Kündigung als Abwertung der eigenen Person betrachten?

vom 16.08.2017, 06:58 Uhr

Einem Bekannten wurde letzte Woche gekündigt und das auf sehr unschöne Weise. Aber eine Kündigung ist wohl nie besonders schön. Jedenfalls wurde ihm kein vernünftiger Grund für die Kündigung genannt und er spielt nun mit dem Gedanken, sich einen Anwalt für Arbeitsrecht zu nehmen.

Mein Bekannter ist durch die Kündigung sehr niedergeschlagen und bedrückt, was natürlich sehr verständlich ist. Er meinte aber auch, dass er dies als Abwertung oder Herabsetzung der eigenen Person sieht und sich dadurch irgendwie minderwertig vorkommt. Ich kann mir schon vorstellen, dass man Selbstzweifel bekommt, wenn man eine Kündigung erhalten hat, mit der nun nicht zu rechnen war.

Könnt ihr nachvollziehen, dass man eine Kündigung als Abwertung der eigenen Person empfindet? Würdet ihr euch da auch minderwertig fühlen und vielleicht Selbstzweifel haben? Habt ihr das nach einer Kündigung vielleicht schon mal eben so empfunden? Was hat euch in der Situation geholfen und wieder aufgebaut?

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Ich finde das hängt immer von der jeweiligen Situation ab. Ich habe mal für ein Unternehmen gearbeitet, in dem wir Angestellten wie Dreck behandelt wurden. Der Chef verlangte immer mehr Arbeit von uns und hat jeden schlecht gemacht. Teilweise hat er Kollegen auch richtig gemobbt. Sagen oder gar den Betriebsrat einschalten durfte man nicht. Wer das versucht hat, wurde direkt entlassen.

Ich hatte dort meine Ausbildung absolviert und danach einen Jahresvertrag bekommen. Nicht ganz vier Wochen vor dessen auslaufen, wurde mir mitgeteilt, dass der Vertrag nicht verlängert wird. Einen Grund wollte man mir nicht nennen, war mir aber auch egal. Im Grunde bin ich heute noch, dass ich von da weg bin.

Ich habe diese Kündigung nie als Abwertung mir gegenüber gesehen. Der Chef musste sich halt durch solche Methoden profilieren. Außerdem war ich nicht der erste Angestellte, der ohne Grund gehen musste. Jeder der sich bei ihm einschleimte durfte bleiben. Leute, wie ich, die auch mal nein sagen, bzw. eine eigene Meinung haben wurden entlassen. Finde ich armselig, aber so war mein Chef halt.

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» HeyNow » Beiträge: 72 » Talkpoints: 20,56 »


Ich bin der Meinung, wenn man ein gesundes Selbstwertgefühl hat, das nicht von der Reaktion anderer Menschen aus dem Umfeld abhängig ist, dann wird man eine Kündigung auch nicht als Abwertung der eigenen Person sehen. Mein Selbstwertgefühl ist unabhängig von anderen Personen, daher würde eine Kündigung mir auch nichts anhaben können. Ich sehe eine Kündigung dann eher als neue Möglichkeit, andere Wege einzuschlagen. Ich bin ein Mensch, der immer das beste aus einer Situation herausholen möchte und wenn mir das Leben Zitronen gibt, mache ich Limonade draus und sehe es positiv.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ich kann mir nicht vorstellen, dass eine Person wirklich so "cool" ist, wie du sie beschreibst, Täubchen. Das hieße ja, dass dich dann eine Kündigung völlig kalt lassen würde. Ich denke, dass jeder da schockiert und sicher auch traurig wäre, wenn man eben gar nicht damit gerechnet hat. Ich glaube nicht, dass jemand so eine Kündigung einfach so hinnimmt und mit einem Schulterzucken abtut.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Nelchen hat geschrieben:Ich kann mir nicht vorstellen, dass eine Person wirklich so "cool" ist, wie du sie beschreibst, Täubchen.

Komisch. Ich kenne keine Person, die eine Kündigung so schwer mitnimmt. In meinem Umfeld ist es absolut normal, dass man ziemlich locker und lässig reagiert im Falle einer Kündigung. Bei uns hat man Rücklagen und selbst wenn man vorübergehend arbeitslos sein sollte, könnte man damit noch lange überbrücken.

Es ist also nicht so, dass man dann Angst haben muss, die Rechnungen nicht mehr zahlen zu können. Ein Job ist nur zum Überleben da und mir ist kein Mensch bekannt, der nur einen bestimmten Job in einer bestimmten Firma ausüben kann, weil er sonst stirbt, wenn er den Job verliert. Es sei denn natürlich dein Bekannter ist Workaholic und macht seinen Selbstwert von seiner Arbeit abhängig, dann sehe ich schwarz und empfehle eine Therapie.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Ist dir mal in den Sinn gekommen, dass manche Menschen ein gewisses Alter haben, in dem es schwieriger ist eine neue Arbeitsstelle zu finden? Manche gehen auch gerne arbeiten und für sie ist es dann eben schlimm, wenn sie die Kündigung bekommen. Anscheinend hast du ja ein sehr lockeres Umfeld, aber ich kenne es durchaus so, dass viele nicht einfach so über eine Kündigung hinwegsehen können und es sie durchaus belastet. Gerade, weil man nicht an jeder Ecke gleich einen neuen Job bekommt und dann durchaus die Angst vor Langzeitarbeitslosigkeit im Raum steht. Da nützen einem dann auch Rücklagen wenig, wenn sich nichts neues findet.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Wer will findet Wege, wer nicht will, findet Gründe. Ich frage mich Nelchen, ob du jemals in deinem Leben ernsthaft gearbeitet hast, dass du so viel "Ahnung" von diesem Thema haben willst. Ich habe so viele Fälle miterlebt, wo auch im Alter die Kündigung kam und man hat trotzdem einen super Ausweg gefunden und das Beste draus gemacht. Man darf nur keinen Tunnelblick haben und in Selbstmitleid zerfließen. Wenn eine Tür sich schließt, dann öffnet sich eine andere, egal wie alt man ist oder welche Bildung man genossen hat. Man muss es nur erkennen wollen.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Du kannst nicht anders als irgendwie persönlich zu werden oder? Ich habe genügend Menschen in meinem Umfeld, die arbeitslos geworden sind und sind teils bis zur Rente nach einer neuen Stelle gesucht haben, was eben erfolglos war. Ich denke, dass man das durchaus nicht auf die leichte Schulter nehmen sollte. Das heißt doch nicht, dass man im Selbstmitleid zerfließt, wie du sagst und nichts unternimmt.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Ach und ich kenne keine Beispiele aus meinem Umfeld oder wie? Mein Schwiegervater hat mit 62 noch eine gute Arbeit gefunden und er musste gar nicht so lange suchen. Meine Großtante ebenfalls mit Anfang 60 eine neue Arbeit gefunden und mein Vater ebenfalls mit Mitte 50. Wenn man wirklich will, dann schafft man das auch. Aber wenn man keine Lust hat zu arbeiten und an allem etwas auszusetzen hat und keine Stelle gut genug ist, dann wird man natürlich nichts finden, das ist klar. Wie ich schon sagte, wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe. Wenn sich eine Tür schließt, dann öffnet sich eine andere.

Bisher scheint dein Bekannter ja nichts zu unternehmen, wenn du schreibst, dass er traurig ist und Hilfsangebote ablehnt. Ich lese aus deinen ganzen Posts zu dem Thema nicht heraus, dass er in die Pötte kommt und Arbeit sucht. Es ist höchstens davon die Rede, dass er die ganze Zeit wissen will, warum er gekündigt wurde. Von einer Jobsuche oder weiteren Bewerbungen schreibst du nicht ein Wort. Da brauchst du dich nicht zu wundern, dass Leser derartige Schlüsse ziehen.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Ich denke auch, dass das immer von der jeweiligen Situation abhängt. Kündigungen können ja viele Gründe haben, von Stellenabbau über was weiß ich bin hin zur Kündigung, weil der Mitarbeiter seine Aufgaben nicht erledigt oder seinen Pflichten nachkommt.

Während die Kündigung wegen Stellenabbau blöd ist aber bestimmt nicht der Herabsetzung der eigenen Person dienen soll oder auch kann, kann so eine Kündigung ohne weitere Informationen schon in die Richtung verstanden werden. Die Frage, die ich mir dabei stelle ist die, ob eine Kündigung ohne weitere Gründe so in Ordnung ist oder sogar rechtens ist. Niemand wird einfach so gekündigt.

Ich selber befand mich glücklicherweise noch nicht in einer solchen Situation, weshalb ich auch nicht unbedingt sagen kann, wie ich mich verhalten oder fühlen würde.

» Antalis » Beiträge: 539 » Talkpoints: 0,22 » Auszeichnung für 500 Beiträge


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