Krieg wirkt auf einmal näher, wenn Beteiligte einem ähneln

vom 19.02.2015, 02:16 Uhr

Ich habe gerade die Spiegel TV Reportage gesehen und da ging es um die asymmetrischen Kriege, also die Auseinandersetzungen in Syrien, dem Jemen, der Ukraine usw. - also Kriege, bei denen man kleinere abtrünnige Gruppen hat oder dezentrale Einheiten, die gegen eine Armee kämpfen.

Nun denkt man ja immer, dass das weit weg ist. Geografisch gesehen ist es das ja auch. Und bei dem Gedanken, dass das vielleicht alles weit weg sei, stellt man sich die Menschen dort ja auch eher urtümlich vor. Man denkt doch irgendwie, die leben da noch so halb im Mittelalter und im Fernsehen sieht man oft im Hintergrund diese Lehmhäuser im rechteckigen Baustil, was ja echt nicht gerade modern wirkt.

Aber in dieser Reportage, die ich gesehen habe, da hat man die Menschen dort auch mal aus einer anderen Perspektive erlebt. Es wurde etwa ein junger Mann interviewt, der in einem recht modernen Auto unterwegs war, auch Accessoires am Rückspiegel hängen hatte, sehr modern gekleidet war, u.a. mit so einer DJ-Ötzi-Mütze, und der in einen kleinen Ort fuhr, in dem er früher einmal gelebt hat.

Also eigentlich hätte der junge Mann genauso auch in einer deutschen Stadt unterwegs sein können und wäre gar nicht aufgefallen. Auch andere Protagonisten in der Doku sahen eben gar nicht so aus, wie man das vermutet, weil man ja irgendwie bei diesen Ländern an Völker denkt, die noch halb im Mittelalter leben und dann sieht man eben die Realität, dass diese Leute gar nicht so viel anders aussehen und gekleidet sind als wir.

Geht es euch auch so, dass ihr das Gefühl habt, das Geschehen, was man da im Fernsehen sieht, ist viel näher und greifbarer, wenn man Parallelen zwischen den Menschen dort und dem eigenen Leben sieht? Oder sind für euch diese Ereignisse dennoch weit weg?

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich denke schon, dass man sich in Situationen besser hineinversetzen kann, wenn sie einem selbst oder der eigenen Kultur ähneln. Wir Deutschen können uns eben mit einigen anderen östlichen Kulturen nicht direkt identifizieren und das ist auch nicht verwunderlich. Ich denke, dass einen generell immer das eher trifft, was man aus der eigenen Kultur kennt.

Man kann das auch gut bei anderen Unglücken sehen, beispielsweise bei dem Flugzeugabsturz des Airbus dieses Jahr. Es wurden Satiresendungen abgesagt und Schweigeminuten gehalten. Dabei stürzen dauernd irgendwie Flugzeuge ab und angeblich gab es auch schon welche mit Selbstmordabsichten. Flüchtlinge sterben auf dem Meer und im Krieg und wir haben ein großes Theater wegen 150 Menschen in einem Flugzeug gemacht.

Daran kann man meiner Meinung nach auch gut sehen, dass einen einfach etwas viel mehr berührt, wenn es aus der einen Kultur und am Besten noch aus dem eigenen Land stammt oder sogar aus der gleichen Stadt wie man selbst.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


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