, sind wir deswegen häufiger mal mit dem "Ossi" aneinander geraten, weil wir uns angegriffen gefühlt haben. Sie hat auch häufiger Kommentare vom Stapel gelassen, die gezielt gegen bestimmte Minderheiten gingen wie beispielsweise Türken oder Russen und dann Stererotype als pauschales Grundgesetz verkauft, was auch nicht so schön war.
Warum nenne ich sie dann Freundin? Weil sie in der Oberstufe eine Wandlung durchgemacht hat und sich seitdem zum Positiven verändert hat. Aber da ich sie erst in der Oberstufe kennen lernte, kann ich mir schon gut vorstellen, dass das vorher nicht so gut ankam bei den Mitschülern und sie deswegen so unbeliebt war.
Bei allem Respekt, aber ich glaube nicht, dass es bei deinem Cousin daran lag, dass er aus dem Osten kam und deswegen mehr oder weniger "gemobbt" wurde. Ich glaube eher, dass er anderweitig provoziert hat.
Du kennst den doch gar nicht, woher willst du wissen, dass er Schuld daran war? Mit seinem Bruder haben sie es genauso gemacht. Der eine steckt das besser weg, der andere schlechter, aber meinem jüngeren Cousin haben die damit das Leben versaut, denn der ist dadurch richtig depressiv geworden und ist heute nicht mehr so wie früher. Selbst wenn er mal - hypothetisch - zu irgendwas einen Kommentar abgegeben hätte, der nicht politisch korrekt war, rechtfertigt das kein jahrelanges Mobbing. Sein Bruder ist aber absolut ruhig und friedlich, für den könnte man noch nicht mal einen Grund konstruieren, weshalb er gemobbt wurde.
Aber früher hat sie sehr gerne Kommentare vom Stapel gelassen, die leicht ausländerfeindlich rüber gekommen sind oder sagen wir so, man konnte sie sehr gut so interpretieren. Da wurde dann beispielsweise behauptet, dass nur Ausländer, die sehr schlecht Deutsch können, bei McDonalds Arbeit finden würden und dergleichen.
Und du denkst jetzt, dass alle Ostdeutschen Nazis sind und die feinen Menschen im Westen sind alle politisch korrekt und da hat keiner auch nur den Hauch von rechten Ideen im Kopf?
Zitronengras hat geschrieben:Du kennst den doch gar nicht, woher willst du wissen, dass er Schuld daran war? (...) Selbst wenn er mal - hypothetisch - zu irgendwas einen Kommentar abgegeben hätte, der nicht politisch korrekt war, rechtfertigt das kein jahrelanges Mobbing.
Da gebe ich dir Recht, das ist keine Rechtfertigung. Aber du weißt es offensichtlich auch nicht besser, warum er gemobbt worden ist. Da bringt die Blutsverwandtschaft auch nicht viel. Du sagst doch selbst, dass du kaum Kontakt zu deinen Verwandten hast und es hasst, Kontakte zu knüpfen und zu unterhalten, egal zu wem. Und da soll ich dir abnehmen, dass du ausgerechnet bei deinem gemobbten Cousin bis ins kleinste Detail alles weißt?
Ich habe auch nicht gesagt, dass ich das im Fall meiner Freundin in Ordnung gefunden habe, dass sie wegen solcher Äußerungen gemobbt wurde. Ich hatte mit ihr Leistungskurs und daher viel zu tun. Ich habe mitbekommen, wie die Jungs in unserem Kurs sie gemobbt haben, das war nicht schön. Ihr wurde sogar unterstellt, sie hätte nicht mal die deutsche Staatsangehörigkeit, nur weil sie aus dem Osten kommt. Teilweise wurde sie vor Austauschschülern im Ausland gedemütigt. Ich habe sie auf dem Damenklo getröstet, damit sie sich das nicht so zu Herzen nimmt.
Zitronengras hat geschrieben:Und du denkst jetzt, dass alle Ostdeutschen Nazis sind und die feinen Menschen im Westen sind alle politisch korrekt und da hat keiner auch nur den Hauch von rechten Ideen im Kopf?
Gut, dass du das als Frage formulierst. Nein, genau das denke ich nicht. Ich habe selbst Migrationshintergrund und bin eher zufällig im Westen gelandet durch den Verteiler-Schlüssel. Wegen meiner Kultur weiß ich, dass es genug Rassisten auch im Westen gibt, das durfte ich leider am eigenen Leib erfahren. Ich habe auch nie gesagt, dass nur die Ossis Rassisten wären, die gibt es überall. Ich habe das nur als potentielle Möglichkeit aufgezeigt, nicht mehr und nicht weniger.
Da gebe ich dir Recht, das ist keine Rechtfertigung. Aber du weißt es offensichtlich auch nicht besser, warum er gemobbt worden ist. Da bringt die Blutsverwandtschaft auch nicht viel. Du sagst doch selbst, dass du kaum Kontakt zu deinen Verwandten hast und es hasst, Kontakte zu knüpfen und zu unterhalten, egal zu wem. Und da soll ich dir abnehmen, dass du ausgerechnet bei deinem gemobten Cousin bis ins kleinste Detail alles weißt?
Ich habe zu einigen Verwandten nicht viel Kontakt und das betrifft diejenigen, die ich schon als Kind nicht mochte oder mit denen meine Eltern zerstritten sind. Es gibt aber genau drei Ausnahmen und das sind meine Tante und deren beide Söhne - also die genannten zwei Cousins. Zwar kenne ich nicht alles bis ins Detail und ich war auch nicht dabei, aber mir wurde es sowohl von meiner Mutter als auch meiner Tante und meinen Cousins selbst berichtet, dass sie dort als „Ossis“ gemobbt wurden.
Zudem habe ich auch nie geschrieben, dass ich es generell ablehnen würde, Kontakte zu unterhalten oder zu knüpfen. Das ist jetzt deine Verallgemeinerung. Ich habe nur geschrieben, dass ich zu manchen Menschen keinen Kontakt haben möchte und mich viele andere nicht so interessieren. Ich habe aber nicht geschrieben „alle“.
Und der jüngere Cousin war früher ein sehr fröhlicher und lustiger Mensch, der ständig Scherze machte und richtig ein Mittelpunkt war. Den haben sie so lange gemobbt, bis er chronisch depressiv wurde, das ist er heute immer noch, mit über 30 Jahren. Es ist auch nicht anzunehmen, dass er mal einen normalen Vollzeitjob schaffen wird, obwohl er studiert hat. Das schafft er seelisch nicht, dank der netten Menschen da drüben, die den Ossi im Rheinland mobben mussten.
Umgekehrt habe ich so etwas nie mitbekommen. Ich kenne auch einige Westdeutsche, die im Osten studierten oder zur Schule gingen. Da habe ich nie erfahren, dass da jemand gemobbt wurde. Ich kenne das nur anders herum und auch deswegen würde ich niemals freiwillig drüben leben oder arbeiten.
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