Leute nach ihrem Musikgeschmack einordnen?

vom 30.05.2021, 14:34 Uhr

Zugegeben ist die Überschrift sehr viel plakativer, als ich es gemeint habe, was nicht nur an den Platzgründen liegt. Aber ich hatte die Überlegung, ob man manchmal bestimmten Liebhabern unterschiedlicher Musikrichtungen auch gewisse Lebenseinstellungen oder Temperamente zuschreibt und sei es nur unbewusst.

Manche denken vielleicht, dass ein Klassikfan eher auf der introvertierten Seite zu finden ist, ein Fan von Schlagern wird von einigen möglicherweise als der lustige Partytyp angesehen usw. Habt ihr schon Leute aufgrund ihres Musikgeschmacks versucht einzuordnen? Seid ihr selbst schon aufgrund dessen von anderen in einer bestimmten Art und Weise gesehen worden?

» Verbena » Beiträge: 4938 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Ich musste doch etwas schmunzeln. In meiner wohl schüchternsten Zeit habe ich schon Punk gehört und dementsprechend wäre wohl die Antwort erstmal überraschend gewesen, wenn man mich so erlebt hat und das so einordnen wollte. Heute höre ich durch meinen Sohn auch durchaus mal Klassik, da er das gerne mal mag, wenn er einen stressigen Tag hatte. Heute bin ich aber deutlich offener und gar nicht mehr schüchtern. Also ich würde wohl aus der Schublade fallen. Ich denke dass da jeder das hört, was er mag und gut ist. Einordnen kann man da niemanden.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ich selbst höre ja viel Klassik und bin eher introvertiert. Insofern könnte das Klischee passen. Was aber nicht der Fall ist, dass Klassik nur harmonisch-langweilige Musik sei. Sowohl die Musik des frühen Barock als auch die Musik ab der Spätromantik geizen nicht mit Dissonanzen, und je weiter man in Richtung 20. Jahrhundert kommt, umso experimenteller wird die Musik. Deswegen ist Klassik eben viel mehr als Mozart, sondern da kann es auch ordentlich zur Sache gehen oder laut scheppern.

Andere Leute sortiere ich meistens nicht nach ihrem Musikgeschmack ein, wobei ich zugegebenermaßen Vorurteile gegenüber leidenschaftlichen Hörern von volkstümlicher Musik hege. Mir persönlich sind Menschen lieber, die auch mal Interesse an komplexer oder dissonanter Musik haben.

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» lascar » Beiträge: 4482 » Talkpoints: 792,20 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Ich denke, der Beginn eines Musikgeschmackes ist definitiv in der Jugend auszumachen. Aus persönlicher Erfahrung spielt das soziale Umfeld eine große Rolle. Wir haben damals zum Beispiel auf den Wu-Tang-Clan geschworen und waren alle begeisterte Hip-Hop Teens. Später bin ich zur Elektro-Musik gewechselt und höre auch jetzt noch beides. Klassik, Rock, Jazz, wenn man offen ist, was viele gegenüber anderen Musikstilen nicht sind, weil es in ihrem begrenzten Universum nur "die eine Richtung" oder Band gibt, dann entgeht einem vieles.

In jedem Stil findet sich etwas für das eigene Klangsystem, denn die akustische Balance spielt ebenso eine Rolle. Ich mag klare rhythmische Takte mit Vocals und gutem Bass. Für andere ist extrem grölender Hard-Punk ein Ohrenschmaus. Jeder hat ein individuelles Taktgefühl. Deswegen werden auch einige Breakdancer und andere Balletttänzer. Gewisse Stereotypen vereinen ihre Musik mit dem Kleidungsstil und der politischen Meinung. So wird ein Schubladengesamtsystem geschaffen, an dem man sich aber bis heute größtenteils orientieren kann. Denn Musikstile sind Statements nach außen und spiegelt teils auch die Ansichten über die Welt dar.

» Blatt039Gold! » Beiträge: 20 » Talkpoints: 7,12 »



Ich wüsste von niemandem in meinem Umfeld den konkreten Musikgeschmack zu beurteilen. Für mich selber spielt Musik keine große Rolle und ich habe mich noch nie darüber definiert, Fan einer bestimmten Richtung, Band, Ära oder was auch immer zu sein.

Ich habe aus der Entfernung zwar durchaus mitbekommen, dass es da unterschiedliche Lager gibt und wie in jedem "Fandom" sich bei Weitem nicht alle untereinander grün sind, aber das betrifft mich genauso wenig wie etwa die Rivalität unterschiedlicher Fußballvereine bzw. deren Anhängerschaft. Solange es nicht zu Handgreiflichkeiten kommt und die Fans der Kelly Family auf die von Anna-Sophie Mutter eindreschen, juckt es mich herzlich wenig.

Und generell halte ich es sowieso für verfehlt, von Hobbys und Präferenzen auf den Charakter eines Menschen zu schließen. Das finde ich engstirnig und spießig. Es gibt Leute, die alljährlich nach Wacken pilgern, aber auch ein Streichkonzert genießen können. Und andere haben als Hobbys Extremklettern und Wellensittichzucht. Ist diese Person nun ein Adrenalinjunkie oder ein schüchternes Jüngferchen? Für mich sind das alles nur platte Vorurteile, die niemandem etwas bringen. Maximal ärgert sich mal wieder jemand, wenn er/sie großäugig angestaunt wird: Was? Du bist Biker und magst Musicals? Ui, das hätte ich nie gedacht. Biker mögen doch alle Bikermusik!

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


Wenn ich so überlege, komme ich zu dem Schluss, dass ich den Musikgeschmack von überhaupt niemandem kenne. Meine Kinder haben so ziemlich alles gehört, gerne auch Musik auch meiner Jugendzeit. Sie haben zwar ähnliche Musik gehört, trotzdem sind sie von ihrem Wesen her sehr unterschiedlich. Ich würde Leute gar nicht nach ihrem Musikgeschmack in Schubladen einordnen. Gerade Jugendliche hören ja oft auch das, was die anderen hören. Ich würde keine Charaktereigenschaften daran festmachen.

» blümchen » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Ja, ich denke, dass viele Menschen unbewusst bestimmten Musikgenres bestimmte Lebenseinstellungen oder Persönlichkeitseigenschaften zuschreiben. Zum Beispiel wird ein Metal-Fan oft als rebellisch und vielleicht sogar aggressiv angesehen, während ein Fan von Indie-Musik als intellektuell und alternativ betrachtet wird. Das kann natürlich auch auf mich selbst zutreffen. Ich selbst höre gerne Indie-Rock und Alternative-Musik und wurde daher vielleicht schon mal als etwas exzentrisch oder anders wahrgenommen.

Aber ich denke, dass es falsch ist, Menschen nur aufgrund ihres Musikgeschmacks in eine bestimmte Schublade zu stecken. Denn letztendlich ist Musikgeschmack etwas sehr Persönliches und sagt nicht zwangsläufig etwas über die Lebenseinstellung oder das Temperament eines Menschen aus. Es gibt zum Beispiel auch viele Metal-Fans, die in Wahrheit sehr ruhige und introvertierte Menschen sind.

Ich denke auch, dass es wichtig ist, sich davon zu lösen, Menschen aufgrund von Klischees oder Stereotypen zu beurteilen und stattdessen jeden Menschen als Individuum zu betrachten. Denn letztendlich ist jeder Mensch einzigartig und es ist ungerecht, ihn nur aufgrund seines Musikgeschmacks oder anderer Äußerlichkeiten zu beurteilen.

Letztendlich sollten wir uns daran erinnern, dass jeder Mensch das Recht hat, seine Musik zu hören, unabhängig davon, was andere davon halten. Denn Musik ist ein wichtiger Ausdruck unserer Persönlichkeit und kann uns in schwierigen Zeiten unterstützen und stärken.

» Aguti » Beiträge: 3109 » Talkpoints: 27,91 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



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