Lange Ehe-Dauer als peinlich empfinden?
Ein Bekannter von mir ist schon über 30 Jahre verheiratet. Er sagt selbst, dass die Scheidungsrate eben auch in seinem Umfeld zu spüren wäre und immer mehr Paare, die teilweise genauso lange zusammen waren wie er und seine Frau, haben nach und nach alle die Scheidung eingereicht. Mittlerweile gehören die beiden wohl - laut seiner Aussage - zu den wenigen Paaren in ihrem Umfeld, die noch eine intakte Ehe führen würden und das über mehrere Jahrzehnte hinweg.
Durch die hohe Scheidungsrate könnten seine Frau und er aber auch nicht wirklich mitreden wenn es um Unterhalt für die Kinder geht oder Scheidungskrieg an sich, Aufteilung von Gütern etc. Daher meinte mein Bekannter, dass er es schon fast als peinlich empfinden würde, so lange verheiratet zu sein während alle anderen sich früher haben scheiden lassen.
Man könnte als Langzeit-Ehemann bei vielen Themen einfach nicht mitreden und würde bei Gesprächen einfach ausgeschlossen werden. Könnt ihr so eine Denkweise nachvollziehen? Könnt ihr verstehen, dass eine lange Ehe-Dauer für die Betroffenen auch peinlich und unangenehm sein kann? Was sagt das über meinen Bekannten aus, wenn der schon solche Kommentare vom Stapel lässt?
Ich kann nicht nachvollziehen, dass man eine lange Ehe als peinlich empfindet. Es ist ja fast schon etwas besonderes so lange verheiratet zu sein. Ich denke, dass dein Bekannter eher stolz darauf sein kann, dass seine Ehe so lange hält. Ich könnte mir auch vorstellen, dass es für seine Frau nicht gerade schön ist, wenn sie ihn solche Reden schwingen hört.
Mir wäre es ehrlich egal, ob um mich herum die Scheidungsrate recht hoch ist und dabei nicht so mitreden könnte. Wozu gibt es das Internet? Da kann man sich doch auch über Scheidung und Gütertrennung und solche Themen informieren. Für mich ist es daher nur ein dummer Spruch, dass man dabei nicht mitreden kann, weil man es selbst nicht erlebt hat.
Ich finde eine lange Ehe ist doch etwas Schönes und er hat dies sicherlich nur gesagt, weil es in seinem Umfeld so ist, dass ihn keiner mehr so richtig fragt wegen Problemen und er nicht mitreden kann. Das empfindet er sicherlich auch nicht als Problem verheiratet zu sein, weil sonst könnte er sich ja auch scheiden lassen. Irgendetwas muss er ja aber auch davon haben verheiratet zu sein. Ich finde eine Langzeitehe als sehr erstrebenswert und hoffe dass ich mich mit meinem Mann auch so lange verstehen werde.
Ich kenne zum Glück nur Leute, die stolz darauf sind dass sie schon lange mit ihrem Partner verheiratet sind. Alles andere finde ich sehr befremdlich. Die Begründung des Bekannten, dass es einem deswegen fast peinlich oder unangenehm ist weil man dann nicht mitreden kann, finde ich schon fast erbärmlich.
Auch wenn es nicht so klingt, als würde er sich deswegen gleich von seiner Frau scheiden lassen, aber muss man als erwachsener Mensch wirklich mit dem Strom schwimmen? Sollte man da nicht eigentlich schon längst so reif sein, dass man sich keinem Gruppenzwang mehr unterwirft und selbstbewusst dazu steht, anders als andere zu sein?
Muss man immer mitreden können, weil man etwas selbst gemacht hat? Ich kann bei den Bäumchen wechsle dich Spielchen im Teenageralter nur vom Zusehen und vor allem Zuhören und Trösten mitreden. Das bedaure ich auch mehr als zwanzig Jahre später nicht, eine vermeintlich langweilige langjährige Beziehung fand ich damals wie heute angenehmer und aufregender.
Scheidungen gab es im Umfeld auch einige. Die Verletzungen, Enttäuschungen und den Krieg möchte ich nun auch nicht dringend am eigenen Leib erleben. Selbst bei einer einvernehmlichen Trennung bleibt ein schaler Beigeschmack. Mitreden kann man sowieso immer, weil man schließlich genug zu hören bekommt.
Ich glaube eher, dass der verheirate Mann einen flotten Witz reißen wollte. Ich denke nicht, dass er sich tatsächlich für seine lange Ehe schämt. Wahrscheinlich wollte er ein trauriges oder kräftezehrendes Thema wie eine Scheidung einfach nur auflockern, weswegen so ein Spruch über seine Lippen kam.
Der Mann ist anscheinend glücklich verheiratet, denn sonst hätte er auch schon andere Wege eingeleitet. Heutzutage muss man sich wirklich nicht mehr für eine Scheidung schämen. Wenn er seine lange Ehe wirklich als peinlich empfinden würde, dann würde er seinen Ehering verstecken oder seine Ehefrau verleugnen.
Aus welchen Gründen kommt der Bekannte auf die Idee zu sagen, dass die Ehe der beiden eher peinlich ist, weil sie schon seit über 30 Jahre Bestand hat? Nur, weil das Ehepaar dadurch Scheidungskriege, Kosten für die Scheidung und mögliche Unterhaltsthemen nicht am eigenen Leib tragen musste? Das bedeutet natürlich nicht, wenn man möchte, dass das Wissen für die Themen durch Einlesen nicht da wäre oder durch Freunde. Doch man setzt offenbar auf eigene Erfahrungen und weil diese nicht da sind, ist das peinlich?
Ich finde Menschen viel peinlicher, die sich verheiraten, scheiden lassen, später angeblich wieder ihre große Liebe heiraten und scheiden lassen. Ich finde Menschen peinlich, die mit 30 Jahre schon 4 Kinder von vier verschiedene Männer haben. Ich finde Menschen peinlich, die sich vor den Unterhaltszahlungen gegenüber ihren Kindern drücken usw. Das ist mega peinlich und nicht, wenn jemand seit Jahrzehnten intakt zusammen ist. Das ist mal eine Ausnahme und gut. Denn das ist eigentlich das Ziel einer Heirat und Liebe.
Ich gehe im Allgemeinen nie eine Beziehung ein, wenn ich der Meinung bin nach einem bis zwei Jahre könnte Schluss sein. Ich rede zwar nicht von Heirat, aber wenn ich das anhand gewisse Faktoren ausmachen könnte, dass die Beziehung "nur" ein bis zwei Jahre hält, dann würde ich sie gar nicht eingehen. Das ist dann in meinen Augen Zeitverschwendung.
Ich kenne eine junge Dame mit 35 Jahre, die schon 10 Partner hatte. Alle immer zwischen 1 bis 2 Jahre Beziehung und dann war aus. Sie sagt jedem, dass er die große Liebe ist, das sie sich das Leben mit ihnen bis zum Ende vorstellen könnte und dann kommt jemand besseres. Sowas finde ich peinlich und nicht, wenn jemand seit 30 Jahren zusammen ist.
Ich kenne auch ein Paar, welches seit 35 Jahren zusammen ist und das seit sie 14 Jahre alt waren. Sprich eine reine Jugendliebe ohne Trennung, Skandale & Co. Das lobe ich mir und trifft genau meine Art von Geschmack. Doch das Leben ist ja bekanntlich kein Wunschkonzert.
Normalerweise heißt es ja gleich und gleich gesellt sich gerne. Verheiratete Paare suchen Kontakt zu anderen verheirateten Paaren und wenn sein Freundeskreis mittlerweile nur noch ausgeschiedenen Paaren besteht, haben sich die Interessen und somit Themen verschoben.
Wie er darauf kommt, dass es peinlich ist noch verheiratet zu sein, erschließt sich mir nicht. Eigentlich müsste er von alleine darauf kommen, dass er einfach mehr Kontakt zu verheirateten Paaren halten muss als zu den geschiedenen. Dann hat er auch mehr Gemeinsamkeiten.
Natürlich ist es merkwürdig, wenn sich mit der Zeit das eigene Umfeld verändert, sodass man teilweise gar nicht mehr mitreden kann. Peinlich wäre mir meine lange Ehezeit aber nicht, im Gegenteil: Das ist doch etwas, worauf man stolz sein kann. Bestimmt gibt es noch viele andere Gesprächsthemen als Unterhalt, Umgang und die Scheidung, sodass man sich nicht so außen vor fühlt.
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