Lieber Haustiere statt Kinder haben wollen

vom 12.09.2021, 22:36 Uhr

Ein Kind ist immer eine große Verantwortung und dementsprechend eine Entscheidung, die man nicht leichtfertig treffen sollte. Man verpflichtet sich für viele Jahre für das Kind zu sorgen und es bestmöglich zu erziehen und ihm alle Wege für die Zukunft zu ermöglichen. Dabei geht nicht nur einiges an Geld, sondern auch an Zeit und Nerven drauf. Am Ende wird es sich für die meisten Eltern jedoch mehr als gelohnt haben - ich kenne kaum jemanden, der (jedenfalls offen) sagt, dass er oder sie es bereut hat, Kinder zu bekommen.

Ich selbst bin mit 24 Jahren noch sehr jung und eventuell ändert sich meine Entscheidung noch einmal aber ich bin mir aktuell nicht sicher, ob ich Kinder bekommen möchte oder doch einfach bei meinen Haustieren, in meinem Fall einem Hund, bleibe. :| Ich kann mir aktuell nicht vorstellen, so viel Verantwortung für ein anderes Lebewesen zu übernehmen. Sicher habe ich bei meinem Hund auch Verantwortung, aber das doch auf einer ganz anderen Ebene.

Mein Hund hat viel weniger Bedürfnisse als ein Kind, braucht weniger Aufmerksamkeit und sein Handeln hat nicht so weitreichende Konsequenzen wie das von einem Kind. Dementsprechend ist er um einiges pflegeleichter und nicht so kostenintensiv wie ein Kind. Aber ehrlich gesagt fühle ich mich mit meinem Hund schon mehr als ausgelastet, wobei dieser auch besser in meinen Alltag als Krankenschwester passt, dem ist es egal, um welche Uhrzeit er Gassi geht und schläft, da er sich einfach meinem Rhythmus anpasst.

Als ich mich dazu belesen habe, habe ich schon öfter gelesen, dass es einige junge Leute gibt, die lieber Haustiere statt Kindern haben - eben auch aus dem Grund, dass die Tiere dann am Ende des Tages doch nicht so pflegeintensiv sind wie ein Kind und die Verantwortung nicht ganz so groß ist. Früher hätte ich mir so eine Aussage nie vorstellen können, als ich selbst noch jünger und naiver war, aber inzwischen kann ich es verstehen.

Wie seht ihr das? Könnt ihr Leute auch verstehen, die lieber “nur” Haustiere anstatt Kinder haben? Kann man das in euren Augen vergleichen? Wie würdet ihr euch entscheiden und warum?

» Hufeisen » Beiträge: 6056 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Ich glaube, dass dies eine eher kurzsichtige Sichtweise ist. Selber bin ich zwar über 20 Jahre älter, aber habe meinen Wunsch nach Kindern nicht aufgegeben. Biologisch betrachtet ist Vermehrung ja auch der einzige logische Grund, warum man existiert. Natürlich, spirituell gibt es da auch eine ganze Menge, aber das ist eben die naturgemäße Bestimmung jedes Lebewesens, die man als definitiv betrachten kann.

Ich denke da auch ans Älterwerden. Familie zu haben und zu sehen, wie die sich entwickelt, Enkel kriegt, zu Weihnachten und so eingeladen zu werden und so, ist dann das Einzige, dass man hat. Ich bin sehr überzeugt, dass man die Entscheidung bereut, wenn es zu spät ist und man alleine dahockt. Ein Kumpel von mir ist auch erst mit Mitte 40 Vater geworden, seine Frau war da auch schon über 40. Das Kind ist so klug und lustig, in meinen Augen die beste Entscheidung, die die zwei je getroffen haben.

Da muss ich auch an meine Oma denken. Sie hatte 2 Söhne, der eine hat nur mich zustande gekriegt, der andere hingegen gleich 3 Töchter, von denen 2 inzwischen selbst Omas sind. Bei der Beerdigung meiner Oma waren dann so etwa 20 Leute versammelt. Als ich mich so umsah, wurde mir bewusst, dass nicht eine dieser Personen ohne sie existieren würde. Erst da habe ich verstanden, warum ihr Familie immer das Wichtigste war, zumal sie sehr viele Verwandte im Krieg verloren hat. Ohne all dies wäre sie nur eine alleinstehende und vereinsamte alte Frau geworden. Sie hatte zwar Katzen, aber das ist auf keinen Fall ein Ersatz.

» Paulie » Beiträge: 554 » Talkpoints: 0,24 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Wenn Fortpflanzung tatsächlich der einzige Lebenssinn ist, habe ich den wohl gründlich verfehlt. Glücklicherweise gibt es von unserer Spezies ja ein paar Milliarden, die diesen logischen Existenzgrund mehr oder weniger begeistert (über)-erfüllen, sodass ich mich meines sinnfreien Daseins erfreuen kann und anderen die Arbeit überlassen.

Ich habe prinzipiell für viele Lebensentwürfe Verständnis, auch weil mich sowieso keiner fragt: Kinder, keine Kinder, Haustiere, keine Haustiere - für mich ist das alles einerlei, solange die existenten Kreaturen zwei- oder vierbeiniger Natur darunter nicht zu leiden haben. Und es gibt wahrhaftig genügend Kinder UND Haustiere, die ein mieses Leben haben, weil sich andere Leute eingebildet haben, ihr Leben sei ohne Nachwuchs/Hund/Bartagame ein missglücktes Experiment.

Ich selber habe auch kein gesteigertes Interesse an Haustieren, weil die ja die Vorteile der Kinderlosigkeit zum Großteil wieder negieren. Ich bin nämlich der Meinung, dass die Bedürfnisse des Haustiers, wenn ich mir schon eins zulege, Vorrang vor den meinigen haben, weil sich das Vieh ja schließlich nicht rausgesucht hat, bei mir zu wohnen. Und es wird wohl kaum das Bedürfnis eines Hundes sein, mit mir in den Urlaub zu fliegen oder 10 Stunden am Tag allein zu sein, weil ich Geld für Fresschen heranschaffen muss. Ich will einfach prinzipiell nicht "angehängt" sein, egal ob durch Zwei- oder Vierbeiner. Und selbst ein Aquarium will gepflegt werden.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Hufeisen hat geschrieben:Am Ende wird es sich für die meisten Eltern jedoch mehr als gelohnt haben - ich kenne kaum jemanden, der (jedenfalls offen) sagt, dass er oder sie es bereut hat, Kinder zu bekommen.

Na a, sie sagen es nicht offen. Ich wollte immer Kinder haben, aber mehr als gelohnt hat es sich nicht. Es gibt Umfragen, dass es doch so einige Mütter oder Väter gibt, die es im Nachhinein vielleicht sogar bereuen. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass es sehr hart sein kann, wenn die Kinder sich irgendwann abnabeln, ausziehen und sich teilweise offensichtlich nur noch aus Pflichtbewusstsein melden. Wie viele alte Leute sind im Altersheim und bekommen nie Besuch von ihren Kindern. Ich weiß da von so Einigen. Meine eigene Schwiegermutter, die vor zwei Jahren gestorben ist, hatte vier Kinder, von denen sie nur eine regelmäßig besuchte. Zwei von ihren Kindern hatte sie schon seit vielen Jahren nicht mehr gesehen.

Meine Kinder haben sich schon abgenabelt, das sieht die Natur ja auch so vor, nur ich bin leider noch immer in diesem manchmal schmerzhaften Prozess. Mit Enkeln ist es vielleicht dann wieder anders, aber ich werde aus verschiedenen Gründen keine Enkel bekommen. Ich war auf Beerdigungen, wo die ganze Verwandtschaft drumherum versammelt war, aber keiner richtig traurig war, sondern eher erleichtert: Sie war ja auch schon alt und hat ein gutes Leben gehabt. Und danach wurde der Hausrat durchwühlt und sich teilweise darüber lustig gemacht. Die Enkel sind manchmal trauriger als die eigenen Kinder.

Ein Haustier würde ich mir aber auch nicht zulegen, weil ich nicht gebunden sein will. Ein Haustier ist eh keine Alternative zu Kindern, sondern etwas völlig anderes. Mit Hund zum Beispiel würde ich nicht so viel unternehmen können, wie ich wollte.

» blümchen » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich glaube das kann sich auch immer schnell ändern, aber wenn man für sich die Entscheidung getroffen hat keine Kinder zu bekommen, dann sollte man das immer auch akzeptieren und solche Menschen sind ja auch keine schlechten Menschen, auch wenn es die Gesellschaft gerne mal so sieht und einen dann mit Fragen nervt. Je nach Tier kann ein Tier aber auch sehr anstrengend werden, wenn es beispielsweise eine chronische Krankheit hat. Ich denke das sind Entscheidungen, die man im Leben für sich treffen muss.

Ich habe 2 Kinder, werde mir in Zukunft aber auch einen Hund zulegen. Ich denke nicht, dass man sich da für eine Seite entscheiden muss oder man generell auch dabei bleiben muss. Man kann ja auch recht lange Kinder bekommen und somit kann man sich auch immer noch mal umentscheiden, wenn man sich vielleicht auch noch nicht reif genug fühlt. Womit ich dich nicht meine, aber es gibt durchaus Frauen, die fühlen sich dann irgendwann soweit und vorher waren sie komplett dagegen.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ich finde es ja immer schwierig, wenn Menschen Kinder mit Haustiere vergleichen oder zumindest die Aufgabe irgendwie ähnlich setzen. Ich neige durchaus aber auch dazu, wenn es um den Bereich der Verantwortung geht, denn eine gewisse Verantwortung benötigt man bei beiden, während ich Tiere sogar als wesentlich pflegeintensiver empfinde als Kinder.

Der Grund ist ja auch ganz einfach. Es wird ein Alter bei Kindern geben, wo sie sich auch mal selbst beschäftigen, sich am Kühlschrank bedienen oder ein Brot schmieren. Während die Katze wohl kaum ihre Dose selbst öffnen kann und das Katzenklo. Somit wird im Alter bei Kindern der pflegende Aufwand geringer als bei einem Haustier.

Haustiere sind auf meine Hilfe angewiesen. Ich muss das Futter kaufen, die Katzentoilette reinigen oder den Hund ausführen. Ich bin für den Gang mit ihnen zum Arzt verantwortlich und muss das Verhalten der Tiere deuten können sowie jegliche Veränderungen sofort erkennen. Denn gerade bei Katzen merkt man sonst vieles zu spät, wenn man seine Tiere nicht kennt. Kinder können schon sagen, hier tut es mir weh und gewisse Wunden/Verletzungen sind offensichtlicher.

Lieber statt ist eine schwierige Aussage. Wer keine Kinder möchte, der möchte sie halt nicht. Wer ohnehin lieber Haustiere will, dann ist das Okay. Ich mag nur keine Menschen, die Haustiere als eine Art Kinderersatz sehen, da ich den Aufwand gegenüber einem Haustier deutlich höher sehe als bei Kindern, die irgendwann immer selbstständiger werden und dann viel Arbeit von den Schultern ihrer Eltern nehmen.

Kinder benötigen zwar von Beginn an mehr Aufmerksamkeit als Haustiere, aber das ändert sich eben auch, wenn sie älter und selbstständiger werden. Während ich mit 15 vielleicht einen sehr alten Hund habe, ist mein Kind pflüge und geht in die Welt. Wenn Ihr versteht, was ich damit aussagen möchte.

Ich denke der Aufwand zu Beginn ist bei einem Kind einfach groß, aber später weniger und das ändert sich beim Haustier halt nicht. Da wird immer derselbe Aufwand betrieben werden müssen und im Alter vielleicht noch mehr.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


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