Lehrermangel eine Auswirkung auf die Klassenstärke
Bei der Tochter einer Freundin, die in der Realschule ist, herrscht Lehrermangel. Sie ist in der 6. Klasse und es gab bisher 4 Klassen der 6. Klassen mit jeweils ca. 25 Schülern. Nun soll eine Klasse abgezogen werden. Es sollen nur noch drei 6. Klassen geben. Bei etwas über 100 Schülern sind dann die Klassen so stark, dass ca. 35 Schüler je Klasse sind. Das ist sehr viel, aber durch den Lehrermangel kaum anders zu bewerkstelligen.
Ich kenne das aus meiner eigenen Schülerzeit und wir hatten vor fast 50 Jahren in der Grundschule auch Klassenstärken von 40 Schülern je Klasse. Damals herrschte auch Lehrermangel.
Der Direktor der Schule hat eine Klassenversammlung einberufen und erklärte es damit, dass immer weniger Studenten auf Lehramt studieren und die, die gerne Lehrer werden wollen es nervlich oft nicht durchstehen. Bei den anderen Klassen ist es nicht viel anders und so wie es ausschaut, werden im Sommer, wenn die 5. Klassen besetzt werden auch eine Klasse weniger geben.
Macht sich der Lehrermangel bei euch auch bemerkbar, indem die Klassenstärke angehoben wird? Denkt ihr, dass es in der Beziehung noch schlimmer wird? Warum denkt ihr studieren immer weniger auf Lehramt?
Als Lehrerin beobachte ich eher das Gegenteil, allerdings ist meine Schule auch in einem winzigen Städtchen. Bei uns ist es so, dass wir immer weniger Schüler haben und daher weniger Klassen.
Es gibt gesetzlich vorgeschriebene Teilungsgrenzen, hat man weniger Schüler, darf man die Klasse nicht in zwei Gruppen unterteilen. Bisher war es bei uns immer so, dass wir ausreichend Schüler für 4 Klassen pro Jahrgang hatten, wir lagen immer knapp über der Teilungsgrenze, so dass in jeder Klasse 21 oder 22 Schüler waren. Da wir nun aber knapp darunter liegen, dürfen wir nur noch 3 Klassen bilden, die dann natürlich mit 26 oder 27 Kindern viel voller sind als vorher. Das klingt erstmal nicht nach viel, wirkt sich auf den Unterricht aber schon sehr deutlich aus. Lehrermangel herrscht dadurch dann nicht, weil die Kollegen, die in den Ruhestand eintreten sich dann mit den Klassen, die pro Jahrgang fehlen wieder ausgleichen.
Allerdings fällt auch mir auf, dass wir weniger Nachwuchs haben, als früher. Das liegt sicherlich an den sich verändernden Anforderungen im Lehrberuf. Darüber könnte man nun lang und breit schwadronieren, als ein Beispiel sei nur mal das Thema Inklusion genannt, das große Ansprüche an die Lehrer stellt, ohne dass ihnen die personellen Mittel oder das didaktische Rüstzeug, das nötig wäre, um den Ansprüchen gerecht zu werden, zur Verfügung gestellt würde.
Förderschullehrer absolvieren ja nicht umsonst ein völlig anderes Studium als normale Lehrer und arbeiten zu zweit mit der Hälfte der Kinder. Aber wir sollen uns jetzt gefälligst in einem Wochenendkurs fortbilden und zwei oder drei Kinder mit verschiedenen Behinderungen in die Regelklasse integrieren, sie fördern und erziehen. Das schüttelt man doch aus dem Handgelenk und den anderen 23 Kindern, die meist auch das ein oder andere Päckchen zu tragen haben, wird man ganz nebenbei gerecht, das ist doch ganz easy.
Darüber könnte ich jetzt noch seitenlang referieren, aber Fakt ist, dass viele Kollegen, die bereits im Job sind ernsthaft erwägen das Handtuch zu werfen, weil sie das Gefühl haben, sich selbst und vor allem den ihnen anvertrauten Kindern nicht mehr gerecht zu werden. Und junge Leute, trotz oder gerade aufgrund von Ambitionen und Begeisterung, fürchten überfordert zu sein und daher gar nicht erst antreten. Müsste ich die Entscheidung heute noch mal treffen, würde ich vielleicht einen anderen Beruf wählen.
So etwas wäre bei uns gar nicht zulässig. Es gibt eine gesetzliche Mindestanzahl von Schülern. Ist die Anzahl nur ein Schüler drüber, werden alle Schüler auf zwei Klassen aufgeteilt. Also eine Klasse mit 35 Schülern wäre ja undenkbar. Ich kann mich erinnern, dass ich in der pädagogischen Hochschule mit 31 Klassenkameraden zusammen war. Und auch da wurden in den Hauptfächern die Klassen geteilt, damit ein Lernen überhaupt möglich war.
Wenn es wirklich so einen Lehrermangel gibt, dann müsste man sich eben mit Hilfslehrern behelfen oder die Stunden so einteilen, dass trotzdem die Klasse bestehen bleiben kann. Irgendwie wird das wohl lösbar sein. Oder der Job Lehrer als solches muss eben attraktiver gestaltet werden, damit es eben kein Mangel mehr gibt.
Ich kenne das von uns, da heißt es auch immer, wir haben einen pädagogischen Fachkräftemangel. Viel mehr ist es aber so, dass es eigentlich genug Fachkräfte gäbe, die aber weiter studieren, weil sie bei uns im pädagogischen Bereich, der immer noch sehr weiblich behaftet ist, einfach viel zu wenig verdienen. Da muss sich eben in der Richtung etwas ändern.
Wenn man da einfach mehr Schüler in eine Klasse pfercht, wird ja das Problem nicht angepackt, sondern es wird nur eine für Schüler unzumutbare Übergangslösung gesucht. Das finde ich nicht gerade sinnvoll und man muss sich dann auch nicht mehr wundern, dass die Schüler dann keine Leistung bringen können.
In einer Klasse mit 16 bis 20 Schülern lerne ich viel mehr, als in einer Klasse, bei der eine Lehrperson 35 kleine Schützlinge unterrichten muss. Wenn es dann noch im schwierigen Alter statt findet, dann habe ich als Lehrer sowieso verloren. Als Schüler ist das auch nicht gerade das Gelbe vom Ei.
Das habe ich auch schon erlebt und war davon betroffen. Ich bin mal in eine Klasse in der Grundschule gekommen, wo man wegen Lehrermangel zwei Klassen zusammenlegen musste. Soll heißen, dass es erst zwei Klassen gab mit jeweils einer Klassenlehrerin, aber weil die eine aus welchen Gründen auch immer gegangen ist und man ansonsten kein Personal hatte, wurden die Klassen eben zusammengelegt und es gab auch nur noch eine (übrige) Klassenlehrerin.
Wir hatten damals also über 30 Schüler in der Klasse soweit ich weiß und das war immer richtig voll und unübersichtlich. So wirklich wohl habe ich mich dort nicht gefühlt und natürlich ist der Unterricht dann ganz anders. Gerade in der Grundschule sollte man meiner Ansicht nach kleinere Schulklassen wählen, damit mehr auf das Individuum eingegangen werden kann. Bei der Klassengröße war das gar nicht möglich, sodass einzelne Schüler thematisch abgehängt worden sind und den Anschluss verpasst haben.
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