Latenter Rassismus bei der Auswahl von Jobbewerbern?

vom 03.07.2016, 20:26 Uhr

Im Netz habe ich diese interessante und recht aktuelle Studie der Hans Böckler Stiftung gefunden. Diese wurde zwar in Österreich durchgeführt, aber ich denke mal, dass diese bestimmt auch auf Deutschland übertragbar wäre. Demnach hat die Hautfarbe einer Berberin oder eines Bewerbers, zum Teil erheblichen Einfluss darauf, ob man den Job auf den man sich beworben hat, letztendlich bekommt oder nicht.

Was haltet ihr denn von dieser Studie und seid ihr darüber verwundert oder überrascht? Könnt ihr euch auch gut vorstellen, dass bei Bewerbungen und der Auswahl der Kandidaten für Unternehmen ein latenter, also unterschwelliger Rassismus vorherrscht oder findet ihr das doch eher etwas übertrieben?

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» mikado* » Beiträge: 3037 » Talkpoints: 1.002,67 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Mich wundert dabei gar nichts mehr. Und so ein Geheimnis ist der Rassismus und die Diskriminierung in Bewerbungsverfahren auch nicht. Denn die meisten Unternehmen fordern nach wie vor ein Foto. Ist das nicht gut und sagt der Bewerber optisch nicht zu, dann bekommt derjenige direkt eine Absage obwohl er vielleicht mehr auf dem Kasten hätte als ein optisches Sternchen.

Von daher bin ich eh ein Fan der anonymen Bewerbung. Diese wird ohne Klarnamen und Bild abgegeben und nur unter einer Nummer geführt. Aber dort kann man dann auch sicher sein, dass man weder wegen seiner optischen Erscheinung noch wegen seines Nachnamens aus dem Verfahren gefallen ist und eine Absage erhält, sondern das alleine aus objektiven Gründen erfolgt ist. Leider machen dabei noch nicht sehr viele Unternehmen mit und halten an ihren veralteten Mustern fest, die das ganze natürlich nach wie vor begünstigen.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


Latent? Meiner Meinung nach wird bei der Auswahl von Bewerbern vorne und hinten nach allen möglichen Kriterien diskriminiert, und nur weil keiner dem Herrn Kasawumbu aus dem Senegal ins Gesicht sagt, dass seine Hautfarbe die Kundschaft abschrecken wird, ist es dennoch ein offenes Geheimnis, das alle Beteiligten wissen. Ebenso wird die Frau Sönmez mit dem Kopftuch schon deswegen nicht eingestellt, weil ja jeder weiß, dass die den ganzen Ramadan nichts isst, den Rest der Zeit nach Knoblauch müffelt und ständig fehlt, weil von ihren 7 Kindern immer mindestens zwei krank sind. :roll:

Solange man für die Ablehnung irgendeinen anderen Grund angibt, ist es aber natürlich schwer nachzuweisen, dass Bewerber aus rassistischen oder sexistischen Gründen abgelehnt werden. Es genügt ja, wenn der deutsche Bewerber einen Volkshochschulkurs mehr nachweisen kann oder zur Not wird auf die Unternehmenskultur hingewiesen und es werden Zweifel geäußert, ob der/diejenige "ins Team passt".

Aus diesen Gründen wäre ich theoretisch auch für die Einführung von anonymen Bewerbungen, glaube aber nicht, dass diese hierzulande ohne Druck von oben eingeführt werden. Den Unternehmen wäre es wohl schlicht zuviel Arbeit, die Leute mit der falschen Hautfarbe, Religion oder Geschlechtszugehörigkeit erst nach dem Vorstellungsgespräch abzulehnen. Ich fürchte zudem, dass sich die Job-Chance für nicht-deutsch-aussehende, nicht-deutsch-gläubige und/oder prinzipiell gebärfähige BewerberInnen durch anonyme Bewerbungen daher nur minimal erhöht.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Ich glaube einfach, dass Nicht-Einheimische sich viel schlechter verkaufen können, leider. Denn um es mal plakativ darzustellen: Wenn ein Türke, ein Afrikaner und ein Einheimischer laut Zeugnis in Deutsch eine ausreichende Note haben, geht man pauschal davon aus, dass der Türke und der Afrikaner pauschal kein Deutsch können, auch wenn bei allen dreien das Problem vorlag, dass sie Probleme mit dem Interpretieren hatten. Da wird es als Nicht-Einheimischer eben sehr schwer, diese Note gut zu verkaufen, weil man da einfach nicht die Chance zu bekommt denke ich.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



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