Leiharbeit einer Festanstellung vorziehen?
Normalerweise heißt es doch immer, dass die Leiharbeit eigentlich eine Art Einstieg in ein möglichst festes Beschäftigungsverhältnis sein soll. Nun habe ich aber eine TV Dokumentation gesehen, wonach eine Vielzahl an Leiharbeitern/innen ihre aktuelle Situation als optimal und ideal bezeichneten und sich nicht vorstellen könnten, in eine Festanstellung zu wechseln.
Könnt ihr das nachvollziehen und für welch ein Beschäftigungsverhältnis und unter welchen Gesichtspunkten würdet ihr euch denn entscheiden, wenn ihr in solch einer Situation wärt?
Muss im Endeffekt jeder selbst wissen, für mich persönlich wäre das aber nichts. Wenn ich die Wahl hätte, für eine Leihfirma zu arbeiten oder eine Festanstellung zu nehmen, würde ich immer die Festanstellung wählen. Ich denke aber auch, dass das ganz darauf ankommt, was man gelernt hat und welche Qualifikationen man hat. Wenn man eher ein Exot ist, wird die Leihfirma vermutlich eher weniger Verwendung für einen haben. Mir ist zumindest nicht bekannt, dass Qualifizierte aus meiner Branche in der Leihfirma überhaupt Anstellung finden würden. Dafür werden solche Leute von zu wenig Unternehmen gesucht.
Gab es denn dafür eine Erklärung, warum die Leiharbeiter so weiter arbeiten wollten? So richtig würde mir da jetzt nichts einfallen, warum das besser sein sollte.
Finanziell kann man als Leiharbeiter ja wohl kaum so gut dastehen wie ein Festangestellter. Schließlich will die Leiharbeitsfirma ja auch noch mitverdienen. Auch sind gewisse Mitarbeiterkonditionen ja nicht für alle Leiharbeiter gleich. Und auch andere Punkte wie befristete Arbeitsverhältnisse in der Leiharbeitsfirma mit ungewissen Verlängerungen würde mich jetzt eher davor abschrecken.
Und flexibel bin ich doch als Angestellter genauso. Seinen Arbeitsvertrag kann man ja kündigen, wenn einem die Arbeit nicht mehr gefällt und vorallem um lange Kündigungsfristen kommt man doch als Arbeitnehmer fast immer herum. Ich wüsste jetzt also nicht, warum man lieber als Leiharbeiter arbeiten sollte.
Klar gibt es gute Argumente für Leiharbeit, wenn man in der richtigen Branche arbeitet. Für Fachärzte ich Leiharbeit beispielsweise interessant, weil es übertariflich Geld gibt und Arbeitszeiten von 25 bis 100 Prozent möglich sind. Das erleichtert die Orientierung und das Sammeln von Erfahrungen oder eben Erziehungszeiten, ohne dass man beim Einkommen schlechter dasteht.
Gut das stimmt. An diese Form hatte ich jetzt gar nicht gedacht. Diese Freelancer laufen bei mir immer separat. Ich hatte da eher so an die klassische Leiharbeit gedacht, wo Leute an Autobauer vermietet werden um am Band zu stehen oder Gebäudereinigung und ähnliche Tätigkeiten. Bei den Hochqualifizierten hast du natürlich recht. Da gibt es schon gewisse Vorteile.
Ich meine jetzt keine Honorarärzte, die über eine Agentur als Freiberufler vermittelt werden, sondern echte Zeitarbeit. Da gibt es spezialisierte Firmen, die durchaus interessant sind. Das gilt übrigens auch für Pflegepersonal. Weil die gesucht sind, geht es auch da mit dem Lohn.
Oder man macht es wie meine Mutter. Die ist über Zeitarbeit von der hundertfach verfügbaren Sekretärin zur Chefsekretärin geworden. Und dabei ist sie sechs Jahre in der Zeitarbeit geblieben, bis sie ihren idealen Arbeitsplatz gefunden hatte. Mehrere Angebote hatte sie ausgeschlagen, manchmal gab es natürlich auch keines. Das hätte im Lebenslauf nun eher unstet gewirkt.
Es kommt sicherlich auch auf die Branche an. Ich habe es bei meinem Mann mitbekommen und dieser wurde schon als Leiharbeiter anders behandelt als andere Kollegen und das obwohl er wirklich sehr gute Arbeit geleistet hat, also seine Stückzahlen waren hoch und die Qualität sehr gut. Nun hat er eine Festeinstellung, nicht über die Leiharbeitsfirma und ist damit deutlich zufriedener. Bei der Leiharbeit muss man ja auch immer ein bisschen um das eigene Gehalt bangen, denn eingesetzt wird man zwar wieder, aber es muss ja nicht dieselbe Branche sein und dann bekommt man vielleicht weniger. Außerdem weiß man nie so richtig was kommt.
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