Lebensarbeitslosigkeit als Lebensziel?

Ein Bekannter von mir ist seit dem Ende der Schule arbeitslos. Er hat auch nie versucht, wirklich richtig zu arbeiten. Er bezieht allerdings auch keine Leistungen vom Amt. Er will einfach nichts tun und gammelt jeden Tag vor sich hin. Natürlich gefällt ihm die Situation allgemein nicht. Dennoch sagt er, dass er einfach ein alternatives Lebensziel verfolgt und sein ganzes Leben nicht klassisch arbeiten gehen will.

Er möchte versuchen, so durchs Leben zu kommen. Er will sich quasi selbst irgendwas aufbauen und andere Einkommensquellen generieren. Wie genau das dann aussehen soll, hat er mir nicht gesagt. Ich habe auch nicht gefragt, weil ich es einfach absurd finde. Er ist nicht abgesichert und kommt gerade so über die Runde. Wie will er das bis zur Rente durchziehen?

Kann die Langzeitarbeitslosigkeit ein Lebensziel sein? Was denkt ihr darüber? Kennt ihr Leute, die das auch so machen bzw. für sich so definieren?

Ich kann verstehen, dass man nicht arbeiten gehen möchte, ich selbst sehe meine Freizeit als eins der mir wichtigsten Dinge an. Auch ich würde die Arbeit an den Nagel hängen, wenn ich meinen Lebensstandard dafür nicht an den Nagel hängen müsste. Da das aber der Fall ist und ich meine Hobbies und Wohnung schon gern weiterhin finanzieren möchte, gehe ich arbeiten.

Wenn er meint, dass er es schafft damit über die Runden zu kommen und keine Ansprüche hat, für die man eben Geld und Arbeit benötigt, wer sind wir dann ihn zu verurteilen? Soll er leben, wie er es möchte, wir leben ja auch so, wie wir uns entschieden haben zu leben.

Wenn er nicht auf die Hilfe vom Amt angewiesen ist, ist er grundsätzlich ja nicht wirklich arbeitslos. Wenn er andere Einnahmequellen hat oder zum Beispiel von einem Erbe leben kann, dann ist er ja eher Selbstständiger oder "Privatier".

Grundsätzlich ist es ja schon möglich, ein Geschäft aufzubauen, das fast keine Arbeit erzeugt, aber dennoch genug Einkünfte erzeugt, um davon leben zu können. Gerade das Internet bietet da ja einige Möglichkeiten, um passives Einkommen zu erzeugen. Aber auch vor dem Internet konnte man schon so etwas erreichen, wenn man zum Beispiel einen Bestseller geschrieben hat und dann von den Tantiemen leben kann. Das Problem ist, dass echtes passives Einkommen unter Umständen nicht lange hält. Man muss also trotzdem immer wieder Arbeit in den Erhalt des Einkommens stecken.

Ein solcher Lebensstil ist dann besonders einfach, wenn man geringe Ansprüche hat. Man kann ja schon für 800 Euro netto im Monat in Deutschland problemlos leben, wenn man nicht gerade in Stuttgart oder München wohnt. Allerdings muss man da noch zumindest die Krankenversicherung dazu zählen. Eine Rente bekommt man so aber auch nicht. Das heißt man muss privat vorsorgen oder wird eben irgendwann doch auf Sozialleistungen angewiesen sein.

Besonders erstrebenswert finde ich das aber nicht. Selbst wenn ich genug Geld hätte, um davon bis zum Rest meines Lebens nicht mehr arbeiten zu müssen, würde ich wahrscheinlich nicht völlig darauf verzichten. Ich würde mir vielleicht nur noch die Aufgaben heraus suchen, die mir Spaß machen, aber ganz verzichten möchte ich darauf nicht.