Leben und arbeiten als digitaler Nomade für euch denkbar?

vom 18.10.2020, 22:37 Uhr

Als digitaler Nomade hat man die Möglichkeit dort zu leben und zu arbeiten wo es einem gerade gefällt, denn man arbeitet mit Hilfe eines Smartphones und Notebooks. Voraussetzung hierzu ist nur, dass man sich an Orten aufhält in denen eine stabile Internetverbindung gesichert ist.

Inzwischen gibt es schon mehrere Millionen digitale Nomaden. Dabei handelt es sich nicht nur um Selbstständige sondern auch um zahlreiche Menschen im Angestelltenverhältnis. Laut einer Studie könnten sich auch immer mehr junge Menschen einen solchen Lebensstil vorstellen.

Im Prinzip könnte fast jede Person, die auch im Homeoffice arbeiten kann, auch als digitaler Nomade um die Welt reisen. Momentan konzentriert sich diese Lebensform allerdings hauptsächlich noch auf die IT-Branche, Marketing, Vertrieb, Consulting und Journalismus.

Falls euer Beruf diese Lebensform technisch und praktisch realisieren lassen würde, könntet ihr euch vorstellen so zu leben und arbeiten? Was wäre für euch der Reiz dieses Lebensstils? Worin seht ihr Vor- und Nachteile?

» EngelmitHerz » Beiträge: 3943 » Talkpoints: 17,03 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich denke, wenn ich schon zu vollständigem "Home Office" gezwungen werden würde, dann würde ich wohl auch den Weg eines digitalen Nomaden einschlagen. Zumindest würde ich wohl mittelfristig hier meine Zelte abbrechen und mir einen anderen Wohnort suchen oder mich an wechselnden Wohnorten aufhalten. Das käme mir entgegen und würde mir auch das Home Office schmackhaft machen.

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» lascar » Beiträge: 4482 » Talkpoints: 792,20 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Langfristig ist das auf jeden Fall etwas, was wir machen werden, wobei wir dann auch an die Kinder denken müssen. Diese müssen ja auch etwas lernen und daher müsste man dann auch ein Land suchen, in dem Homeschooling erlaubt ist, aber den Gedanken hatten wir auch schon und es ist soweit auch umsetzbar.

Die Idee ist natürlich schön und gerade weil wir viel von der Welt sehen wollen ist das durchaus einen Weg, den wir planen. Wobei da auch noch nichts in festen Tüchern ist und ich durchaus auch erstmal sehen will wie sich mein Sohn in der Schule schlägt, was er gut kann und was nicht und wie er gut lernt. Daher wird er schon noch am Anfang in die Schule gehen und dann suchen wir uns, wenn es gut läuft ein Land, in dem man zu Hause unterrichten kann, damit wir reisen können.

Wobei man ja auch damit immer die Option hat die Kinder dann auch wieder in eine Schule zu stecken. Maßgeblich kommt es dann darauf an, wie es klappt. Wenn es nicht klappt werde ich meine Kinder nicht für meinen Wunsch opfern. An sich stelle ich mir das Leben so aber spannend und auch sinnvoll vor.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Für mich nicht, danke. Gegen freie Zeiteinteilung im Job hätte ich zwar nichts, und die Pendelei nervt nach wie vor. Aber letzten Endes ist es ja immer noch Arbeit. Wenn ich wirklich meinen Lebensunterhalt verdienen muss und dafür eine Vollzeitstelle betreibe, ist die nicht in vier Stunden nebenbei am Strand mit den Füßen im Wasser abgehandelt. Anders sieht es natürlich aus, wenn man auf das Geld nicht angewiesen ist oder im Job keine messbare Leistung bringen muss, sondern nur pro forma ein bisschen herumnudelt.

Mich würde es also eher deprimieren, an einem schönen Ort zu sein und nicht viel davon zu haben, weil ich trotzdem 8 Stunden für alle möglichen Leute erreichbar sein muss und für irgendwelche ViKos auch nicht im Bikinioberteil mit nassen Haaren auflaufen kann.

Ich habe erst neulich wieder einen entsprechenden Artikel gelesen. Die interviewten Jobnomaden haben zugegeben, dass sie eher mehr arbeiten als zuvor im Büro, und dass das Herumgurken mit dem Wohnmobil für sie zwar genau das Richtige sei, aber dass es eben auch mühsam sei, sich ständig neu zu orientieren und auf Campingplätzen oder irgendwo im Nichts einen regulären Arbeitstag zu organisieren.

Und da ich selber Routine und ein geregeltes Leben brauche, wäre es wohl nichts für mich. Für mehr Flexibilität würde ich eher meine Stunden reduzieren und mich nebenberuflich selbstständig machen. Da gibt es genügend Möglichkeiten, die sich weniger anstrengend anhören. Und nie im Leben würde ich Kinder mitschleifen, die sich am Ende alle vier Wochen neue Sozialkontakte erarbeiten müssen, weil Mama und Papa sich schon wieder langweilen.

» Gerbera » Beiträge: 11335 » Talkpoints: 53,75 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Gerbera hat geschrieben:Mich würde es also eher deprimieren, an einem schönen Ort zu sein und nicht viel davon zu haben, weil ich trotzdem 8 Stunden für alle möglichen Leute erreichbar sein muss und für irgendwelche ViKos auch nicht im Bikinioberteil mit nassen Haaren auflaufen kann.

Hm, andererseits kann man dann an diesem schönen Ort ja seine Freizeit ganz anders gestalten, als man das vielleicht zuhause könnte. Angenommen, man lebt als digitaler Nomade beispielsweise in einer Region an einer Meeresküste, dann kann man ja nach Feierabend oder an den Wochenenden beispielsweise Surfen gehen, wenn man das gerne macht. Ich finde durchaus, dass es Vorteile hat, wenn man an einem reizvollen Ort, der gut zu den eigenen Interessen passt, wohnt und arbeitet.

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» lascar » Beiträge: 4482 » Talkpoints: 792,20 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


lascar hat geschrieben: Angenommen, man lebt als digitaler Nomade beispielsweise in einer Region an einer Meeresküste, dann kann man ja nach Feierabend oder an den Wochenenden beispielsweise Surfen gehen, wenn man das gerne macht. Ich finde durchaus, dass es Vorteile hat, wenn man an einem reizvollen Ort, der gut zu den eigenen Interessen passt, wohnt und arbeitet.

Das möchte ich auch mit keiner Silbe bestreiten! :) Aber dann würde ich eben an besagten "reizvollen Ort" (da würden mir auch etliche einfallen) umziehen und quasi Home Office aus der Ferne machen. Der Ausdruck "Nomade" impliziert aber doch, dass man keinen festen Ort hat, sondern arbeitet und zugleich reist. Sprich, paar Wochen (maximal) hier, paar Wochen dort. Besagtes Paar, dessen Interview ich gelesen habe, tingelt beispielsweise mit dem umgebauten VW-Bus durch Italien und hat vor, die teure deutsche Wohnung komplett aufzulösen.

Und das wäre mir persönlich eindeutig zu mühsam. Mal ein paar Monate oder Jahre woanders zu leben und seinen Job in der Heimat aus der Ferne zu betreiben, das könnte ich mir prinzipiell schon vorstellen. Wenn es der Job denn hergeben würde. Aber sich ständig an eine neue Umgebung zu gewöhnen, sei es da auch noch so toll, und parallel dazu einen "richtigen" Job am Leben zu halten, das würde ich wohl nicht dauerhaft schaffen. Da wäre mir ein Sabbatjahr o.ä. schon lieber, sodass ich mich nicht ständig zweiteilen muss zwischen Laptop und Dolce Vita.

» Gerbera » Beiträge: 11335 » Talkpoints: 53,75 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


Digitale Nomaden leben aber nicht an einem Ort und können da ihre Kinder auch nicht in die Schule stecken. Das sind eigentlich Leute, die keinen festen Wohnsitz haben und praktisch ihre Weltreise dadurch finanzieren, dass sie während dieser Reise arbeiten.

Sicher kann man das auch anders organisieren. Für ein halbes Jahr im Herbst und Winter auf einer griechischen Insel wohnen zum Beispiel, aber eigentlich ist die Idee halt eine andere. Viele haben in Deutschland auch keine Wohnung mehr.

Mein Partner hat einen Job, in dem dieses Arbeitsmodell absolut nicht funktionieren würde, von daher steht mir schon mal der Wunsch im Weg, dass ich keine Fernbeziehung führen möchte auf längere Zeit.

Davon abgesehen glaube ich, dass die Realität oft nicht so toll ist wie das in den sozialen Medien immer dargestellt wird. Das ist wahrscheinlich kein Dauerurlaub mit bisschen Arbeit nebenher sondern das normale Pensum an Arbeit, was dann gerne mal dazu führt, dass man nach Feierabend keine Lust mehr auf Party hat. Und am Wochenende entsteht dann wahrscheinlich ein gewisser Erwartungsdruck. Jetzt bin ich schon auf dieser tollen griechischen Insel, also muss ich auch was ganz tolles machen.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Für mich wäre das nichts. Denn man lebt quasi aus dem Koffer und ich weiß einen festen Bezugspunkt durchaus zu schätzen. Heute hier und morgen mal dort, wäre kein Leben für mich. Und ich kenne nur eine Person, welche einige Jahre durch die Welt gegondelt ist. Sie hat zwar gebloggt in der Zeit, aber musste doch ihren Lebensunterhalt mit Gelegenheitsjobs in jeweiligen Orten bestreiten.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Ich war vor langer Zeit einmal für ein halbes Jahr mit meinem Mann und zwei kleinen Kindern unterwegs. Allerdings als Sabbatical und nicht arbeitend. Ich habe es meinem Mann zuliebe gemacht, um ihm einen Lebenstraum zu erfüllen.

Ich war froh, als wir wieder zu Hause waren, trotz Traumstränden und so weiter. Ich brauche einen festen Bezugspunkt und stabile soziale Beziehungen. Außerdem ist es nicht schön, immer wieder seine Sachen zusammenzupacken beziehungsweise auf engstem Raum im Wohnwagen zu leben.

Mit Schulkindern würde ich nie und nimmer als digitale Nomadin arbeiten. Denn Kinder brauchen ein festes Zuhause und den Kontakt zu anderen Kindern, mit denen sie sich in ihrer Sprache unterhalten können, sonst fühlen sie sich später vielleicht heimatlos.

Und Eltern, die mit ihren Kindern lernen, wissen ja, dass das aus den unterschiedlichsten Gründen nicht gerade einfach, ja geradezu nervtötend für beide Seiten ist.

Skype ist kein Ersatz für eine körperliche Beziehung, beispielsweise zu Großeltern oder dem besten Freund, mit dem man sich auch körperlich misst, oder der besten Freundin, mit der man tuschelnd den Kopf zusammenstecken kann, um über andere zu lästern.

» blümchen » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Ich denke, da sind die Menschen eben unterschiedlich gestrickt. Wie gesagt, ich könnte es mir gut vorstellen, immer wieder woanders zu arbeiten und zu leben. Einen immer gleichen fixen Bezugspunkt brauche ich nicht unbedingt, bzw. dieser würde dann mit mir mitwandern. Da ich sowieso vergleichsweise wenig heimatverbunden ist, bin ich da nicht so festgelegt, wo ich wohne und arbeite.

Allerdings lege ich Wert auf eine stabile Demokratie, in der weder politischer Extremismus noch irgendeine streng ausgelegte Religion die Deutungshoheit hat, sodass ich nicht in jedem beliebigen Land leben und arbeiten wollte. Nicht jedes landschaftlich reizvolle Gebiet ist auch ein angenehmer Aufenthaltsort.

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» lascar » Beiträge: 4482 » Talkpoints: 792,20 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


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