Kultur wichtiger, als die deutsche Verfassung?

vom 04.09.2015, 01:32 Uhr

Heute habe ich in den Nachrichten einen kurzen Bericht über eine Lehrerin gesehen, die sich für Aufklärung in ihrer Schule engagiert hat. Ihr war aufgefallen, dass einige Schüler den Anschlag auf Charlie Hebdo gutgeheißen haben und dagegen wollte sie vorgehen. Es wurden dann Gespräche mit einigen Schülern und Schülerinnen geführt und viele davon gaben offen an, dass die Frauen nicht zu sagen hätten und sie beispielsweise auch über ihre Schwestern bestimmen würden. Ehrenmorde an der Schwester seien auch in Ordnung.

Die Lehrerin klärte darüber auf, dass dies nicht mit der deutschen Verfassung in Einklang stehe und gegen Menschenrechte verstößt. Das war den meisten jungen Männern aber offenbar egal. Sie wollten zwar in Deutschland leben, aber zu Hause sollten die Frauen gehorchen, selbst wenn das nicht mit deutschem Recht in Einklang zu bringen lässt. Wie findet ihr diese Situation? Denkt ihr, dass es viele Menschen in Deutschland gibt, die so denken? Oder sind das nur hoffnungslose Ausnahmen?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich hoffe, dass die Zahl derer, die so denken schon zurückgegangen ist in den letzten Jahren. Es ist sehr wichtig, seine Herkunft und Kultur zu pflegen und zu achten, immer jedoch im legalen Bereich des Landes, in dem man lebt oder leben möchte. Jeder von uns muss sich an die Gesetzte des Landes halten, in dem er sich gerade befindet.

Bleibt die Frage: Warum tun diese Männer das? Die Antwort ist da ganz einfach: Weil sie es können... Sie werden so erzogen,leben so und keiner hindert sie daran. Es ist bequem so und einfach, warum also sollten sie mit sich reden lassen oder sich gar zum Wohl der Frauen ändern?

Weitaus effektiver ist es da, den Frauen einen eigenen Willen zu erklären, ihnen zeigen, dass sie hier in einem Land sind, in dem sie Rechte haben, nein sagen dürfen, Schutz finden können. Wie überall auf der Welt liegt die wirkliche Macht teilweise auch bei den Frauen, nur wissen diese das oft nicht.

Ändern wird sich erst etwas, wenn ein stimmgewaltiges NEIN dazu von ihrer Seite kommt. Man sollte dabei aber auch nicht vergessen, dass es Frauen gibt, die tatsächlich gerne so leben, sich in dieser Rolle wohl und geborgen fühlen.

» VeraVera » Beiträge: 14 » Talkpoints: 4,24 »


Man kann das nicht so pauschal sehen, wie du es hier aufzeigst. Denn wenn man in ein anderes Land geht, gibt man seine Kultur nicht auf. Und Kultur oder nennen wir es auch Tradition ist über einen langen Zeitraum gewachsen. Dass das nicht unbedingt mit den Gesetzen des Landes konform geht, in dem man lebt, ist dann eben ein Fakt, der erst mal vorhanden ist.

Nimmt man jetzt aber allein die Aussage, dass die Frau zu gehorchen hat, so sind wir doch diesen Kulturkreisen noch nicht so lange entwachsen. Das Thema hatte sich erst vor einigen Tagen mit meiner Tochter ergeben, wo ich ihr erklären musste, dass die Frau in Deutschland noch keine 100 Jahre das Recht hat, einfach den Job zu machen, den sie will.

Dazu muss man auch sehen, dass diese Kinder und Jugendlichen in mit anderen Traditionen aufwachsen, einen enormen psychischen Druck haben, da sie in zwei Welten leben. Und was sich in der Tradition ihres Landes über Jahrhunderte entwickelt hat, kann sich hier nicht in wenigen Jahren einfach so auflösen. Das ist ein langer Prozess und man sollte diese Menschen deswegen nicht einfach als schlecht verurteilen.

Sie sind so erzogen worden und selbst Kinder, wo die Eltern schon ein anderes Familienbild leben, übernehmen das nicht so automatisch, wenn Großeltern, Onkel und Tante es noch ganz anders praktizieren. Wobei das wahren von Kultur ja nicht automatisch ein Verstoß gegen deutsche Gesetze darstellt.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



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