Lächerlich finden, wenn der Vater extrem ängstlich ist?

vom 16.11.2015, 20:22 Uhr

Mein Vater hat eigentlich eine männliche Statur und ist eher kräftiger gebaut und sieht auch stark aus. Das passt jedoch so gar nicht zu seinem Charakter. Während er äußerlich stark aussieht, ist er doch wahnsinnig ängstlich und hat tatsächlich von so ziemlich allem Angst.

Er ist beispielsweise noch nie geflogen, da er panische Angst davor hätte, genauso, wie er Angst hat, in Ländern Urlaub zu machen, in denen er noch nie war. Er hat Angst vor unbekannten Speisen und die Tür muss nachts immer offen bleiben, da er sonst Angst bekommt, zu ersticken. Meine Mutter erzählte mir dabei, dass mein Vater sogar immer Angst bekommen hatte, als sie im Urlaub gemeinsam in einem Schloss-Hotel übernachtet hätten, da ihm die Atmosphäre so gruselig vorkam und er Angst bekam, seine verstorbene Mutter könnte ihm da als Geist auftauchen. Sie musste ihm dann die ganze Zeit gut zureden, damit er schlafen konnte.

Ehrlich gesagt finde ich es schon einfach nur lächerlich, wenn man als Mann ängstlich ist und erst recht, wenn man als Vater so ein richtiger Angsthase ist. Irgendwie sollte der Vater für mich auch der Beschützer der Familie sein, aber wenn mein Vater einfach vor allem Angst hat, dann kann ich ihn auch nicht mehr richtig ernst nehmen. Findet ihr sehr ängstliche Väter auch eher lächerlich?

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Es wird sicherlich viele Leute geben, die Angst haben mit einem Flugzeug zu fliegen. Zu dem wird es sicherlich auch Leute geben, die Angst haben in anderen Ländern Urlaub zu machen, wenn sie vorher dort noch nie gewesen sind. Zu dem wird es auch wiederum Leute geben, die auch Angst haben vor unbekannten Speisen und es eben lieber haben, wenn die Tür nachts geöffnet bleibt. Weil sie es eben nicht mögen, wenn sie in engen und dunklen Räumen sind. Und es wird eben auch viele Leute geben, die Angst haben, wenn ihnen etwas gruselig vorkommt. Ich denke, das die Ängste nicht nur auf Frauen zu treffen, sondern eben das auch Männer diese Ängste haben dürfen.

Natürlich ist es heutzutage immer noch so, wenn man sich einen Mann vorstellt, dann denkt man gleich an einen starken und großen Körperbau. Aber ich finde eben, dass ein großer Körperbau eines Mannes nicht mit seiner Stärke zu tun hat. Natürlich soll ein Mann in anderen Augen verkörpern, dass er stark ist und seine Familie und desgleichen schützen kann. Weshalb eben Männern mit Ängsten in der Gesellschaft als Weicheier und Angsthasen angesehen werden, wobei Frauen im Gegenzug ängstlich sein dürfen und Ängste auch haben dürfen.

Ich finde das alles ein bisschen Quatsch. Ich bin eben der Meinung, dass auch Männer das Recht haben Angst haben zu dürfen. Nur, weil ein Mann männlich ist, sollte er keine Angst haben oder Angst zeigen dürfen. Das finde ich irgendwie nicht so, weshalb ich eben der Meinung bin, dass eben auch ein Mann mal ängstlich sein darf. Ich persönlich finde es auch nicht lächerlich, wenn ein Mann Angst hat. Ich finde es auch nicht lächerlich, wenn dieser Mann mein Vater wäre und er eben seine Ängste deutet und zeigen kann.

Sicherlich wird es Leute geben, die der Meinung sind, dass es lächerlich ist, wenn Männer Angst haben und ihre Ängste zu dem auch noch zeigen. Vor allem, wenn es darum geht, dass ein Mann eben vor vielen verschiedenen Dingen Angst hat. Vielleicht steckt hinter den ganzen Ängsten etwas ganz anderes, weshalb man den Mann eben im Auge behalten sollte. Es ist nämlich nicht schön, wenn die Ängste das Leben deines Vaters auf den Kopf stellen und die Ängste das Leben deines Vaters beherrschen. Denn, dann sollte man vielleicht zu sehen, dass dein Vater einen Arzt aufsucht.

» kai0409 » Beiträge: 3345 » Talkpoints: 72,64 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Warum muss man denn als Mann immer nur ein starker Mensch sein, der vor nichts und niemanden Angst hat und sich für einen auch schlagen würde? Das ist doch lächerlich, ein Mann kann ebenso Angst haben und auch extreme Angst haben, deswegen ist er nicht lächerlich.

Ich denke, dass man eben auch als Mann gewisse Angststörungen haben kann und dass das keineswegs verwerflich ist, weil man sich das ja nicht aussucht, sondern nur Probleme mit der eigenen Psyche hat. Ich würde mich nicht schämen, wenn mein Vater Angst haben würde.

Gerade die Sache mit dem Fliegen passiert doch vielen Menschen, dass man eben auch eine Angst hat, weil man selber die Verantwortung abgeben muss oder sich einfach unwohl fühlt, weil es keine alltägliche Situation ist. Männer müssen nicht stärker als Frauen sein, man kann auch als Mann mal eine schwache Phase haben.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Ich würde mal außer acht lassen, dass es sich hier um eine männliche Person handelt. Auch bei einer Frau fände ich einige dieser Ängst lächerlich. An Geister zu glauben, finde ich einfach lächerlich. Wenn man da einer erwachsenen Person gut zureden muss, damit sie einschlafen kann, ist das schon etwas verstörend.

Auch die Angst vor dem Ersticken, wenn die Tür des Schlafzimmers geschlossen ist. Das ist absoluter Humbug. Also entweder dieser Mensch hat sich so sehr seiner Angst und dieser Rolle des ständig Ängstlichen ergeben oder er hat ein ernsthaftes Problem. Aber normal ist das nicht. Weder für Männer, noch für Frauen.

Also ich kann diese Person nicht ernst nehmen und finde sie lächerlich, weil sie nun mal keine fünf Jahre alt mehr ist. Angst vorm Fliegen, okay. Dabei ist wenigstens wirklich schon mal jemand gestorben. Aber eine geschlossene Schlafzimmertür führt nicht zum Ersticken.

Dass man als Kind den Wunsch hat, dass seine Eltern (wiederum ebenfalls die Mutter, nicht nur der Vater) es beschützen können, ist ganz normal. Das beinhaltet nicht, dass die Eltern vor gar nichts Angst haben dürfen. Viele Ängste sind ja total berechtigt und retten jeden Tag Leben. Aber grundsätzlich sollte es schon so sein, dass die Eltern vernünftiger und weniger ängstlich, vor allem weniger irrational ängstlich, sind als ihre Kinder.

Denn das ist doch ihre Aufgabe. Wer vor lauter Angst vor Geistern und physikalischen Irrtümern in der Ecke sitzt und schlottert, gibt wirklich nicht den besten Vater ab. Das hat mit Männlichkeit gar nichts zu tun. Dem Ersticken kann man eh nicht ins Gesicht schlagen. Da helfen die größten Muskeln nichts.

Aber da ich hier fast eine psychische Störung dahinter vermuten würde, ist lächerlich das falsche Wort. Der Mann braucht Hilfe. Dafür braucht man sich nicht schämen. Das kann jedem passieren. Leider können sich Störungen auf grotesk-lustige Art und Weise zeigen, wodurch sie dann lange nicht ernst genommen werden.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Wäre es weniger lächerlich, wenn diese Ängste eine Frau hätte? Ich bin zwar auch kein ängstlicher Typ, aber ich würde die Ängste von anderen Menschen deswegen nicht unbedingt als lächerlich bezeichnen. Oftmals mögen die Ängste zwar unbegründet sein, aber sie sind eben vorhanden. Und dein Vater ist mit seiner Flugangst ja nicht allein auf diese Welt. Das betrifft tausende andere Menschen auch.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Du sagst, dass dein Vater sehr viele Ängste hat, aber rezitierst gleichzeitig deine Mutter dabei. Es wirkt auf mich so, als hätte dein Vater vor dir als Tochter diese Ängste nie gezeigt. Also konntest du dich doch ziemlich angstfrei entwickeln und dich beschützt fühlen oder nicht? Ich verstehe beim besten Willen nicht wo das Problem liegt.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Olly173 hat geschrieben:Du sagst, dass dein Vater sehr viele Ängste hat, aber rezitierst gleichzeitig deine Mutter dabei.

Klar, ich war ja schließlich nicht dabei, als meine Eltern dieses Jahr gemeinsam im Urlaub waren. Da muss ich mich ja auf die Aussagen meiner Mutter verlassen, da ich ja nicht weiß, was die beiden im Urlaub genau getrieben haben. Allerdings glaube ich ihr sofort, da ich durchaus immer wieder selbst mit den Ängsten meines Vaters konfrontiert werde. Ich habe ja auch nur einige wenige Beispiele aufgezählt.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Ich fände es auch nicht fair, als Tochter den Vater hier als lächerlich abzustempeln. Wer weiß, wie es zu diesen Ängsten kam? Was hat er verängstigendes erlebt? So etwas fällt selten grundlos vom Himmel. Vielleicht kam das durch einen Kriegseinsatz? Oder durch eine schwere Krankheit?

Auf jeden Fall würde ich auch eher vermuten, dass dein Vater Hilfe von einem Psychologen gut gebrauchen könnte. Denn wenn man sich jahrelang mit solchen Ängsten quält, dann geht auch viel Lebensqualität flöten. Und sicher auch ein großes Stück vom Selbstbewusstsein.

Ich finde es nicht schlimmer, wenn eine Frau oder ein Mann so reagiert. Allerdings haben es Männer da durchaus schwerer, sich da zu öffnen und Hilfe zu akzeptieren, weil viele Leute eben denken, ein Mann muss stark sein, wie kann er nur so ein Schisser sein. Und dann dazu zu stehen, dass man nicht ins Schema F passt, das ist noch viel schwerer als für eine Frau. Und das erleichtert eine Heilung nicht gerade, oder?

Und abgesehen davon: Eltern sind auch nicht per se mutiger oder von weniger Ängsten geplagt. Seit ich Mutter bin, habe ich viel mehr Ängste als früher. Das fängt schon damit an, wenn man in der Zeitung liest, wenn wieder ein Kind spurlos verschwunden ist und welche Täter da draußen teilweise frei herum laufen und Kinder potentiell gefährden.

Die Angst um die Kinder ist für liebende Eltern ein ständiger Begleiter. Entscheidend ist halt, wie man mit der Angst umgeht. Aber solche Probleme kann man lösen, wenn die Familie einen unterstützt und versteht.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


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