Lasst ihr euch schon mal den Mund verbieten?

Eine Freundin meint, dass ihr Partner ihr immer wieder den Mund verbieten würde. Gerade wenn sie streiten würde, käme von ihm irgendwann, dass sie sich das Gerade sparen und den Mund halten sollte. Meine Freundin verletzt das sehr und sie weiß nicht, wie sie damit umgehen soll. Sie hat ihrem Partner auch schon mal gesagt, dass sie es respektlos findet, dass er ihr den Mund verbieten will. Aber das hat wohl wenig gebracht.

Ich muss sagen, dass mir eigentlich nur als Kind mal der Mund verboten wurde. Gerade, wenn sich ein Elternteil unterhalten wollte und ich dann dazwischen geredet habe, weil ich quengelig war oder ähnliches. Ansonsten kann ich mich nicht erinnern, dass mir das nochmal passiert wäre.

Lasst ihr euch schon mal den Mund verbieten? Meint ihr, dass jemand dazu überhaupt ein Recht hat? Wie würdet ihr darauf reagieren, wenn euch jemand den Mund verbieten würde? Wäre das für euch ein Trennungsgrund, wenn euer Partner das versuchen sollte?

Als Kind hatte das vermutlich jeder schon mal, aber wenn man bereits erwachsen ist, dann finde ich auch, dass es nicht mehr so viele Situationen gibt, in denen man einem den Mund verbieten kann. Vor allem bei einem Streit mit dem Partner gehört es für mich dazu, dass man auch miteinander redet und eben seinen eigenen Standpunkt klarmachen kann.

Das geht natürlich nicht, wenn der Partner sowieso nicht zuhört oder seiner Partnerin sogar sagt, dass sie doch leise sein soll. Sicher kennt man nun nicht die Umstände und wenn deine Freundin in einem Streit zum Beispiel hysterisch herumschreit, dann verstehe ich es schon, dass man das nicht lange aushält.

Aber wenn nichts dergleichen passiert und der Partner einfach keine Lust darauf hat, ein Streitthema auszudiskutieren, dann finde ich auch nicht, dass das etwas bringt, der Partnerin den Mund verbieten zu wollen, weil das die Gräben doch nur vertieft. Wenn so etwas immer wieder passiert, dann wäre das für mich schon ein Trennungsgrund.

Wir kennen die Hintergründe nicht. Es kann genauso gut sein, dass sie ihm irgendetwas beleidigendes und respektloses an den Kopf knallt und er sie deswegen rechtzeitig um Ruhe bittet, weil er sonst ausflippen und ihr Sachen an den Kopf werfen würde, die er gar nicht so meint.

Daher kann ich schon verstehen, dass er ihr den Mund verbietet, wenn sie ihn die ganze Zeit provoziert und die Gefahr besteht, dass der Streit ansonsten komplett eskaliert. Für mich sieht es eher so aus als würde sich jemand wieder als Unschuldslamm und Opfer inszenieren wollen und sämtliche Schuld von sich weisen und das finde ich nicht richtig.

Mein Partner hat mir noch nie den Mund verboten, umgekehrt war das auch noch nie der Fall. Wir gehen aber auch respektvoll miteinander um, beschimpfen und nicht und können ganz normal unsere Standpunkte darlegen. Das muss aber nicht in allen Beziehungen so laufen.

Wenn es deine Freundin ist, dann hast du wahrscheinlich nur ihre Perspektive zu diesem Thema gehört. Frag doch mal ihren Mann, wie er das sieht. Sicher ist es nicht schön, wenn jemand "Halt den Mund" sagt. Aber ich kann mir auch vorstellen, dass es schwer ist, das nicht zu sagen, wenn jemand vor einem steht und alles derart ausdiskutieren will, dass man schon eine Sache tot diskutiert. Das kenne ich nämlich auch von einer Person aus meinem Bekanntenkreis. Da habe ich sogar schon mal gesagt, dass sie einfach mal den Mund halten soll.

Man muss auch immer beide Seiten hören, um sich ein Urteil zu erlauben. Erst dann kann man sagen, ob man das mit sich machen lassen würde. Aber vielleicht würde man da auch sagen, dass der Mann richtig handelt. Man weiß halt nie, wie die Zusammenhänge sind, wie der Mann sich verhält, wie die Frau sich verhält usw. Ich jedenfalls würde nicht empört sagen, dass es schlimm ist.

Es kommt ja immer auf die Situation drauf an. Ich muss sagen, dass ich meinem Partner auch schon mal gesagt habe, dass er den Mund halten solle - dann, wenn wir uns mal gestritten haben, ich aber einfach keine Lust mehr auf den Streit hatte und keine Energie mehr hatte, weiter zu streiten und einfach kurz meine Ruhe haben wollte, um nachzudenken, herunterzukommen und mich zu beruhigen. Da kann ich es dann nicht haben, wenn einer dann immer wieder weiter redet und den Streit noch weiter anfachen will.

Wenn es bei deiner Freundin auch eine solche Situation war, dann kann ich schon gut verstehen, dass der Partner das dann nicht mehr so mitmachen wollte. Man braucht einfach manchmal seine Ruhe, um sich konzentrieren zu können oder um sich beruhigen zu können. Da kann es dann auch sein, dass man das dem Partner klarmachen will und nicht den Nerv dazu hat, das in Ruhe zu erklären.

In solchen Situationen habe ich immer Verständnis dafür. Allerdings sollte das für mich nicht außerhalb eines Streits vorkommen. So etwas finde ich dann einfach nur respektlos und unschön und das sollte man auch in einer Beziehung einfach nicht machen. Ich würde mir dann auch von keinem Partner den Mund verbieten lassen.

Ich finde, es gibt schon einen Unterschied zwischen einem (wenn auch mühsam beherrschten) "Lassen wir das Thema doch einfach mal gut sein" und dem Befehl, einfach mal die Klappe zu halten. Der Ton macht die Musik, und die Formulierung spielt auch eine Rolle, auch und gerade unter Menschen, die sich angeblich lieben.

Ich würde sauber an die Decke gehen, wenn man mir den Mund verbieten würde im Sinne von "Halt die Klappe, ich will jetzt nichts mehr von dir hören!" So springt man mit mir nicht um, und der Effekt wäre wohl auch ganz gegenteilig. Auf Vorschläge, man könne doch das Thema wechseln oder weiter darüber reden, sobald wir uns abgeregt haben, spreche ich schon an - wer sich seit 20 Jahren immer wieder mal streitet, weiß irgendwann, wie es geht. Aber einfach nur brüsk zum Schweigen verdonnert werden empfinde ich als extrem respektlos und von oben herab, und das würde ich mir auch nicht gefallen lassen.

Aber einfach nur brüsk zum Schweigen verdonnert werden empfinde ich als extrem respektlos und von oben herab, und das würde ich mir auch nicht gefallen lassen.

Prinzipiell gebe ich dir recht. Allerdings hat so eine Situation immer zwei Seiten und dass die aufgebrachte Freundin über ihren Partner ablästert und sich selbst vor Freunden als Opfer ihres gemeinen Partners inszeniert, sollte klar sein. Wäre mal interessant zu wissen, wie er die Situation empfunden und erlebt hat. Da kommt sicherlich was völlig anderes bei raus. Völlig grundlos kommt das jedenfalls nicht, dass man einer Person den Mund verbietet. Da muss schon was heftiges vorgefallen sein.

Ich hatte schon mit Leuten zu tun, die extrem unsachlich werden wenn ein Meinungsaustausch nicht nach ihren Wünschen verläuft. Und mit schöner Regelmäßigkeit kam hinterher der Kater nach dem Motto "das habe ich doch nicht so gemeint".

Denen würde es verdammt gut tun wenn jemand ihnen manchmal sagen würde, dass sie einfach mal die Klappe halten sollen. Man würde diese Leute einfach nur vor sich selber schützen und vor den Konsequenzen dessen, was aus ihrem Mund kommt ohne, dass das Hirn dazwischen geschaltet wurde.

Um so eine Situation scheint es hier ja zu gehen. Es gibt einen Streit, der zieht sich eine Zeit lang hin und irgendwann kommt von ihm dann die Aufforderung dass sie den Mund halten soll, weil er wahrscheinlich keinen Bock mehr auf den Streit hat und weil es wahrscheinlich eh zu nichts führen würde wenn sie immer weiter und weiter macht.