Lesen Kinder kaum noch?
Meine Tochter geht in die zweite Klasse Grundschule. Sie ist ein richtiger Bücherwurm und ich komme mit dem Bücher kaufen kaum noch nach. Es müssen ja alles Bücher über Pferde sein und von dem her waren wir mit der Bibliothek schnell durch. Aber ich kaufe ihr diese Bücher ja gerne und habe auch schon eine gute Möglichkeit gefunden diese Bücher gebraucht sehr günstig zu kaufen und von dem her darf sie lesen so viel sie möchte.
Allerdings ist mir jetzt aufgefallen und wurde eigentlich auch von ihrer Lehrerin bestätigt, dass meine Maus das einzige Kind in der Klasse ist das so ist. Die meisten Kinder können in der zweiten Klasse mit Büchern kaum etwas anfangen. Sie können es vielleicht lesen aber verstehen den Inhalt nicht wirklich und so macht das Lesen auch keinen Spaß. Die Schule versucht den Kindern das Lesen schmackhaft zu machen, indem sie Autoren einladen die Lesungen machen und so weiter und so fort. Aber anscheinend ist es nicht nur in unserer Schule so, auch in den Schulen die ich sonst noch kenne.
Ich finde es schade, denn Kinder sollten lesen weil es doch Spaß macht. Zumindest mir hat es immer Spaß gemacht und meiner Tochter eben auch. Dann habe ich auch Eltern kennengelernt, die sagen dass es einfach zu teuer ist, ständig Bücher zu kaufen. Ich meine es gibt ja gute Alternativen. In den Bibliotheken zahlen die Kinder meistens nichts und es gibt auch alle Fälle irgendwo in der Gegend welche. Was haltet ihr davon, sollten die Kinder Bücher lesen und dabei von den Eltern unterstützt werden?
Lesen ist auf jeden Fall immens wichtig und sollte natürlich von den Eltern unterstützt werden. Aber nicht erst dann, wenn das Kind in der Schule ist und man merkt, dass es nicht rund läuft. Man sollte von Klein auf mit den Kindern etwas mit Büchern machen, dass die Kinder von Anfang an lernen, Bücher zu lieben.
Selbst wenn man nicht den Ehrgeiz hat, aus dem Kind einen Liebhaber von Literatur zu machen, muss man doch alleine schon für den Schulerfolg gut lesen können. Selbst in Mathematik erleichtert Lesen das Schulleben immens. Wenn man zum Beispiel den Sinn und die Aussage einer Sachaufgabe nicht entnehmen kann, hat man ein Problem. Nur das ist vielen Eltern nicht so bewusst.
Ja, es ist heute leider normal geworden, dass Kinder weniger als zu unserer Kinderzeit lesen. Die Konkurrenz ist halt viel härter geworden. Statt ab und an mal einer Kindersendung läuft heute von früh bis spät auf mehreren Sendern was, was leicht zu konsumieren ist. Auch elektronische Medien lassen sich für Kinder einfacher konsumieren, als Bücher. Deshalb verpassen gerade in der doch nicht ganz einfachen Zeit in der ersten Klasse immer mehr Kinder den Anschluss ans Lesen lernen. Es ist am Anfang für die meisten Kinder recht mühseligen und den wenigsten fällt das einfach so zu. Und leider ist es mittlerweile auch vielen Eltern zu anstrengend, da immer wieder zu ermutigen und die Kinder zum Üben zu schieben.
Dazu kommt dann noch, dass die Kinder dann die perfekte Ausrede haben, weil sie mit Fug und Recht sagen können, dass die anderen Kinder auch fast alle nicht besser lesen können. Und so stecken sie sich quasi gegenseitig an. Da müssen sich Lehrer mittlerweile schon gut was einfallen lassen, um den entgegen zu steuern. In manchen Klassen nehmen die an solchen Online Programmen teil, wo die Kinder Bonuspunkte erhalten für jedes gelesene Buch und sich dann vergleichen können. Das spornt manche an, die sonst nicht so ans Lesen ran gekommen wären.
Zum Preis: Wenn man weiß, wie viel Arbeit in so einem Buch steckt, relativiert sich der Preis. Und wenn man sieht, wie viel Plunsch Kinder heute so zwischendurch bekommen, da kann man bei vielen Dingen sinnvoll sparen und statt dessen lieber Bücher kaufen. Und dank Internet und Flohmärkten findet man ja auch immer günstig gebrauchte Bücher zusätzlich zu den neuen dazu und zusätzlich zur Bibliothek. Da zu sparen, wenn man das Geld irgendwie auftreiben kann, halte ich für besonders sträflich.
Ich habe früher sehr viel gelesen. Hauptsächlich Harry Potter und viele Krimi beziehungsweise Horrorbücher. Irgendwann habe ich dieses Hobby aufgegeben, da ich einfach keine Zeit dafür mehr habe. Ich habe meine Lieblingsbücher aber behalten, damit sie meine kleine Schwester lesen kann.
Allerdings hatte ich mit diesem Gedanken überhaupt gar keinen Erfolg. Sie liest nur das, was für die Schule notwendig ist und nicht aus Vergnügen. Es gibt heute halt die ganzen Smartphones, Tablets und so weiter. Da haben die Kinder keine Lust mehr in ein langweiliges Buch zu schauen.
Als Kind habe ich auch nicht sonderlich gerne gelesen, sondern nur wenn ich musste. Ich hatte dann auf dem Gymnasium auch Leistungskurs Deutsch und Englisch, weil mir das Interpretieren und Auswerten von Texten leicht gefallen ist, aber trotzdem war ich kein begeisterter Leser.
Es gab ein Buch, was ich wirklich mochte, das war The Catcher in the Rye, was wir in Englisch gelesen haben. Ansonsten habe ich immer ganz gerne Zeitungen und Zeitschriften gelesen, aber kaum klassische Bücher. Das finde ich jetzt rückblickend betrachtet aber nicht schlimm.
Gab es nicht immer schon solche und solche Menschen? Ich war auch schon von klein auf eine Leseratte, und lese auch heute noch gern, wenn auch vielleicht nicht mehr so viel wie früher. Mein Bruder dagegen, der die gleiche Erziehung hatte, konnte sich erst deutlich später für's Lesen begeistern. Im Zeltlager habe ich auch schon Mädchen getroffen, die meinten, sie hätten in ihrem gesamten Leben noch nicht so viele Bücher gelesen wie ich in den drei Wochen Zeltlager.
Wenn man selbst etwas total gerne mag, ist es immer etwas schwerer nachzuvollziehen, wieso andere daran keinen Spaß haben. Aber wenn man daran einfach keinen Gefallen findet, dann finde ich es auch wenig sinnvoll, die Person dazu zu zwingen, von schulischen Büchern mal abgesehen. Aber die lesen selbst die Leseratten oft genug nicht. Wenn es den Kindern also keine Probleme bereitet, wieso sie dann zu etwas zwingen, was sie nicht mögen?
Ich finde auch, dass es doch auf das Kind ankommt und nicht jedes Kind eine Leseratte ist und auch nicht sein muss. Das heißt nicht automatisch, dass man schlechter in der Schule ist oder ungebildeter ist. Ich habe als Kind gerne gelesen und hatte auch viele Bücher. Ehrlich gesagt hoffe ich, dass mein Schatz später auch gerne lesen wird, weil ich es einfach mag und auch die Kinderbücher total schön finde. Man sollte aber kein Kind dazu zwingen.
Mir ist dieser Umstand auch schon bei den Kindern von ansonsten normal bis teilweise hochgebildeten Freundinnen aufgefallen. Alle Sprösslinge gehen auf verschiedenen Gymnasien, sind längst dem ganz jungen Teenageralter entwachen und haben noch nie freiwillig ein Buch gelesen. Ich frage mich wirklich, wie man Abitur machen und studieren möchte, wenn man das Lesen komplett verweigert. Dementsprechend sind die ganz jungen Menschen heute auch zum Teil erschreckend inkompetent, wenn es um Orthographie und Stilistik geht.
Da das aber eine andere als die hier eben erwähnte Generation ist, können die Smartphones, Computer und Tablets noch gar nicht so den Einfluss gehabt haben als dass das zur alleinigen Erklärung ausreichen würde. Auch die Eltern waren insofern Vorbilder, weil ich bei allen weiß, dass sie immer gern und viel gelesen haben, von daher wundert mich dieser Trend wirklich sehr. Vielleicht lag es schon damals am Fernsehen, den Kinderkanälen und einer beginnenden Tendenz, sich vom geschriebenen Wort in Buchform wegzubewegen. Ich finde es für mich schon etwas erschreckend, wenn jemand sagt, er hätte freiwillig mit zwanzig Jahren noch nie ein Buch gelesen.
Vielleicht irritiert mich das auch allein deswegen so, weil ich als Kind extrem viel und völlig überdurchschnittliche Mengen an Büchern im Monat konsumiert habe und da einen anderen Maßstab ansetze. Wenn ich mir vorstelle, es hätte damals schon die Ablenkung durch einen eigenen Fernseher oder gar das Internet gegeben, hätte die Sache vielleicht auch anders ausgesehen. Mir fällt auf, dass ich heute auch wesentlich weniger lese als früher, es gibt einfach zu viele Ablenkungen in der Freizeit durch die Medien. Wie soll es da erst den Kindern und Jugendlichen gehen.
Auch wenn das manchen verwundert: Es hängt tatsächlich eng zusammen, wie gut jemand lesen kann, also welche Lesekompetenzstufe er erreicht und wie erfolgreich er in der Schule ist. Das ist in Studien wissenschaftlich erforscht. Aber um technisch gut und sinnentnehmend lesen zu können, muss man nicht zwangsläufig viele Romane verschlingen. Hauptsache man liest einfach irgendwelche Texte so häufig wie möglich. Das können Kochrezepte, Schminktipps, Zeitschriften, Bedienungsanleitungen, Busfahrpläne, Internetforen, Comics, das Tagebuch der Schwester oder Rätselhefte oder was auch immer sein.
Klar gab es das auch schon in früheren Generationen, dass Menschen bis ins Erwachsenenalter noch nie ein Buch gelesen haben. Aber ich kann das nur schwer nachvollziehen. Es muss ja nicht gleich Goethe und Co. sein. Ein unterhaltsamer Krimi oder ein Liebesroman liest sich doch ganz leicht weg. Dennoch ist die Tendenz stark ansteigend. Wenn ich sehe, dass in meiner Altersklasse damals als Kinder die meisten doch wenigstens ab und an mal ein Buch gelesen haben, freuen sich heute die Lehrer sogar, wenn Kinder wenigstens ab und an mal ein Buch ganz lesen.
Kinder sollte man nicht zwingen. Aber trotzdem wieder und wieder an das Buch heran führen. Einfach weil es ein Medium ist, das oft mehrere Anläufe benötigt, bis man es genießen kann, wenn man selbst liest. Und außerdem, weil Bücher die Menschen unheimlich bereichern. Ein Buch kann eben auch Dinge, die ein Film in der Kürze der Zeit nicht kann.
Mal ganz ehrlich, dass ist von Kind zu Kind verschieden und nicht jeder teilt die gleichen Interessen. Ist ein Kind lieber draußen am toben und am spielen, dann ist es nicht gleichzeitig auch dümmer weil es nicht drinnen sitzt und ein Buch ließt. Es hat halt an anderer Stelle seine Stärken und auch Interessen ändern sich mit der Zeit, dann ist die ehemalige Leseratte von damals draußen am toben und das tobende Kind drinnen am Lesen.
Auch wie die Eltern sich den Kindern gegenüber verhalten spielt dabei eine Rolle. Eltern die ihre Kinder von A nach B zerren, hier ein Kurs, da spiel mit Freunden usw. da bleibt auch keine Zeit zum lesen. Kümmern sich Eltern weniger um Kinder und diese sind Einsam, dann verschanzen sich diese eher in ihrem Zimmer und schnappen sich ein Buch und bauen damit ihre eigene kleine Welt auf in der sie leben. Denn das habe ich erlebt, Kinder die von ihren Eltern weniger beachtet wurden griffen eher zu einem Buch als welche die dauerhafte Aufmerksamkeit hatten.
Kann ich auch an meinem Sohn bestätigen. Ich habe sehr gerne gelesen als Kind und lese auch heute noch gerne. Daher wollte ich auch früh, dass er sich mit Büchern beschäftigt und habe ihn damit schlichtweg verfolgt. Das hat ihm natürlich nicht gepasst und damit war es uninteressant. Als ich die Bücher einfach ins Regal gestellt habe und ihn nicht "gezwungen" habe, hat er irgendwann selbst angefangen diese zu holen, erst anzukauen, zu besabbern und darin zu blättern. Liegt aber auch daran, dass ich nicht ständig an ihm klebe und ihn auf Schritt und Tritt überwache sondern auch machen lasse was er möchte wenn wir Zuhause sind und er sich aussuchen kann, ob er nun mit den Bauklötzen spielt oder ein Buch anschaut.
Setze ich mich mit einem Buch hin und will lesen, dann nimmt er sich mit Sicherheit keines und liest. Von Vorbild kann da auch keine Rede sein und das das Verhalten automatisch kopiert wird. Anbieten sollte man es, aber auch nicht dazu zwingen wenn es eben nicht angenommen wird. Studien hin oder her, meine Geschwister haben bis auf einmal im Monat einen Comics nie etwas gelesen (noch nicht mal den Busplan, denn den kannte man bereits auswendig), allesamt studiert, alle hochbegabt und keinesfalls ungebildet auch wenn sie keine starken Vorleser sind.
Also ich muss gestehen, dass ich noch nie gerne gelesen habe und bis heute nicht gerne lese. Jedenfalls keine Bücher, weil ich dann äußerst schnell gelangweilt bin. Natürlich habe ich Bücher und einige auch durchgelesen, aber einige habe ich noch immer nicht durchgelesen. Es kommt auch auf die Themenwelt an, um mein Interesse zu packen.
Bücher wie "Nicht ohne meine Tochter" die haben mich als Kind interessiert, aber keine Märchenbücher und Harry Potter? Um Gottes Willen. Ich war immer die Sorte Kind, die von zu Hause schnell weg wollte, weil das Leben dort Scheiße war. Deswegen habe ich die meiste Zeit im Jahr bei Oma gewohnt, wo es toll war. Da konnte ich draußen spielen, lachen und alles. Da wurde ich nicht kontrolliert und mit doofen Regeln versehen, die keinen Sinn machten.
Jedes Kind ist natürlich anders, sodass hier kaum pauschal gesagt werden kann, dass Kinder nicht mehr viel lesen würden. Jetzt kommen dann eben auch Argumente wie das Lesen im Web ist doch auch Lesen. Bücher gibt es ja bekanntlich schon als eBooks und das ist es, was viele Kinder besser finden. Zocken auch und Internet.
Es gibt aber auch die Marke Kinder, die in der Schule gehänselt werden, weil sie mit dem Buch da sitzen. Ist auch nicht so mein Fall, die Generation Klugscheißer Kinder, wo Eltern alles auf biegen und brechen nicht dem Mainstream nacheifern lassen wollen. Kinder sollen tun, was sie tun wollen und einfach Kind sein. Es muss nicht gelesen werden, geh im Sandkasten, mach dich dreckig und gut ist.
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