Lehrberuf Koch oder Kellner noch zu empfehlen?
Ich bin ja der Meinung, dass nicht jeder Jugendliche studieren muss. Es gibt viele, die nach der Pflichtschule eher praktisch veranlagt sind und für die somit ein Lehrberuf sinnvoller ist. Man kann sich ja später auch noch weiterbilden und im Berufsleben aufsteigen.
Außerdem gibt es viele Lehrberufe, die sehr attraktiv sind. Allerdings möchte ich nicht wissen, wie ich reagieren würde, wenn sich meine Tochter für den Lehrberuf Koch oder Kellner interessieren würde. Ich finde den Job sehr hart und man muss auch meist am Wochenende oder abends arbeiten. Weiters finde ich, dass er mit einer Familie schwer zu vereinbaren ist. Würde ihr eure Kinder umstimmen wollen, wenn sie sich als Jugendliche für eine Lehre als Koch oder Kellner interessieren würden?
Umstimmen würde ich meine Kinder sicherlich nicht, aber ich würde von meinen Erfahrungen berichten. Ich habe eine Weile im Caterina gearbeitet und da habe ich einiges mitbekommen, was die Köche und Kellner angeht. Wenn man nach einer 15 Stunden Schicht noch aufwaschen soll, weil keiner mehr da ist und schon mal vorbereiten soll für den nächsten Tag. Als ich dann irgendwann nach Hause durfte, waren die Auszubildenden noch da und das war ein ganz normal anerkannter Ausbildungsbetrieb, der auch noch Ansehen genießt.
Natürlich haben die dann auch entsprechend frei bekommen, aber so lange am Stück zu arbeiten ist eben auch nicht ohne. Abhalten würde ich meine Kinder dennoch nicht davon, denn wenn man sich mit einem Beruf wohlfühlt, dann ist das schon sehr viel wert.
Wenn deine Vorstellung von einem glücklichen Leben Mama, Papa, zwei Kinder, Reihenhaus und ein 9 bis 5 Job mit freien Wochenenden ist, bist du in diesem Bereich sicherlich falsch.
Aber wenn du einen Beruf haben willst, der sowohl in Südfrankreich als auch auf einem norwegischen Kreuzfahrtschiff gefragt ist, mit dem du in einem österreichischen Skigebiet genauso gut arbeiten kannst wie in einer deutschen Großstadt, dann ist das nicht die schlechteste Wahl.
Die Leute, die in meinem Bekanntenkreis die interessantesten Lebensläufe haben, kommen fast alle aus dem Bereich Gastronomie und Tourismus. Da gibt es Leute, die gefühlt schon die halbe Welt gesehen haben, obwohl sie gar nicht so viel älter sind als ich.
Wie für jeden Beruf muss man auch dafür mindestens zu einem gewissen Grad geschaffen sein. Allerdings sind die Jobchancen zumindest meines Wissens und bei mir in der Gegend top! Einerseits boomt die Tourismusbranche und die Leute haben Geld für schöne Restaurants und Hotels übrig, andererseits werden händeringend aus genau den genannten Gründen fähige und engagierte Leute für die entsprechenden Jobs gesucht. Sie sind zweifellos anstrengend und finden bevorzugt zu Zeiten und teilweise auch an Orten statt, die nicht so sexy sind. Aber wie schon erwähnt: Wenn dir der Job liegt und du die entsprechende Leistung bringst, steht dir die Welt offen! Und bekanntlich hat nicht jeder Lust darauf, seine besten Jahre in einem Büro zu verbringen, auch wenn es da nicht so "anstrengend" zugeht.
Solange der Fachkräftemangel anhält, können es sich die Arbeitgeber in der Branche auch nicht (mehr) leisten, ihr Gastro-Personal über Gebühr auszubeuten und auch die Bezahlung wird wohl eher konkurrenzfähig sein müssen, da Angebot und Nachfrage auch hier gelten. Beispielsweise habe ich neugierdehalber mal nachgeschaut, wie ein sauteures Wellnesshotel qualifizierte Mitarbeiter versucht zu ködern, und ich muss sagen, für das Gehalt, die Sonderleistungen und die Möglichkeit, quasi weltweit in Hotels dieses Betreibers arbeiten zu können, würde ich auch glatt das Kellnern anfangen. (Wozu zu diesem Job natürlich mehr gehört als ich draufhabe, das ist mir schon klar.)
Von der Seite, dass man mit diesem Beruf viel in der Welt herumkommt, habe ich es noch nie gesehen. Allerdings ist das ja auch nicht jedermanns Sache, man muss es schon mögen seine Familie und Freunde für längere Zeit nicht zu sehen. Aber ich werde mich sicher nicht in die Berufswünsche meiner Kinder einmischen, es war nur ein Gedanke, was die Anderen darüber denken.
Ich glaube nicht, dass man das pauschalisieren kann. Schließlich kommt es immer auf den Typ Mensch an. Ich sage gleich, dass dieser Beruf in der Gastronomie für mich überhaupt nichts wäre. Ich würde mich da weder ausreichend geistig gefordert fühlen und ich finde auch die Arbeitszeiten nicht so erstrebenswert. Ich hasse auch die Arbeit im Kundenkontakt. Wenn aber jemand all diese Aspekte sogar liebt und begeistert davon ist, dann wird er so einen Job deutlich länger durchhalten können als ich.
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