Kulturelle Unterschiede bei Gefälligkeiten?

Mein Freund arbeitet seit einer Weile in seinem Beruf und ist auch froh, dass Studium endlich beendet zu haben. Ein Kollege hat ihn aber schon direkt gewarnt und meinte, dass er sich für seine Arbeit auch immer fair bezahlen lassen soll. So solle er bei Bekannten und Freunden auch darauf achten, dass diese ihm etwas zahlen und nicht verlangen, dass er umsonst macht. Ich selbst muss sagen, dass mir das eher neu ist. Ich habe auch Familie in Polen und da ist das anders. Wenn ich da jemandem aus meiner Familie oder Bekannten Geld anbieten würde, wäre das eher unhöflich.

Ich würde auch von Freunden kein Geld annehmen, wenn ich ihnen durch meinen Beruf irgendwie helfen könnte. Das ist dort einfach nicht üblich und ich kenne das auch nicht anders. Man kann sich mit Blumen oder Pralinen bedanken oder irgendwann selbst einspringen, wenn die Person Hilfe braucht. Denkt ihr, dass es da starke kulturelle Unterschiede bei Gefälligkeiten gibt oder ist das eher ein Zufall? Verlangt ihr auch von Freunden und engen Bekannten Geld für bestimmte Leistungen die ihr erbringt oder tut ihr das mitunter auch nur aus Höflichkeit? Denkt ihr, dass die Deutschen da mehr aufs Geld fixiert sind, als andere Völker?

Ich finde, dass die Deutschen da generell zu sehr auf Geld fixiert sind. Unter meinen Landsleuten ist es auch nicht üblich, für jeden Mist Geld zu verlangen, egal ob diese Gefallen groß oder klein sind. So hat mein Onkel beispielsweise mal seinen Urlaub geopfert und meinem Vater bei Renovierungsarbeiten geholfen. Verlangt hat er gar nichts dafür, er wollte nicht mal dafür bezahlt werden. Stattdessen hat er aber eine Unterkunft bekommen, kostenloses Essen so viel er wollte und er konnte duschen so viel wie er wollte. Damit war das Thema dann erledigt. Im Gegenzug hat mein Vater ihm dann geholfen, als mein Onkel umgezogen ist.

Ich finde es auch normal, dass man sich eben durch Gesten oder Gegenleistungen aushilft und nicht durch Geld. Bei uns ist es auch eine Beleidigung, dafür Geld zu verlangen, dass man hilft. Es ist verpönt und unhöflich, außerdem noch unverschämt. Man wartet eher ab, bis man selbst den Gefallen erwidern kann oder bedankt sich mit Wein, Pralinen und dergleichen.

In der Familie meines Freundes ist das genauso. Mein Freund wird oft gebraucht wenn es um technische Probleme mit dem Computer beispielsweise geht. Er kommt dann immer und hilft aus und das einzige, was er dafür haben möchte ist eine Mahlzeit. Denn oft ist es so, dass er fast den ganzen Tag mit dem Problem vor Ort beschäftigt ist und dann eben auch Hunger bekommt. Eine Mahlzeit ist ja nicht viel und durchaus legitim wie ich finde.