Leute verurteilen, die nur Fertigprodukte konsumieren?
In der heutigen Zeit kann man ja, wenn man weiß, wo man suchen muss und im richtigen Ort wohnt, quasi alles was man haben will als Fertiggericht kaufen und man muss es wahlweise nur noch in die Mikrowelle stellen, auf dem Herd warm machen oder für einige Zeit im Ofen lassen. Fertig ist die Mahlzeit ohne großen Aufwand, was für viele in der heutigen Zeit doch sehr bequem ist. Grade für mich, die öfters mal 10 bis 12 Stunden am Stück arbeiten ist, ist das eine sehr tolle Lösung doch noch eine warme Mahlzeit auf den Tisch zu bekommen, ohne, dass ich auf viel von meinem Schlaf verzichten muss. Des Weiteren bleibt aufgrund der Größe meines Magens immer so viel übrig, dass ich dann mehrere Tage davon essen muss und es sich eigentlich gar nicht lohnt für mich alleine zu kochen. Dementsprechend sind die Fertiggerichte, vor allem die, die nur für eine Person gedacht sind, ein Traum für mich.
Jedoch habe ich es schon öfter erlebt, dass man dafür verurteilt wird, wenn man bestimmte Sachen fertig kauft und eben nicht selbst macht. Ein gutes Beispiel dafür sind Eierkuchen - ich habe mal fertige Eierkuchen gekauft, weil ich mir damit nicht die Küche einsauen wollte und es sich eben nur für mich nicht gelohnt hätte, welche zu machen, und durfte mir dann von der Dame an der Kasse hinter mir anhören, dass "die heutige Jugend" ja nicht mal mehr in der Lage wäre Eierkuchen selbst zu machen, "was für eine Schande" das doch wäre. Ich wurde also verurteilt, weil ich Fertiggerichte gekauft habe, ganz egal, aus welchem Grund.
Ist euch das auch schon mal passiert, dass ihr verurteilt wurdet, weil ihr Fertiggerichte gekauft habt? Verurteilt ihr vielleicht selbst sogar Leute, die das fertige Essen kaufen und denkt euch auf den ersten Blick, dass die Person doch sicherlich nur zu faul zum kochen wäre? Oder ist euch das auch total Banane, was andere Leute essen?
Ich wundere mich schon manchmal was andere Leute so kaufen, aber erstens ist es nicht mein Job das zu kommentieren und zweitens kenne ich die Lebensumstände und Einkaufsgewohnheiten dieser Personen ja überhaupt nicht.
Ich habe zum Beispiel die Möglichkeit bestimmte Lebensmittel direkt vom Erzeuger bzw. über eine Vertriebsgemeinschaft zu kaufen. Das betrifft hauptsächlich Obst und Gemüse und das wiederum bedeutet, dass ich im Supermarkt so was wie Nudeln, Schokolade, Fischstäbchen, Nutella und Ketchup aufs Band lege. Da könnte man auch denken, dass "die Jugend von heute" keine Ahnung von ausgewogener Ernährung hat.
Es geht mich doch gar nichts an, was andere Leute so kaufen und essen, oder irre ich mich da? Ich habe auch noch nie erlebt, dass andere Menschen meinen Einkauf kritisch beäugen oder gar kommentieren, und ich lebe sogar auf dem Dorfe, wo die soziale Kontrolle durchaus noch vorhanden ist und gefühlt jeder die Nase im Suppenteller des anderen hängen hat.
Ich nehme für gewöhnlich auch gar nicht wahr, was andere Kundschaft etwa im Supermarkt so abgreift, weil es mich einfach nicht interessiert. Das sind Menschen, die müssen essen, genau wie ich. Wenn man mich nach dem Bezahlen fragen würde: Frau Gerbera, hatte der Mann vor Ihnen in der Schlange a) Gemüse, b) Fertigpizza, c) Zigaretten oder d) veganen Käseersatz gekauft? wäre meine Antwort ein verwirrtes: War da ein Mann?
Es gibt zwar durchaus Produkte, die sich mir in ihrer Sinnhaftigkeit entziehen und die ich so nicht kaufen würde, wie beispielsweise fertiger Pfannkuchenteig. Aber dafür kaufe ich fettarme, haltbare, laktosefreie Milch, die mit dem Originalprodukt auch nicht mehr viel zu tun hat, oder Cappucchinopulver in völlig überteuerten Portionsbeuteln für die Arbeit. Und da würde ich es mir auch verbitten, wenn jemand diese Entscheidungen "verurteilen" würde. Aber wie gesagt, das habe ich noch nie erlebt, und ich kaufe seit über 20 Jahren für mich selber ein.
Nein, ich verurteile niemanden dafür was er einkauft. Ich lebe generell nach dem Motto "Leben und leben lassen" und kann es überhaupt nicht leiden wenn mir jemand in meine Lebensführung reinquatschen möchte. Ich bin immer offen für Tipps und Ratschläge, aber nicht für unangebrachte Kritik bzw. blöde Kommentare. Insbesondere von fremden Personen finde ich das total unangemessen, weil sie meine Lebensumstände und Gewohnheiten ja gar nicht kennen. Wie Cloudy schon angemerkt hat, kann ja z.B. keiner wissen wo und wie oft ich meine Fleischprodukte bzw. Obst und Gemüse besorge.
Ich selber vermeide es schon größtenteils Fertigprodukte zu kaufen, aber nur weil ich bisher die Erfahrung gemacht habe, dass der Großteil davon nicht meinem Geschmack entspricht. Paella zum Beispiel ist eines der wenigen Gerichte, die ich gerne mal als TK-Tüte kaufe. Würde ich mehr solcher Fertiggerichte finden, die mir schmecken, dann würde ich da mit Sicherheit auch mal öfter zugreifen. Und wenn man ein Singlehaushalt ist kann ich auch verstehen, wenn man mal Eierkuchen als Fertigware kauft, aber dann halt das tatsächliche Fertigprodukt und nicht diesen Fertigteig den man dann doch selbst rausbraten muss - so ergibt es zumindest für mich mehr Sinn.
Ich finde es generell unangebracht, über anderer Menschen Lebensgewohnheiten, Vorlieben oder Hobbies zu urteilen. Natürlich kann ich nicht für alles die Begeisterung teilen, die manch anderer dem entgegenbringt, und gewisse Neigungen werde ich nie verstehen und auch nie selber austesten, aber solange mir niemand seinen Lifestyle aufdrängt, liegt es mir auch fern, das umgekehrt zu tun. Jedem schmeckt und liegt eben etwas anderes - und nur, weil ich das selber nicht mag, ist das noch lange nicht weniger gesund, erstrebenswert oder gesittet.
Ab und zu greife ich gerne auf Fertigessen zurück, weil manches davon einfach sehr praktisch und teils sogar verdammt lecker ist. Nur davon ernähren könnte ich mich aber nicht, da ich manche Lebensmittel und Speisen frisch einfach bevorzuge, sie anders zubereitet gewohnt bin und nach einiger Zeit der Abstinenz regelrecht Heißhunger auf das selbstgemachte Essen bekomme. Daher gleicht sich bei mir eine Phase des „Überkonsums“ von Fast Food und Co immer durch eine Phase der Kompensation aus, ohne dass ich da besonders drauf achte. Ich kenne aber genug Leute, die tagtäglich Fertiggerichte essen und nichts vermissen, und das kann ich auch akzeptieren.
Soll doch jeder essen was er will und wer bin ich denn, dass ich mich über andere Leute stelle und deren Essen bewerte? Das ist mir vollkommen egal und ab und zu esse ich auch mal Fertigprodukte, weil ich damit weniger Arbeit habe. Das finde ich per se nicht schlimm und ich würde mich auch nie über Leute aufregen, die das essen oder kaufen, das würde ich auch extrem mies finden. Es muss einem doch schmecken und wenn das der Fall ist, dann ist doch alles gut.
Laut oder öffentlich würde ich nie etwas zu den Produkten sagen, die jemand vor oder hinter mir an der Kasse aufs Band legt, oder wo ich die Produkte im Einkaufskorb sehe. Ich kenne ja in der Regel die Lebensumstände der Person gar nicht oder ob diese Dinge wirklich für sich selbst gekauft werden oder vielleicht für einen Nachbarn. Und ich habe auch schon Fertigprodukte gekauft, die ich zwar auch selbst zubereiten kann, aber wo mir das Fertigprodukt einfach so mordsmäßig gut geschmeckt hat, dass ich es mir immer mal wieder gekauft habe.
Allerdings gucke ich beim Einkaufen, wenn ich in der langen Schlange stehe und warte, manchmal schon, was die Person vor oder hinter mir so gekauft hat. Ich mach mir da inzwischen einen Spaß draus, ob man die Person anhand ihres Einkaufs irgendwie einordnen kann, wobei aber alles nur in meinen Gedanken abläuft. Und wenn ich das dann gemacht habe, gucke ich mir meinen eigenen Einkauf an und überlege, wie man mich danach einordnen würde. Das fällt nicht immer sehr positiv für mich aus.
Bei einigen Produkten überlege ich mir, wenn ich sie im Regal sehe, schon, wer denn so etwas kauft. Das sind dann unter anderem auch die fertigen Pfannkuchen oder auch das Rührei im Tetrapack. Aber wenn ich dann wieder an meinen 85jährigen Nachbarn denke, dann sehe ich, dass auch diese Produkte ihre Berechtigung haben.
Und es gibt eben auch genügend Leute mit viel zu wenig Zeit oder auch zu wenig Equipment zum Kochen. Wenn ich an meine Studentenzeit denke, da hatten einige nur eine Mikrowelle und teilweise - zumindestens anfangs - weder Topf noch Pfanne oder Herd. Oder auch keinen Kühlschrank. Insofern haben auch solche Produkte ihre Berechtigung und es steht mir einfach nicht zu, ein Urteil über die Käufer solcher Produkte zu fällen.
Bei mir dürfte es relativ schwierig sein, von Beobachtungen meiner Einkäufe auf meine Persönlichkeit zu schließen, da ich oft recht selektiv einkaufe, was dazu führt, dass ein einzelner Einkauf recht ungewöhnliche Zusammenstellungen beinhalten kann, die eigentlich insgesamt gesehen nicht typisch für mich sind. Es kann also sein, dass ich bei einem Einkauf nur Fertiggerichte kaufe, bei einem anderen Einkauf wiederum fast nur Gemüse, oder Reis, Nudeln, Hummus, Käse, Wein, Limonade, asiatische Zutaten, etc.
Somit könnten Beobachter an unterschiedlichen Tagen zu ganz unterschiedlichen Ansichten über mein Einkaufs- und Ernährungsverhalten kommen, obwohl sich am Ende die Sachen zuhause vermischen und ich von allem etwas esse, oder die Fertiggerichte nur im Vorratsschrank für Quarantänezwecke landen.
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