Lebensmittel bei einer Diät immer alle einzeln abwiegen?
Ich folge einigen Personen auf Instagram, die sich sehr für Ernährung und Fitness interessieren. Mir ist aufgefallen, dass einige dieser Personen ihre Lebensmittel immer ganz genau abwiegen, wenn sie abnehmen wollen oder aus sonstigen Gründen auf ihre Ernährung achten. Auch wenn sie kochen oder sie sich einen Salat zubereiten oder auch nur einfach so etwas snacken, wiegen sie jedes einzelne Produkt was sie dafür verwenden einzeln ab.
Auf diese Weise können sie die Lebensmittel in eine Kalorien-App eintragen, die ihnen dann anzeigt, wie viele Kalorien die einzelnen Portionen haben. So kann man wiederum ausrechnen, wie viele Kalorien das gesamte Gericht hat. Manche machen das tatsächlich Tag für Tag mit allem. Für mich wäre das unvorstellbar, da mir das viel zu aufwändig wäre. Wie seht ihr das?
Ich finde das nicht nur viel zu aufwändig, sondern schon in gewissem Maße pathologisch. Dass man Zutaten für ein Koch- oder Backrezept genauestens abwiegt, damit die Konsistenz am Ende stimmt, finde ich ja noch verständlich. Wenn ich aber anfange, jede Tomatenscheibe, jedes Stück Schokolade und jede Apfelspalte, die ich über den Tag verteilt zu mir nehme, auf die Waage zu legen, nur damit mir in meiner Tagesbilanz keine Kalorie entgeht und ich mir selbst dafür auf die Schulter klopfen kann, wie diszipliniert und leicht ich mich ernährt habe, hat das schon Essstörungszüge für mich. Abgesehen davon macht es über den Tag verteilt kaum einen Unterschied, ob man hier oder da mal 50 oder 100 Kalorien gespart oder dazugegessen hat. Man verbraucht immerhin auch nicht jeden Tag exakt den tabellarisch vorgerechneten Grundumsatz, sondern je nach Bewegungsausmaß, äußeren Einflüssen und Stresspegel mal mehr oder weniger.
Praktikabler zum Abnehmen finde ich es daher, die Hauptkomponenten einer Mahlzeit grob abzuschätzen, anstatt sie genau einzuwiegen. Nudeln und Reis kann man ganz gut mit Tassen oder kleinen Schüsseln dosieren, Kartoffeln anhand ihrer Anzahl, Fleisch abhängig von der Größe des Handtellers und so weiter. Jeder kann sich da sein eigenes System zurechtlegen. Zwar bin ich auch kein Freund von rigorosem Festhalten an solchen Methoden, weil das jegliche Flexibilität im Essverhalten einschränkt, aber das ist für mich immer noch liberaler als eine sture Fixation auf Zahlenwerte, die ohnehin größtenteils theoretische Konstrukte darstellen. Denn nur, weil Schweinefleisch in Kalorientabellen so und so viel Kalorien pro 100 Gram aufweist, sagt das noch lange nicht aus, dass dieser Durchschnittswert mit meinem Stück exakt übereinstimmt; zumal Marinade, Fett zum Anbraten und so weiter ja auch keine Berücksichtigung in solchen Nachschlagewerken finden.
So kommt man sicherlich auch schnell zu einer Essstörung, weil irgendetwas dann zu viel Gramm hatte und man dann versucht diese Kalorien wieder loszuwerden und so weiter. Sich mit dem Thema gesunde Ernährung auseinanderzusetzen finde ich richtig, aber man sollte das alles auch nicht übertreiben. Das Essen nun auf die Waage zu legen, beziehungsweise die Zutaten, ist sicherlich nicht so schlimm aufwendig, wenn man eine Küchenwaage besitzt und das in eine App eintragen kann. Jedoch stellt sich mir die Frage, was das bringen soll.
Das ist an sich ja auch nicht wirklich gleichzusetzen. So kann man einen Schokoriegel essen und hat damit viele Kalorien zu sich genommen und wird nach kurzer Zeit vielleicht schon wieder Hunger haben oder man isst eben viel Gesundes und hat dann auch eine Menge Kalorien zu sich genommen, dennoch ist das eine gesund und das andere eben nicht.
Ich würde also weder eine Diät machen noch meine Zutaten abwiegen um sie dann einzutragen. Ich finde es sinnvoller sich mit gesunder Ernährung auseinanderzusetzen, etwas daraus zu lernen und sich entsprechend zu ernähren, damit man nicht immer wieder eine Diät machen muss und mit sich unzufrieden ist.
Eine Bekannte, die früher stark übergewichtig war, hat mal gemeint, dass sie absolut kein Gefühl mehr dafür hatte was eine normale Portion überhaupt ist. Und sie hat keine Reste übrig gelassen, sprich, das, was sie gekocht hat, hat sie dann auch aufgegessen.
In so einem Fall macht es natürlich Sinn sich die 50 Gramm Nudeln abzuwiegen und nicht einfach die halbe Packung ins Wasser zu kippen. Nudeln wiege ich selber übrigens auch immer ab weil ich immer unterschätze wie viel Nudeln durch das Kochen an Volumen zulegen.
Sämtliche Lebensmittel abwiegen ist aber schon leicht obsessiv mit Tendenz zur Essstörung. Für was muss ich denn wissen wie viel 4 Stückchen Schokolade genau wiegen? Es reicht für eine ausgewogene Ernährung doch völlig aus wenn ich es schaffe tatsächlich nach 4 Stückchen die Finger von der Schokoladentafel zu lassen.
Das finde ich am Ende unsinnig da nicht ausschließlich das Gewicht der Lebensmittel, sondern die Inhaltsstoffe doch entscheidend sind. Im Grunde soll man ja bei einer Diät auf nichts verzichten, so hat man das gehört, es kommt auch nicht zwingend auf die Menge an, sondern auf Ausgewogenheit und halt eben die Inhaltsstoffe. Klar, man sollte von allen nicht zu viel essen, aber einzeln abwiegen finde ich persönlich übertrieben, hab auch noch nie gehört oder gesehen, dass das wer macht und vor allem damit mehr Erfolg haben soll als Leute die Diät halten und das nicht einzeln abwiegen.
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