Langzeitstudie zu bedingungslosem Grundeinkommen

vom 18.08.2020, 21:19 Uhr

Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung in Berlin, der Verein "Mein Grundeinkommen" und Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts in Köln möchten in einer neuen Langzeitstudie die Auswirkungen eines bedingungslosen Grundeinkommens untersuchen. Aus diesem Grund wurde heute ein Forschungsprojekt gestartet bei dem zunächst 120 freiwillige Studienteilnehmer gesucht werden.

Teilnehmen kann dabei wer seinen festen Wohnsitz in Deutschland hat und mindestens 18 Jahre alt ist. Aus einer Bewerberanzahl von 1 Million werden dann 120 Teilnehmer ausgesucht welche ab Frühjahr 2021 monatlich drei Jahre lang 1.200 Euro bekommen. Finanziert wird das Projekt über Spenden.

Während diesem Zeitraum sind die Teilnehmer dann dazu verpflichtet 7 25-minütige Fragebögen auszufüllen, welche Aufschluss darüber geben sollen wie sich der Alltag der Geldempfänger durch das bedingungslose Einkommen verändert. Thema ist hierbei das Arbeitsleben, die grundsätzlichen Finanzen, das soziale Umfeld wie Familie und Beziehungen, andere soziale Kontakte und auch psychische Veränderungen. Außerdem wird zur Abgabe von Haarproben gebeten um das Stresslevel zu prüfen.

Der Initiator des Vereins "Mein Grundeinkommen", Michael Bohmeyer, sagt dazu:

Wir wollen wissen, was es mit Verhalten und Einstellungen macht und ob das Grundeinkommen helfen kann, mit den gegenwärtigen Herausforderungen unserer Gesellschaft umzugehen

Was haltet ihr von einer solchen Langzeitstudie? Hättet ihr Interesse an einer solchen Teilnahme? Findet ihr, dass man damit sein Privatleben zu sehr offen legen muss? Was bewegt euch zu einer Bewerbung bzw. warum würdet ihr daran auf keinen Fall teilnehmen?

» Huibuu » Beiträge: 390 » Talkpoints: 0,41 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich werde mich dort bewerben, da ich die Grundidee des bedingungslosen Grundeinkommens sehr begrüße. Obwohl ich nicht dran glaube, dass es in breiter Form eingeführt wird und ich mir nicht so sicher bin, ob dann die hypothetische Finanzierung durch Entfall von Sozialleistung usw. so aufginge, wie in der Theorie. Der Verein "Mein Grundeinkommen" verlost ja schon seit Jahren einjährige Grundeinkommen und ich nehme auch schon seit Jahren hieran teil.

Was ich mit der gewonnenen Freiheit machen würde kann ich noch gar nicht sagen, da tun sich ja schon enorme Möglichkeiten auf. Ich könnte mir zum Beispiel vorstellen, noch mal ein Studium oder eine weitere Ausbildung zu absolvieren, was ich sonst nicht finanzieren könnte. Vielleicht würde ich auch ins Ausland gehen und versuchen, mir dort etwas aufzubauen. Aber grundsätzlich haben ja alle Befürworter vor, dies positiv zu nutzen und sich nicht etwa darauf auszuruhen, was ja auch falsch und schade wäre.

» Paulie » Beiträge: 554 » Talkpoints: 0,24 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich bin auch für das Grundeinkommen, aber was mich an der Studie stören würde, ist, dass es nur drei Jahre lang gezahlt wird. Denn ich würde deswegen keinen Job aufgeben, weil ich sonst Sorge hätte, was nach den drei Jahren wird. Dann gibt man den Job auf, muss aber nach drei Jahren, nach Ende des Experiments, wieder einen neuen finden. Aus dem Grund würde ich wegen der kurzen Phase nicht viel ändern, sondern mir höchstens von dem zusätzlichen Geld etwas mehr gönnen oder mehr sparen.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich habe mich natürlich auch sofort beworben. Was mich dazu bewogen hat? Die Aussicht auf 1200 Euro zusätzlich im Monat, was denn sonst? Die Fenster gehören gedämmt, das Auto macht Geräusche und ich war seit 2013 nicht mehr weiter im Urlaub als Österreich.

Und ich kann mir auch nicht vorstellen, dass ich mit diesem Beweggrund alleine dastehe und der Rest der Million Hoffnungsvollen sich denkt: Was will ich schon mit dem Geld? Mir geht es lediglich um den reinen Erkenntnisgewinn. :roll:

Originellerweise stehe ich einem bedingungslosen Grundeinkommen dennoch skeptisch gegenüber. Schließlich ist die Idee dahinter ja nicht, mir das Leben zu erleichtern, sondern dass die Gesellschaft und Wirtschaft als Ganzes etwas davon hat. Und in dieser Hinsicht kann ich mir nicht vorstellen, dass ein bedingungsloses Grundeinkommen für alle wirklich den immensen finanziellen Aufwand rechtfertigt.

Wenn das Geld auf irgendwelchen Sparkonten landet oder für teure Reisen nach sonstwo verjubelt wird, freut das natürlich die Empfänger, aber mir leuchtet nicht ein, was darüber hinaus für den Rest der Gesellschaft Positives herausspringt. Wirklich für den Konsum verwendet wird sicher nur ein Bruchteil des Geldes von den Leuten, die wirklich sonst nur das Notwendigste hätten. Und das sind glücklicherweise hierzulande gar nicht so viele, dass es sich rechnen würde.

Ich bin auch nicht der Meinung, dass 1200 Euro im Monat wirklich immense Möglichkeiten eröffnen würden, sprich dass die Leute davon Firmen gründen, sich selbstständig machen oder irgendwelche Charity-Projekte anleiern würden. Man braucht schon mehr als einen Tausender im Monat, um wirklich etwas Neues auf die Beine zu stellen. Und wie gesagt, der Rest der Welt hat nichts davon, wenn du glaubst, davon ins Ausland gehen und ein Café auf Bali gründen zu können. Ich vermute eher, dass die große Mehrheit vielleicht Arbeitsstunden reduzieren, die Altbauwohnung sanieren und auch etwas sparen und anlegen würde. Das ist alles gut und schön, aber der große Umschwung kommt davon auch nicht.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Da die Aktion auf drei Jahre beschränkt ist kann ich mir nicht vorstellen, dass sich dadurch bei den meisten wirklich irgendwas ändert. Sicher wird es Fälle geben, in denen jemand zum Beispiel in einen neuen Job wechselt weil sie oder er es sich mit dem zusätzlichen Geld leisten kann in den ersten Jahren weniger zu verdienen als im alten Job, aber die Mehrheit wird wohl im großen und ganzen so weiterleben wie bisher.

Natürlich werde ich da auch mitmachen, besteht schließlich die geringe Wahrscheinlichkeit Geld zu gewinnen ohne irgendwas einsetzen zu müssen. Wahrscheinlich ist die Chance sogar größer als beim Lotto. Aber ich wüsste gar nicht so genau, was ich mit dem Geld machen würde.

Im letzten Jahr hätte ich noch eine Reihe Reiseziele aufgezählt, die ich auf der Liste habe, aber das ist gerade eher schlecht. Meinen Job möchte ich nicht aufgeben oder wechseln oder Stunden reduzieren, das passt alles, so wie es ist. Und mehr Konsum? Eigentlich bin ich eher dabei den zu reduzieren. Vielleicht eine Renovierung. Bei einem alten Haus gibt es ja immer irgendwas, das man verbessern kann, auch im Bezug auf mehr Klimaschutz.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Ich bin schon seit Jahren bei der Grundeinkommen-Organisation angemeldet und habe schon mehrfach an den bisherigen Verlosungen für ein einjähriges Grundeinkommen teilgenommen - aber nie gewonnen. Für das dreijährige Grundeinkommen wollte ich mich auch bewerben, aber bisher habe ich trotz Registrierung auf der Website noch keine Bestätigungsmail erhalten. Mir scheint, dass der Server stark überlastet ist wegen der Vielzahl der Interessenten.

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» lascar » Beiträge: 4482 » Talkpoints: 792,20 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Man sollte lieber in Deutschland ein bedingungsloses Grundeinkommen für Rentner einführen, so wie es in den Niederlanden schon lange etabliert ist. Egal, ob jemand gearbeitet hat oder nicht, nach 45 Jahren nachweislich festem Wohnsitz in den Niederlanden (und das ist in der Tat die einzige Bedingung trotz "Bedingungslosigkeit"), beziehungsweise Arbeitsstätte bei einem Niederländischen Unternehmen als Deutscher und Berufspendler, gibt es nach meiner Kenntnis über 1000 Euro monatlich nach dem AOW "Algemene Ouderdomswet".

Wem das zu niedrig ist, schließt noch über den Arbeitgeber favorisierte Pensionsfonds ab oder kann sich noch weiter privat versichern. Die sogenannte, auf den Weg gebracht "Grundrente" in Deutschland ist im Gegensatz dazu ein Armutszeugnis und verdient noch nicht einmal ihren Namen. Ich habe die Idee des bedingungslosen Grundeinkommens ehrlich gesagt, nicht völlig verstanden. Es könnte aber nach meiner Auffassung der Gedanke und die Mentalität befördert werden, dass zuerst der Staat alles für einen regelt, erst in zweiter Linie die Eigeninitiative gefragt ist.

Dass man mit dem "schwedischen Modell" Schiffbruch erlitten hat, möchten die Nordländer lieber unter den Teppich kehren. Denn im Gegenzug wurde Olof Palmes Sozialreform, die so ähnlich wie das "bedingungslose Grundeinkommen" funktioniert, zum Kleininvestorkiller erster Güte. Wirtschaft ist ein dynamischer Prozess. Die Modelle, die heute als gut erachtet werden, können gerade bei unsicheren Prognosen (Klimawandel etc.) nicht in Zukunft genau so gut funktionieren.

» Gorgen_ » Beiträge: 1151 » Talkpoints: 410,36 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich würde mich da nie bewerben, selbst wenn die Chance auf dieses Geld noch so groß wäre. Entweder kann ich mir gewisse Dinge leisten und wenn nicht, dann muss darauf gespart werden. Und wie schon geschrieben wurde, wird sich für drei Jahre bei den meisten Teilnehmern nichts verändern, außer dass sie monatlich mehr Geld zur Verfügung haben.

Eine Grundrente, wie sie geplant ist, sehe ich als sinnvoller an. Denn es gibt genug Menschen, die ihr Leben lang in Vollzeit gearbeitet haben, aber einen geringen Lohn hatten. Diese haben es verdient, dass sie einfach so Geld dazu bekommen ohne zum Sozialamt zu gehen.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Punktedieb hat geschrieben:Und wie schon geschrieben wurde, wird sich für drei Jahre bei den meisten Teilnehmern nichts verändern, außer dass sie monatlich mehr Geld zur Verfügung haben.

Wobei ich mich in dem Fall nicht an dem orientieren würde, was auf die meisten Teilnehmer zutreffen könnte, sondern an dem, wie ich persönlich profitieren könnte. Und ich könnte mir beispielsweise sehr gut vorstellen, das dreijährige Grundeinkommen dafür zu nutzen, meine Arbeitszeit vorübergehend zu reduzieren und parallel eine berufsbegleitende Weiterbildung zu absolvieren.

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» lascar » Beiträge: 4482 » Talkpoints: 792,20 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


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