Lieber adoptieren, statt eigene Kinder bekommen

vom 25.09.2021, 11:17 Uhr

Ich selbst bin in der Lage, dass ich noch keine eigenen Kinder habe. Jedoch habe ich jetzt schon des Öfteren Videos und Beiträge von Frauen beziehungsweise auch allgemein von Familien gelesen, die lieber Kinder adoptieren wollen anstatt selbst welche zu bekommen, auch, wenn sie die richtigen Voraussetzungen und Fruchtbarkeit mitbringen. Sie denken, dass es einfach genug Kinder auf der Welt geben, die ohne Liebe aufwachsen und die dringend eine Familie brauchen - da wäre es dann ihrer Meinung nach nicht nötig zusätzlich noch eigene Kinder zu bekommen, wenn es da draußen schon genug Kinder gibt, die ein Zuhause brauchen.

Ich kann die Beweggründe irgendwo verstehen - sicher möchte man nicht, dass irgendwo auf der Welt Kinder leiden und jedes Kind hat ein wunderschönes Heim verdient. Allerdings verstehe ich auch irgendwo die Leute, die sagen, dass für die adoptieren nicht infrage kommt und sie definitiv eigenes Kind haben wollen um quasi etwas “von sich” zu haben und den eigenen Nachwuchs großzuziehen.

Ich selbst kann mir dabei sehr gut vorstellen später ein Kind zu adoptieren und ich würde auch, jedenfalls zum jetzigen Zeitpunkt, lieber ein Kind adoptieren als eins zu bekommen. Das liegt aber daran, dass ich an einer genetischen Form der Epilepsie leide und ich sehr viel Angst hätte, dass ich es dem Kind vererbe. Auch, wenn die Wahrscheinlichkeit zwar hoch ist, aber es natürlich auch gesund werden kann, würde ich dieses Risiko nicht eingehen wollen.

Wie ist es bei euch? Würdet ihr lieber ein eigenes Kind bekommen oder eins adoptieren? Habt ihr euch darüber schon Gedanken gemacht? Was sind für euch die Beweggründe, dass ihr euch für die einige oder andere Variante entschieden habt oder entscheiden werdet?

» Hufeisen » Beiträge: 6056 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Ich bin kinderfrei und das wird auch so bleiben, aber für mich klingt das schon reichlich naiv. Hast du dich mal mit Leuten unterhalten, die von "irgendwo auf der Welt" adoptiert wurden? Ich habe eine Freundin, die richtig tolle Adoptiveltern hat und ich würde nie irgendwas schlechtes über ihre Eltern sagen, aber es gab trotzdem Zeiten, in denen sie ganz schlecht damit klar kam, dass sie nicht weiß ist, dass sie keine deutschen Wurzeln hat, dass sie ihre biologischen Eltern nicht kennt, fast nichts über deren Kultur weiß, ihre biologischen Verwandten nicht kennt und so weiter.

Vielleicht bist du ja gar nicht der weiße Retter, der ein armes Waisenkind aus einem afrikanischen Kriegsgebiet errettet indem du dafür deine eigene Fortpflanzung "opferst". Vielleicht bist du ja einfach nur eine Person, die für ihr eigenes gutes Gewissen in Kauf nimmt, dass ein Kind in einer völlig fremden Kultur aufwächst ohne, dass es gefragt wurde, ob es das überhaupt will. Schon mal darüber nachgedacht?

Was spricht denn dagegen im Inland zu adoptieren oder in Pflege zu nehmen? Also außer der Tatsache natürlich, dass man hier halt selten das Wunschkind geliefert bekommt sondern sich mit Frage wie "könnten sie sich ein Pflegekind mit Down Syndrom vorstellen?" befassen muss?

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Ich habe und möchte auch keine Kinder, wobei ich hierzulande wohl auch keines adoptieren dürfte, da zu alt und nicht gerade besonders reich. Selber machen ginge wohl gerade so noch, aber mir fehlt nun mal jeder Mutterinstinkt. Für mich klingt das alles auch reichlich unüberlegt und ehrlich gesagt überheblich.

Klar, wenn man aus irgendeinem Entwicklungsland sich quasi ein Kind aussuchen kann, kann man sich anders als bei eigener Reproduktion als "guter Mensch" fühlen, weil jetzt jemand in Deutschland ein "schönes Leben" hat. Aber wer so denkt, dem würde ich prinzipiell auch zutrauen, das Kind dann nicht als Sohn oder Tochter, sondern eher als Charity-Projekt anzusehen. Und wenn dann ein paar Jahre vergangen sind, und aus dem süßen, armen Chinesenmädelchen eine mitteleuropäisch sozialisierte, rebellische Teenagerin geworden ist, die ihren Adoptiveltern nicht täglich dafür dankt, sie "gerettet" zu haben, was ist dann? Ist dann die Enttäuschung groß, weil das Projekt "White Savior" gescheitert ist?

Ich finde, eine Adoption sollte man sich eher noch sorgfältiger und langwieriger überlegen als selbst ein Kind zu werfen, und auch recherchieren und sich beraten lassen. Nicht nur weil mehr Parteien im Spiel sind, sondern auch, weil die Beweggründe und Konsequenzen erheblich komplexer sein können als beim guten alten "Das Haus ist gebaut, der Mann verdient genug, und der eigene Job ist langweilig"-Kinderwunsch.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Ich würde mir nicht zutrauen, ein Kind zu adoptieren, erst recht nicht ein Kind, das augenscheinlich seinen Ursprung in einem fernen Land hat. Ein eigenes Kind ist etwas anderes. Das hat seine Verwandten hier, es kennt seine Wurzeln.

Man kann sich heftig streiten, ohne dass bei irgendeiner Seite das Gefühl aufkommt, dass die Beziehung schwierig ist, weil man adoptiert ist. Meine Mutter hat früher oft zu mir gesagt, dass ich genauso stur sei wie meine Oma. Das war eine Beleidigung, weil sie meine Oma, ihre Schwiegermutter, nicht mochte. Andererseits war es auch irgendwie schön, dass ich mit irgendwem etwas zu tun hatte, also nicht alleine mit dieser schlechten Eigenschaft war.

Jeder Mensch möchte irgendwann etwas über seine Herkunft erfahren, wahrscheinlich umso dringlicher, wenn er sie nicht kennt. Es gibt fähige Eltern, die das schaffen, Kontakte zu den genetischen Verwandten herzustellen und zum Ursprungsland, zu dem man vielleicht sogar besondere Beziehungen hat, und zugleich Probleme hier zu bewältigen, die ja durchaus auftreten können, wenn auch nicht müssen.

Man kann ja auch das Geld, das man für das Kind ausgeben würde - und das ist eine ganze Menge, bis es sich selber versorgen kann -, in Kinderheime in den entsprechenden Ländern stecken oder in diese Familien, die Waisen eine familienähnliche Struktur geben, mir fällt im Moment der Name für diese Familien nicht ein.

» blümchen » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich halte Adoption für eine wirklich tolle Sache und denke gleichzeitig dennoch, dass dies die schwerste Entscheidung für ein Pärchen ist! Der Grund ist für mich ganz einfach damit zu erklären, weil man ein Kind adoptieren wird, oft aus fremden Kulturen, welches seine eigenen Wurzeln nicht kennt und womöglich nie kennenlernen wird.

In vielen Gesellschaften lässt man es ja auch deutlich heraushängen, wenn ein fremdes Kind mit einer anderen Hautfarbe da ist, was man gemieden wird. Zumal der Rassismus nie aussterben wird und man dem Kind natürlich auch Probleme entgegen bringt, mit denen man es in Zukunft häufiger konfrontieren muss. Während beispielsweise afrikanische Waisenkinder häufig geächtet werden, je nach Stamm als Hexenkinder und mehr.

Es ist ein zweischneidiges Schwert, ein Kind zu adoptieren. Auf der einen Seite tut man dem Kind sicherlich etwas Gutes damit, es weg aus einem Heim zu holen. Es hat ganz andere Möglichkeiten als in vielen unterentwickelten Ländern, wo Bildung Mangelware ist usw. Wenn wir jetzt von ausländischen Kindern ausgehen.

Auf der anderen Seite schicken wir dieses Kind in eine neue Kultur und Sprache, was ein echter Schock sein kann. Auch die Erwartungen, die viele Eltern immer gerne an Kinder haben, werden nicht gleichermaßen erfüllbar sein aus vielen Gründen nicht. Dann natürlich auch Themen wie Rassismus, Bildung, Ernährung usw. werden von der Pike neu zu lernen sein, weil sie abseits der Heimat ganz anders sind.

Später kommen Fragen hinzu wie: “Wer bin ich?“, „Wer sind meine Eltern?“ und vieles mehr. Darauf vielleicht nie eine Antwort zu kriegen, mag einigen reichen, aber anderen nicht. Das ist alles so eine Sache für sich, aber per se bin ich für die Adoption und empfehle jeden, dass man wirklich genau weiß, was man dort tut und ein gewisses Einfühlvermögen, weil leichter ist eine Adoption sicher nicht im Gegensatz zum eigenen Kind.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


So leicht ist das alles nicht. Nicht jeder bekommt einfach so ein Kind zur Adoption bereit gestellt und da gilt es auch viele Dinge zu beachten. Das ist leider nicht so leicht, wie sich das manche Menschen vorstellen und wünschen würden. Ich selber habe 2 Kinder bekommen und würde kein Kind mehr wollen. Hätte das aber auf natürlichem Wege nicht geklappt, dann hätten wir auch versucht zu adoptieren, dann wahrscheinlich aber zu einem späteren Zeitpunkt als ich mein erstes Kind bekommen habe.

Adoptionen sind an sich keine leichte Sache. Da gibt es viele behördliche Dinge, die einem das Leben schwer machen können, aber auch das Kind an sich wird nicht ganz so leicht in seinem Gemütszustand sein. Es hat dann doch einiges an Verlust erlebt, auf sich allein gestellt zu sein, niemanden zu vertrauen und so weiter, das macht etwas mit einem und da muss man erst mal Mittel und Wege finden einen Zugang zu dem Kind zu bekommen. Das hat man bei einer normalen Geburt nicht. Da hat man monatelang das Kind im Bauch und kann sich gut darauf einstellen und das Baby vertraut einem ab der ersten Sekunde.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


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