Lässig gekleidet zum Vorstellungsgespräch gehen?

Eine Freundin von mir hatte vor einigen Tagen einen Termin zum Vorstellungsgespräch. Ich habe sie vorher noch kurz gesehen, weil sie schnell was vorbei gebracht hat, bevor sie los musste. Daher habe ich auch ihr Outfit gesehen und fand, dass sie ein wenig zu lässig angezogen war. Sie trug ein Outfit, das ich eher in die Kategorie Freizeit & Sommer stecken würde und was ich so nicht im Vorstellungsgespräch tragen würde.

Ich hatte nicht erwartet, dass sie überhaupt gut ankommen würde mit diesem Outfit, sie erzählte mir aber direkt nach dem Vorstellungstermin, dass sie eine Zusage bekommen hätte. Hinterher stellte sich dann heraus, dass das der übliche Dresscode dort war und sie sich wohl unbewusst daran gehalten hat.

Das hätte ich so nicht erwartet, zumal das eine Stelle im Öffentlichen Dienst war und da erwartet man ja schon, dass die Menschen etwas besser gekleidet sind. Würdet ihr lässig gekleidet zu einem Vorstellungsgespräch gehen, bei großer Hitze zum Beispiel? Bei welchen Stellen wäre das passend und wo nicht?

Ich würde mich für ein Vorstellungsgespräch immer schicker anziehen und möglichst nicht legere dorthin gehen. Es sei denn, dass ich weiß, dass alle dort eher Freizeitkleidung tragen und ich mit einem schicken Outfit eher overdressed wäre. Es gibt ja schließlich auch schicke sommerliche Kleidung, in der man dann nicht so schwitzt.

Als Frau kann man da sicherlich ein schönes Kleid oder einen Rock und eine Bluse auswählen. Ich denke, dass man da durchaus Möglichkeiten findet. Ich wäre sicherlich nicht so mutig gewesen, wie deine Freundin. Immerhin hätte das auch leicht nach hinten losgehen können und sie wäre dort eher negativ durch ihre Freizeitkleidung aufgefallen.

Dresscode im öffentlichen Dienst? Seit wann soll da irgendwer besser gekleidet sein? Das wäre mir jetzt wirklich neu. Es kommt doch immer darauf an, wo man arbeiten möchte, oder? In sehr konservativen Branchen kommt man um Anzug oder Kostüm nicht herum. Aber sonst?

Für meine Ausbildung reichten Jeans und Shirt. Nach dem ersten Studium war man mit Jeans, Shirt und Turnschuhen bestens für die Vorstellung gerüstet. Nach dem zweiten Studium dagegen ging ohne Strümpfe und Blazer auch bei 30 Grad im Schatten nichts.

Ich denke nicht, dass die Kleidung wirklich einen großen Einfluss auf den Ausgang eines Vorstellungsgespräches hat, von ganz extremen Beispielen natürlich mal abgesehen. Und von gewissen extrem spießigen Branchen mal abgesehen.

Man hat ja mehr zu bieten als sein Outfit und ein Personalchef, oder wer auch immer das Gespräch führt, versteht doch auch, wenn man bei großer Hitze nicht in einem völlig durchgeschwitzten Kostümchen ankommen möchte oder wenn man sich in dem Glauben, dass man sich für ein Vorstellungsgespräch schick anziehen muss, in ein Kostümchen quetscht, obwohl das in der Firma gar nicht vorgeschrieben ist.

In meinem Job ist mir noch nirgends ein Dresscode begegnet und mein persönlicher Stil ist eher minimalistisch schick, deshalb habe ich mir noch nie groß Gedanken um das passende Outfit gemacht. Ich besitze zum Beispiel keine T-Shirts in grellen Farben, mit großen Drucken, Glitzersteinchen und so weiter und ein schlichtes weißes oder gestreiftes T-Shirt könnte ich unter einem meiner Blazer problemlos tragen.

Es kommt vor allem darauf an, dass es sauber und auch ordentlich aussieht. Manche sehen es als sehr lässig und schick an, wenn sie in Jogginghose und T-Shirt vor einem sitzen und dann meinen sie sind die Helden vom Erdbeerfeld. Hier gibt es auch keinen Dresscode, aber es sollte auch klar bewusst werden, dass man sich ggf. als Feldwebel oder Offizier bewirbt und damit Vorgesetzter ist.

Solche Personen müssen auch entsprechend etwas her machen und das macht ein Jogging Anzug jedenfalls nicht und von daher ist das direkt ein dicker Minus Punkt. Hemd und saubere Jeans reichen mit geschlossenen Schuhen, für die Damen ebenfalls aber wer einen Anzug trägt macht auch direkt ein besseres Bild. Es heißt nicht umsonst, dass Kleider Leute machen aber wenn man am Ende im Anzug vor einem lässig gekleideten Personalchef sitzt und man besser angezogen ist als er, dann kann das ebenfalls negativ ausgelegt werden und als Überheblichkeit gewertet.

Daher muss man einfach den Mittelweg wählen wenn man sich nicht sicher ist dann auch nochmals informieren was geraten wird. Gerade zum Thema der Bundeswehr gibt es doch einige Ratgeber was man machen sollte und was nicht, wie man sich gut verhält und wie komplett schlecht und darunter steht auch etwas zur Kleidung. Das ganze gibt es auch als Bewerbungstrainer und teilweise findet man auch Angaben zum Dresscode im Internet, damit man dort keinen Fehlgriff an den Tag legt.

Zu meinen Vorstellungsgesprächen habe ich immer eine saubere schwarze Stoffhose an mit einer Bluse. Wenn es sehr heiß und warm ist, dann wird der Blazer ausgelassen bis ich angekommen bin oder aber komplett weg gelassen. Das mache ich von der Stelle und dem Unternehmen abhängig. Dass ich in Jeans und sonstigen Sachen in einem Vorstellungsgespräch war, ist schon sehr lange her und war als ich meine Ausbildungsstelle bzw. den Praktikumsplatz dafür gesucht habe. Seither trete ich im Anzug auf und das hat offenbar doch guten Eindruck gemacht als Gesamtpaket von mir und ich habe die Stellen angeboten bekommen.

Für deine Freundin war es vielleicht gut, dass sie sich unbewusst dem dort vorherrschenden Dresscode angepasst hatte. Möglicherweise hatte das ja auch auf das Gespräch einen Einfluss. Aber vielleicht war dem Personalchef die Kleidung der Bewerber auch einfach nicht wirklich wichtig. Aber das weiß man eben vorher nicht und so muss ich sagen, dass ich mich zum Vorstellungsgespräch doch gerne etwas schicker anziehe, weil der erste Eindruck bei dem Treffen auch schon wichtig ist.

Das mit der Kleidung bei Vorstellungsgesprächen ist ja immer so eine Sache - ich glaube, viele übertreiben es da gerne mal und wirken dadurch dann extrem unnatürlich. Zumindest war es in meinem früheren Umfeld so.

Ich komme ursprünglich aus der Juristerei und da war ich immer der Paradiesvogel, weil ich mich geweigert hab, zu Gesprächen jeglicher Art -also auch zu Vorstellungsgesprächen- im Kostümchen oder wenigstens mit Bluse und Blazer zu kommen. Einige Arbeitgeber fanden das gar nicht gut und haben mich direkt aussortiert. Andere hingegen fanden es gut, dass ich einfach ganz normal zum Gespräch kam und nicht "verkleidet".

Ich hatte dann im Mai dieses Jahres ein Vorstellungsgespräch, das für mich einigermaßen kurzfristig kam. Ich hatte schlicht nichts "Vornehmes" anzuziehen und bin dann mit Turnschuhen, ausgeblichener Jeans (so eine, die aus Modegründen ausgeblichen ist) und schlecht sitzender Bluse zum Vorstellungsgespräch erschienen. Obendrein hatte ich noch vergessen, meine ganzen Piercings zu entfernen -was in den Kanzleien bisher auch immer ein NoGo war- und natürlich hatte ich auch keine Regenjacke dabei, so dass ich triefend nass vom strömenden Regen dem Bewerbungsrat gegenüber stand.

Als ich nach meinem eigentlich gut gelaufenen Gespräch das Büro verließ und auf einige Mitbewerber stieß, die tatsächlich sehr ordentlich mit Anzügen oder Blazern dort standen, hatte ich den Job eigentlich schon abgeschrieben. Gegen solche Saubermänner hatte ich mit meinem Chaos-Auftritt ja keine Chance. Zwei Tage später bekam ich die Zusage. Öffentlicher Dienst, unbefristete Einstellung. Jackpot. Äußerlichkeiten werden eben doch überbewertet.