Leiden Kinder an mangelnden Großfamilien?
In Deutschland sind ja nach wie vor viele Menschen der Meinung, dass es Kindern nicht gut tut, wenn die Mutter arbeiten geht. Deswegen gibt es für solche Frauen dann auch nur zwei Optionen: a) sie bleiben ohne Kind und können arbeiten oder b) sie bekommen ein Kind und bleiben für den Rest ihres Lebens zu Hause oder nur bis das Kind alt genug ist, um dann eine schlecht bezahlte Teilzeitstelle anzunehmen und sich weiterhin um das Kind zu kümmern.
In anderen Ländern wie beispielsweise Frankreich, aber auch bei vielen deutschen Familien ist es inzwischen normal, dass das Kind direkt nach der Geburt in eine Kita oder Krabbelgruppe kommt und die Eltern arbeiten gehen. Ich kenne mehr Eltern die das Kind direkt nach der Geburt abgegeben haben, als solche die zu Hause geblieben sind.
Und statistisch betrachtet soll das auch tatsächlich besser sein, denn Kinder die ihre Eltern nur morgens und abends sehen und nicht den ganzen Tag mit einem einzigen Elternteil rumhängen müssen, entwickeln sich meist schneller und besser, als eben die Kinder, die den ganzen Tag nur bei der Mutter sind.
Anthropologen sehen eine Ursache hierfür auch in der Tatsache, dass es früher üblich war, dass die Mütter arbeiteten. Eigentlich war das klassische Bild das die Deutschen heute haben, dass die Frau ein Kind bekommt und danach nichts anderes mehr tut, früher nie gegeben, denn in der Regel haben die Frauen immer gearbeitet und Kindeserziehung war die Sache der Gemeinschaft. Andere Kinder und besonders die Großeltern und viele andere Familienmitglieder haben sich mit dem Kind beschäftigt und es aufgezogen, die Mutter war nicht an erster Front.
Das scheinen heute aber viele zu glauben und deswegen haben Anthropologen wie Sarah Hrdy auch schon mehrere Studien zu diesem Thema herausgebracht und betonen immer wieder, dass die Kinder nicht unter einer arbeitenden Mutter leiden, ganz im Gegenteil, für das Kind ist es deutlich besser.
Im Bekanntenkreis wussten viele von dieser Theorie und eigentlich habe ich keinen gefunden, der wirklich der Meinung wäre, dass es besser wäre, wenn die Mutter den ganzen Tag zu Hause ist und sich um das Kind kümmert. Ich weiß allerdings, dass es genug Leute gibt, die so denken. Gehört ihr selbst auch dazu? Würdet ihr nach den neuen Studien eure Meinung überdenken oder weiterhin Mütter verurteilen, die neben ihrem Kind tatsächlich auch noch andere Dinge im Kopf haben und lieber arbeiten würden?
Ich bin der Meinung, dass man mit seinem Kind mindestens ein Jahr zu Hause bleiben sollte, wenn man die Möglichkeiten dazu hat. Immerhin ist das die Zeit, die man nur ein Mal hat und später wird man nie wieder so viele schöne Zeit mit dem Kind verbringen können, es ist sicherlich auch gut um das Urvertrauen in die Mutter noch mal zu verbessern.
Natürlich ist es dann so, dass Kinder soziale Kontakte brauchen und die Kita dann auch gut ist, aber man sollte schon versuchen sein Kind nicht gleich ab zu geben, weil man erst mal ein bisschen Bindung mit seinem Kind aufbauen muss. Man kann sich ja auch durchaus mit seinem Partner und der Arbeit einig werden. Meiner Meinung nach gibt es auch wichtigere Sachen als Geld im Leben und selbst wenn man vielleicht nach einem Jahr entscheidet, dass man noch ein weiteres Jahr zu Hause bleibt und dann Teilzeit arbeitet, ist das in meinen Augen keine schlechte Entscheidung.
Natürlich hat man dann weniger Geld, aber darauf sollte es im Leben nicht ankommen. Der Kontakt zu einem Kind ist unbezahlbar und die Zeit die man gemeinsam hat ein Luxus und das sage ich dir als Nichtmutter. Die Zeit vergeht wahnsinnig schnell und da ist man froh, wenn man intensive Zeit zusammen hatte.
Ich bin der Meinung, dass man sich um Kinder, die man in die Welt setzt, auch zu kümmern hat. Wozu soll man denn ein Kind bekommen, wenn man direkt nach der Geburt wieder arbeiten geht und das Kind von morgens bis abends in die Kita gibt? Da kann ich mir diese Doppelbelastung auch schenken und kinderlos bleiben. Ich gehe doch nicht den ganzen Tag schuften, um dann mein Kleinkind aus der Kita abzuholen und die Nächte durchzumachen, weil mein Kind noch nicht durchschläft, krank ist oder Zähne bekommt. Dann kommt das Kind morgens um 7 wieder in die Kita und ich gehe zur Arbeit? Nein, danke.
Gerade die erste Zeit mit einem Baby ist etwas Besonderes. Die möchte ich als Mutter mit meinem Kind verbringen, was aber nicht bedeutet, dass mein Kind keine anderen Menschen sieht. Wir haben viele Kinder und so sind die Kinder auch immer mit anderen Menschen zusammen und haben Spielgefährten. Außerdem ist man ja im Normalfall auch ab und zu mal unterwegs und unternimmt etwas mit seinen Kindern.
Mit zwei Jahren sind meine Kinder alle zumindestens stundenweise in eine Kita gegangen und ich habe auch vorher schon teilzeit, bzw. zu Hause gearbeitet, so dass mein Mann und ich uns die Kinderbetreeung aufgeteilt haben, was super geklappt hat.
Ich finde es auch irgendwie daneben zu behaupten, ein Kind würde mit einem Elternteil "rumhängen". Als wir unser erstes Kind bekommen haben, war ich mit dem Baby beim PEkIP bei der Babymassage, beim Babyschwimmen und in Krabbelgruppen. Soziale Kontakte gab es ohne Ende und ich glaube nicht, dass eine Kita da mithalten kann. Es kommt wahrscheinlich auch immer auf die Familie an, denn bei einigen Kindern könnte ich mir sogar vorstellen, dass es besser für die Entwicklung wäre, wenn sie nicht den ganzen Tag zu Hause wären. Das sind dann aber keine Familien, in denen beide Eltern berufstätig sind. Ganz im Gegenteil.
Nicht die Kinder leiden... Die Gesellschaft leidet! Ich denke, unsere Gesellschaft hält Möglichkeiten genug bereit, Kinder adäquat zu betreuen - mancherorts besser, mancherorts schlechter. Es kommt natürlich auf die Groß- und Mehrgenerationenfamilie drauf an, aber in ihr werden - im positiven Fall - viele wichtige Aspekte des sozialen Miteinanders ganz automatisch vermittelt.
Mit arbeitenden Eltern hat das nicht unbedingt viel zu tun. Kinder durch "Fremde" betreuen zu lassen schult ihre soziale Offenheit. Wir haben derzeit zwei Kinder. die Kleine ist zwei und in der Krippe, der Große 7 und in der Schule bzw. davor und danach in der Kernzeit.
Ich halte es für kein Problem, dass Kinder heutzutage schon ab 8 Wochen in die Krippe können (meine Partnerin ist Erzieherin und kriegt im Herbst ein 8 Wochen altes Baby, d. h. der Krippenplatz ist schon reserviert, obwohl das Kind noch gar nicht auf der Welt ist). Aber die Kinderlosigkeit vieler Paare bzw. die hohe Zahl an Einzelkinderfamilien macht mich betroffen, da ich selbst Einzelkind war, und es zu keinem Zeitpunkt genossen habe.
Sicher wollte ich keinen großen Bruder haben, weil ich bei meinen Freunden sah, wie deren große Geschwister mit ihnen umgingen, aber ein Geschwisterchen wollte ich schon früh. Erst mit 12 Jahren, als meine Babysitterkarriere begann, wurde dieser Wunsch zumindest teilweise gestillt.
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