Landeserziehungsgeld in Bayern - Segen oder Fluch?
In Bayern soll nun wieder Landeserziehungsgeld gezahlt werden. Dies schließt sich an das Elterngeld an und es werden dann 150 € im Monat gezahlt, wenn man sein Kind zu Hause betreut. Wie lange das Ganze geht, weiß ich aber nicht. Seht ihr das Ganze eher als Segen oder als Fluch? Ich meine eine Betreuung zu Hause ist ja ganz gut, gerade wenn man noch keinen Platz für sein Kind bekommen hat, aber auf der anderen Seite sollte man ja bestrebt sein mehr Plätze zu schaffen.
Das Landeserziehungsgeld wird maximal bis zum 36. Lebensmonat gezahlt, wird das Kind also 3 Jahre alt ist es damit vorbei. Ich betrachte es weder als Segen noch als Fluch, es ist jedoch eine willkommene Unterstützung für Eltern. Ich habe es eigentlich nicht so gesehen, das in den Kitas zu wenig Plätze vorhanden sind und die Eltern deswegen dazu animiert werden sollen, ihr Kind selbst zu betreuen. Sondern weil es für die kindliche Entwicklung von Vorteil sein kann.
Auch kenne ich nicht ein Elternpaar, das sich von dem Geld hätte beeinflussen lassen. Wer sein Kind frühzeitig in die Kita geben möchte oder aber auch muss, lässt sich von 150 Euro nicht abhalten. Ein wenig unfair empfinde ich es den arbeitenden Müttern gegenüber.
Eine Bekannte von mir ist alleinerziehende Mutter und ihr Sohn geht seit er ein Jahr alt ist in die Kita Krippe. Sie arbeitet Vollzeit und wüsste auch gar nicht wie sie sonst ihr Leben finanzieren sollte. Sie erzählte mir, das sie natürlich lieber zu Hause bleiben würde, aber selbst wenn sie mit Unterstützung vom Staat, Betreuungsgeld, Erziehungsgeld und Kindergeld irgendwie über die Runden kommen würde, wäre sie nach drei Jahren längst ihre sehr gute Arbeitsstelle los. Es gäbe also mehrere Baustellen, an denen sich etwas ändern müsste.
Ich sehe es wie Pikalina, es gibt mehrere Baustellen an denen etwas grundlegend geändert werden müsste. Was sind schon 150 Euro und das Kindergeld wenn man Zuhause bleibt, davon kann man keine Wohnung finanzieren oder dem Kind einen gewissen Standard bieten. Für Alleinerziehende ist es damit komplett nicht geeignet, denn wenn man 3 Jahre Zuhause bleibt ist man auch schnell seinen Job los.
Mir geht es dabei nicht anders, wegen dem Geld muss ich bereits wieder seit dem Ende des Mutterschutzes arbeiten gehen und mein Kind geht in die Krippe. Diese kostet mich pro Monat 711 Euro, neben der Mietbelastung von 1200 Euro im Monat. Unterstützung vom Staat bekomme ich nicht, denn ich verdiene 3 Euro in meinem Vollzeitjob zu viel, als das ich Wohngeld oder etwas anderes bekommen würde.
Somit würde ich zwar den Hartz 4 Satz bekommen, aber keine kleinere Wohnung da diese hier schlichtweg über den Bemessungsgrenzen liegen wenn überhaupt eine zu bekommen ist. Im Schnitt sucht man hier 2-3 Jahre nach einer Wohnung, solange müsste ich die teure Wohnung vom Kindergeld, Unterhalt und Hartz 4 bestreiten. Wohngeld würde es zusätzlich nicht geben, da die Wohnung für zwei Personen zu groß ist. So bleibt mir nichts anderes übrig, als mehrere Jobs zu machen und dadurch mein Kind weniger zu sehen.
Wäre ich die drei Jahre Zuhause geblieben, dann hätte das Elterngeld schon gar nicht gereicht um überhaupt die Miete zu decken mitsamt dem Kindergeld von allem anderen mal abgesehen. Zudem wurde mir vom Arbeitgeber auch zu verstehen gegeben, wenn ich in Elternzeit gehen würde ist die Stelle auch direkt weg. Eine andere Stelle gibt es hier nicht, denn das Rote Kreuz ist hier der einzige Anbieter vom Rettungsdienst im Umkreis von 100 Kilometern und gehört alles zum selben Kreisverband.
Netterweise hat man mir dennoch gekündigt, da ich zu "unflexibel" mit Kind bin und nicht mehr auf Anruf direkt springen kann wie es auch bei anderen Müttern inzwischen der Fall ist. Alleinerziehend mit Kind finde ich in diesem Job auch keine neue Anstellung mehr, da es sämtlichen Rettungsdienstanbietern zu unflexibel ist wenn man auch nur ein Kind hat und deswegen nicht mehr nach Lust und Laune des Chefs arbeiten rennen kann.
Wenn man es auch einmal so sieht, nicht einmal eine städtische Krippe kostet nur 150 Euro im Monat. Diese fangen hier bei 260 Euro ohne Essen an, dann sollte auch genau dieser Satz an Eltern ausgezahlt werden, die ihr Kind statt in der Krippe Zuhause betreuen und nicht weniger. Für diese 260 Euro im Monat bekommt man allerdings auch nur maximal 35 Stunden die Woche Betreuung, Zuhause werden die Kinder 24 Stunden 7 Tage die Woche betreut. Entsprechend kann man es auf diese Zeit auch hochrechnen, das wären dann 720 Euro für die komplette Betreuung Zuhause pro Monat. Das wäre zumindest einmal ein Betrag mit dem man arbeiten könnte und es in Erwägung zu ziehen.
Selbst in Bayern kosten die Krippenplätze mehr, erst die Betreuung für Kinder über 3 Jahre wird günstiger egal in welchem Bundesland man sucht. Dadurch spart sich das Land aber einiges an Personal und den Bau von Krippenplätzen, deswegen war die "Herdprämie" auch Illegal und wurde vom Bundesgerichtshof gekippt. Das Kind hat inzwischen nur einen anderen Namen bekommen, mehr nicht.
@ Sorae: So hatte ich das ehrlich gesagt noch nicht betrachtet und so gesehen ist das auch wirklich eine miese Sache. Es ist Wahnsinn was du da alles alleine stemmen musst und wie wenig Unterstützung du auch von dem Ämtern bekommst. Ich bin ja verheiratet und erlebe das Ganze dann alles ein bisschen einfacher als du. Du hast wirklich Respekt verdient und solltest als Alleinerziehende auch vom Staat mehr geschätzt werden.
Ich sehe es für mich persönlich als tolle Sache an, weil ich so eben noch ein bisschen Geld bekomme, weil ich noch eine Weile zu Hause bleiben werde. Wobei ich aber auch einen Mann an meiner Seite habe, der mir das ermöglicht. Deswegen kann ich das alles auch ein wenig blumiger betrachten. Aus Sicht einer Alleinerziehenden muss diese Summe aber wie Hohn wirken und auch, dass man da generell nur so wenig Unterstützung bekommt.
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