Leben ohne Süßes als zu bitter empfinden?
Ich brauche Süßes nicht unbedingt zum Leben. Also wenn ich Süßes sage, dann meine ich verarbeitete Süßigkeiten wie Schokolade, Kuchen oder Naschereien an sich. Natürliche süße Produkte ist für mich noch einmal etwas anderes. Mein Bedarf an Süßem ist nicht sehr groß, ich brauche das einfach nicht im Alltag. Etwas anderes wäre es vielleicht, wenn ich selbstständig wäre und davon leben würde, Süßkram zu verkaufen, dann bräuchte man das Zeug ja indirekt schon zum Überleben.
Nun las ich die Aussage einer Ausländerin, die meinte, dass ein Leben ohne Süßes für sie viel zu bitter wäre. Gut, sie hatte eine Bäckerei und verkaufte selbstgemachte Naschereien aus ihrer Heimat. Da ist das ja nochmal was anderes finde ich. Was haltet ihr von dieser Aussage? Empfindet ihr ein Leben ohne Süßes als zu bitter? Kann man das nur sagen, wenn Süßigkeiten (zu verkaufen) quasi als Lebensgrundlage dient? Oder gilt das auch für bekennende Naschkatzen, die ihr Geld mit anderen Tätigkeiten verdienen?
Ich kann auf die meisten industriell hergestellten Süßwaren auch ohne größere Probleme verzichten, aber nichtsdestotrotz esse ich hin und wieder gerne mal etwas Süßes. Vor allem selbstgemachte Backwaren wie Kuchen, Muffins und Kekse liebe ich. Für mich ist es immer ein besonderer Anlass, wenn es mal einen Kuchen gibt oder wenn ich mir mit meinem Freund in der Konditorei ein Stück zu meinem Kaffee oder Tee gönne, und darauf möchte ich ehrlich gesagt auch nicht verzichten. Das ist für mich nunmal eine Freude und etwas für die Seele, auch wenn es sich um seltene Anlässe handelt.
Auch zuhause habe ich gerne mal etwas Schokolade oder Kekse da, denn gelegentlich habe ich einfach Lust darauf und esse dann ein oder zwei Stück. Mein Konsum hält sich in wirklich gut überschaubaren Grenzen, und phasenweise nehme ich auch ganz Abstand von Nasch- und Knabberkram und esse lieber frisches Obst oder Gemüsesticks, aber dann komme ich doch irgendwann wieder an den Punkt, wo es mir fehlt. Daher denke ich, dass ich ein Leben komplett ohne Süßwaren sicherlich führen könnte, es aber für mich auch einen Verlust an Genuss bedeuten würde. Einschränken möchte ich mich nicht, egal in welcher Form und so bleibe ich lieber dabei, ab und an etwas Süßes zu essen, als das gänzlich aus meinem Speiseplan zu verbannen.
Ob es einen Unterschied macht, wenn man beruflich mit solchen Lebensmitteln zu tun hat, weiß ich nicht, da das auf mich nicht zutrifft. Ich denke aber, dass die Beziehung zu Naschwaren in diesen Fällen eine ganz andere Stellung hat und weniger von emotionalem Charakter als von täglicher Routine und dem Bedürfnis nach Existenzsicherung geprägt ist. Einem Süßwarenproduzenten würde ein Leben ohne seine Waren und die jeweiligen Abnehmer in erster Linie wohl nicht bitter erscheinen, sondern schlicht und ergreifend unmöglich.
Ich muss sagen, dass ich schon eine ziemliche Naschkatze bin und ohne Süßes nur schwer zurecht käme. Sicher kann man das machen, wenn es sein muss, aber schön würde ich es eben nicht finden, wenn ich keine Süßigkeiten mehr essen könnte. Sicher ist das nochmal etwas anderes, wenn man solche Produkte verkauft, aber auch ohne Süßigkeiten zu verkaufen, fände ich es ziemlich schade, keine Süßigkeiten mehr essen zu können.
Ich nasche mittlerweile nur selten und wenn, dann esse ich auch nur wenig Süßigkeiten. Mir reichen ein Schokoriegel oder ein paar Gummibärchen aus, damit ich befriedigt bin. Ich habe nie das Bedürfnis, die ganze Tafel zu essen und kann mich auch immer gut bremsen. Ich bin generell nicht der größte Fan von Süßigkeiten und esse generell lieber herzhaft oder knabbere dann eher mal Chips.
Dennoch darf es ab und zu ein Stück Schokolade sein. Ich esse nicht oft etwas in dieser Art, aber manchmal hat man eben doch richtig Lust drauf und dann tut es auch wirklich gut, sich etwas zu gönnen. Dauerhaft komplett auf Süßigkeiten zu verzichten, wäre dann doch etwas schwer. Ich denke schon, dass ein Stück Schokolade hin und wieder meine Laune aufhellen oder mich trösten kann. Ich denke daher auch, dass so etwas das Leben auf jeden Fall schöner machen kann, da es immer blöd ist, sich etwas komplett zu verbieten oder ganz auf etwas zu verzichten, was man wirklich gerne mag.
Ich würde derlei Aussagen nicht auf die Goldwaage legen, sondern eher als niedlich gemeinten Werbespruch ansehen. Bei mir im Stammcafé ist auch dekorativ an der Wand zu lesen, dass ein klein wenig Süßes gegen viel Bitteres helfe, und damit meint ja auch niemand wortwörtlich: "Job weg? Ehe am Ende? Alles kacke? - Dann hau dir Schwarzwälder Kirschtorte rein, die löst alle Probleme!"
Allgemein kann ja mit solchen Kalendersprüchen nicht nur "süß" im Sinne von "zuckerhaltig" gemeint sein, sondern allgemein die berühmten "kleinen Freuden des Lebens, die man bekanntlich wertschätzen und genießen muss. Und diese Meinung teile ich durchaus. Wenn ich, um beim Beispiel zu bleiben, ins Café gehe, dann auch nicht nur deswegen, weil meine Geschmacksnerven mal wieder auf Zucker anschlagen möchten, sondern wegen des Gesamterlebnisses, im Idealfall noch mit netten Gesprächen oder einfach als Moment der Entspannung, weil ich den Kuchen nicht selber backen musste. Wie süß dann der gedeckte Apfelkuchen mit Schlagsahne im Detail geschmeckt hat, ist dabei eher Nebensache.
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