Leben Studenten heute noch unter ärmlichen Bedingungen?

vom 15.11.2014, 21:52 Uhr

Von der Fachschaft meines Institutes aus gab es vor kurzem ein kleines Fest und dazu gehört auch eine Tombola. Bei dieser Tombola gab es auch Matratzen zu gewinnen. Eine Kommilitonin von mir hat dann auch so eine Matratze gewonnen und musste diese dann irgendwie mit nach Hause bekommen. Das war nicht so einfach, da sie mit dem Fahrrad da war. Sie meinte dann auch uns gegenüber, dass sie es unnötig findet, dass solche Dinge bei einer Tombola verlost werden. Eine Matratze wäre ja nichts, was man als Student gerade so brauchen würde und da sollten sie für das Geld doch lieber Lehrbuchgutscheine oder ähnliches verlosen.

Bei uns stand dann auch ein Mitarbeiter des Instituts, der im Studiengangmanagment tätig ist. Dieser meinte dann, dass doch viele Studenten unter ärmlichen Bedingungen leben würden und sich sicherlich über eine Matratze freuen würde. Viele hätten nur Schlafsäcke oder alte Sofas und dergleichen. Auch die Studenten in den Wohnheimen haben oft keine Matratzen. Mir war dies ehrlich gesagt neu. Ich bin jetzt im fünften Semester und ich habe natürlich auch schon so einige meiner Kommilitonen besucht. Ich könnte nicht behaupten, dass auch nur eine davon irgendwie bedürftig wirken würde.

Eine meiner Freundinnen hat viel aus ihrem Kinderzimmer mitgenommen. Das Zimmer ist aber modern eingerichtet und sie hat alles was sie braucht. Die Mutter hat ihr auch geholfen das Zimmer schön und wohnlich zu gestalten. Auch in der Küche und im Badezimmer ist alles top. Eine andere Kommilitonin von mir wohnt in einem Studentenwohnheim. Dort hat sie nur wenige persönliche Dinge, da sie am Wochenende nach Hause fährt.

Aber einige schöne Pflanzen und einen großen flauschigen Teppich hat sie auch und grundsätzlich schaut das Zimmer sehr gemütlich aus. Dann kenne ich auch eine Kommilitonin die in einer WG wohnt und deren Eltern ihr dafür komplett neue Möbel gesponsert haben. Bei ihr schaut es sehr edel und luxuriös aus und ich konnte gar nicht glauben, dass Eltern bereit sind so viel in eine WG zu investieren.

Auf jeden Fall habe ich keinen in meinem Bekanntenkreis, der mit mir studiert und irgendwie arm wäre oder so. Die meisten bekommen Bafög und die anderen bekommen genug Geld von ihren Eltern. Grundsätzlich kann sich keiner beklagen. Ich möchte jetzt nicht sagen, dass es keine Studenten gibt, die sich über eine Matratze freuen würden, aber ich wage mal zu behaupten, dass es doch die Minderheit ist. Wie ist das bei euch, würdet ihr euch als Student über eine Matratze freuen oder würdet ihr die auch eher verschenken oder weiterverkaufen? Denkt ihr, dass es noch viele Studenten gibt, die unter eher ärmlichen Bedingungen leben?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Hätten wir nicht meine Schwiegereltern könnten wir uns eigentlich nicht mal die Wohnung alleine leisten, weil wir ja auch Essen und alles kaufen müssen. Mein Schatz bekommt die Miete bezahlt und geht eben so viel arbeiten, dass er sich sonst alles leisten kann. Gerade arbeitet er dauerhaft bis nächstes Jahr um für unsere Hochzeit zu sparen.

Natürlich nagen wir nicht am Hungertuch, aber ich finde, dass es hier doch schon mehr Unterstützung für Studenten geben sollte. Die Eltern meines Partners verdienen auf dem Papier ja nicht schlecht, aber haben auch hohe Ausgaben, weswegen sie selber schon daran zu knabbern haben, dass sie einen Studenten als Sohn haben. Bafög würde er aber keines bekommen.

Über eine Matratze würden wir uns schon freuen, unsere ist nämlich schon ziemlich abgenutzt. Wobei wir auch Probleme damit hätten die zu transportieren und so ist ein Gutschein für Bücher schon die bessere Wahl oder meinetwegen auch ein Gutschein für das Möbelhaus.

Meiner Meinung nach gibt es schon einige Studenten, die in ärmlichen Verhältnissen leben würden, wenn sie sich nicht irgendwie selber finanzieren würden, was ja auch nicht immer leicht ist und manche ja auch in die Prostitution treibt. Ich denke nicht, dass man Studenten in solche Kreise zwingen sollte, zumal sie ja auch wichtige Arbeit leisten, wenn sie fertig sind und mit dem Studium auch auf eine Ausbildung verzichten, bei der sie ja auch Geld bekommen würden.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ich meine das nun nicht böse Crispin, aber du schreibst ja hier schon länger und hast schon oft davon erzählt, dass du einen höheren Lebensstandard hast und lässt das auch immer wieder durch blicken und legst auch Wert darauf, dich in "deinen Kreisen" zu bewegen. Deshalb vermute ich stark, dass du keinen oder nur wenig Kontakt zu Studenten hast, die eben wenig Geld haben. Noch dazu hast du nun mehrfach erwähnt, dass man bei eurem Studiengang kaum jobben kann. Somit werden viele, die eben keine großartigen finanziellen Mittel haben, den Studiengang vielleicht gar nicht erst wählen?

Ich habe schon oft in Diskussionen um den Bezug von Sozialleistungen gelesen, dass Studenten oft wesentlich weniger haben und trotzdem über die Runden kommen. Somit gehe ich mal davon aus, dass der Bafögsatz maximal auf dem Niveau von Arbeitslosengeld 2 ist? Was eben für die Grundbedürfnisse reicht, aber oft für nicht viel mehr. So bleiben so Sachen wie eine Matratze oder ein Bett gerne mal auf der Strecke.

Ich selbst bewege mich durchaus in Kreisen von Sozialleistungsempfängern, Niedrigverdienern, Rentern und ähnlichen Menschen. Also alles Menschen, die ein Einkommen auf dem Arbeitslosengeld 2 Niveau haben. Mit den Menschen komme ich hauptsächlich über die Tafel in Kontakt. Und wir sind alle froh, dass so etwas an unserem Wohnort angeboten wird. Wir sind alle glücklich, wenn die Grundbedürfnisse bedient werden. Aber wird freuen uns auch über Lebensmittel, die wir uns eben aus Kostengründen nicht kaufen würden. Genauso sind wir dankbar, dass über die Tafel vor Ort auch Kleidung, Haushaltsgegenstände und ähnliches für kleines Geld abgegeben wird.

Klar haben wir wahrscheinlich alle eine Matratze, um mal bei dem Beispiel zu bleiben. Meine Matratze ist nun um die 20 Jahre alt und sollte mal ausgetauscht werden. Mit meinem Einkommen könnte ich das nicht finanzieren. Da wären andere Dinge wichtiger, wie zum Beispiel ein Kühlschrank oder so. Eine Matratze hätte bei mir keine Priorität, aber wenn ich eine neue geschenkt oder für kleines Geld bekommen könnte, würde ich sie wohl nehmen. Und so geht es manchem aus dem Kreis, in dem ich verkehre. Man arrangiert sich.

Ich denke Studenten geht es da durchaus ähnlich. Erst mal werden wichtige Dinge finanziert, Lehrbücher sind ja auch noch nötig und nicht ganz günstig, auch wenn man sie gebraucht kauft. Da sagt sich bestimmt auch mancher Student, eine Matratze kann erst mal warten.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge



Hier in meiner Umgebung leben viele Studenten bereits seit mehreren Semestern in umfunktionierten Büroräumen. Dort stehen drei bis fünf Betten nebeneinander. Jeder hat einen kleinen Schrank und das war dann auch schon alles. In der "Gemeinschaftsküche" gibt es ein paar Kochplatten, eine Spüle und einen Kühlschrank. Töpfe und Teller sind fast nicht vorhanden. Das Bad ist eine umfunktionierte Betriebstoilette.

Ja, die Studierenden, die dort leben, bekommen BAföG. Aber ihre Ausgaben sind immens. Arbeiten können sie nur in der Bibliothek oder sie mieten sich für zehn Euro am Tag einen Büroplatz mit WLAN-Zugang, ansonsten erledigen sie ihre Aufgaben und das Lernen eben auf dem Bett. Einen ordentlichen Zugang zum Internet gibt es in der Unterkunft nicht. Die meisten schlafen im Schlafsack auf dem Feldbett. Essen und Wäsche waschen sind allein schon ein großer Kostenfaktor. Denn ob Mensa oder Waschsalon, über den Monat kommt da einiges zusammen.

Wenn diese Studenten endlich eine Wohnung finden würden, dann wären sie sicherlich dankbar über jede Kleinigkeit. Eine Matratze auf dem Boden eines leeren, aber abschließbaren Zimmers wäre wohl ein deutlicher Zugewinn. Die meisten Sachen, die dann in so einer Wohnung landen, sind vom Spermüll. :whistle:

» cooper75 » Beiträge: 13423 » Talkpoints: 517,99 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



Ich kenne den ein oder anderen Studenten, der unter Hartz-IV-Niveau lebt. Es kann durchaus sein, dass man keinen Anspruch auf BAföG hat, aber die Eltern eben nichts oder weniger bezahlen (können). Natürlich könnte man das Geld einklagen, aber wer verklagt schon seine Eltern? Also bleibt den Leuten oft nur ein Nebenjob. Die Zeit während des Studiums reicht meistens aber eben nicht, um über die 1000 Euro, die man bei Hartz IV effektiv hat, zu kommen. Ich kenne auch einige duale Studenten, die weit unter 1000 Euro bekommen, aber dafür zwei Wohnungen (Hochschul- und Firmenstandort liegen weit auseinander) und teilweise auch noch ein Auto finanzieren müssen.

In solchen Fällen leidet natürlich der Lebensstandard. Allerdings ist es für einen Studenten auch noch etwas leichter, mit weniger Geld auszukommen, da man ja auch viele Vergünstigungen (vor allem Mensa und Semesterticket) nutzen kann. Auch ein WG-Zimmer spart ja schon viel Geld.

» Weasel_ » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


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