Kreuzfahrtrouten in arme Länder kategorisch ablehnen?
Auf der letzten TUI Kreuzfahrt nach Mittelamerika haben sich etliche Gäste an Bord aufgeregt, dass die Route eigentlich nur arme Länder mit wenig attraktiver Architektur streifen würde. Man hätte sich das anders vorgestellt und mehr auf karibische Klänge gesetzt. Auch ein Besatzungsmitglied meinte, dass er für eine falsche Route angeheuert hätte und es dort aussähe wie bei ihm daheim auf den Philippinen.
Würdet Ihr auch Kreuzfahrtrouten in arme Länder kategorisch ablehnen? Wollt Ihr auf Kreuzfahrten nur reiche Länder, schöne Bauten und sauber Strände sehen oder seid Ihr auch dafür zu haben, im Urlaub mit armen Ländern konfrontiert zu werden?
Ich finde es schon einigermaßen beschämend, dass die Leute, die sich eine Kreuzfahrt leisten können, nicht mal ein bisschen Leid ansehen können. Dies ist nun mal in manchen Ländern vorhanden und das kann man auch nicht schön reden. Ich finde es reichlich albern und vermessen, wenn man seine Route so plant, dass man ja kein Leid sehen wird. Das kann man ja nicht einfach ausblenden und bei gewissen Routen ist es einfach dabei, was ich nicht schlimm finde.
Ich finde es genauso beschämend, dass man sich eine teure Kreuzfahrt leistet und dann noch nicht einmal ein ganz klein wenig Ahnung davon hat, wo man eigentlich hin fährt. Fahren die auch zum Nordpol und wundern sich dann, dass es da kalt ist? Ich finde man sollte sich doch zumindest etwas damit beschäftigen, wo man sich hin karren lässt!
Ich finde immer, dass es viel über Menschen aussagt, die sich teure Luxusfahrten auf Kreuzfahrtschiffen leisten können, aber nicht in der Lage sind, der Realität der Länder in die Augen zu sehen. Denn das ist ja bei vielen Menschen so, dass sie nicht realisieren können oder wollen, dass da wo sie Partyurlaube, Luxusreisen & Co machen, die Verhältnisse an Armut nicht mit unserer "Armut" zu vergleichen sind.
Man nehme alleine mal Brasilien. Hier ist die Spanne zwischen Urlaubern und Armut so präsent, dass man eigntlich nicht wegsehen kann. Doch viele reden sich die Favelas schön. Sie tun immer nur so, als wenn die Leute selber schuld sind, so schlimm ist es ja gar nicht, die Regierung würde sich kümmern usw. Doch letzten Endes ist die Spanne da und sie schauen weg, während dort Leute regelmäßig brutal misshandelt werden, getötet usw. machen auf der anderen Seite die Leute am Strand Party.
Afrika ist auch das beste Beispiel. Urlaube sollen toll und schön sein, gerne auch mit Kreuzfahrtrouten, weil diese ja an vielen Häfen dieser Welt für Stunden ankern. Doch bitte keine Armut. Am liebsten wäre es manchen Menschen, die armen sofort zu verschiffen, um eine unvergessliche Reise ohne böse Eindrücke sehen zu können. Das ist schon charakterlich extrems schwach sich diesem Niveau hinzubegeben.
Egal wo ich Urlaub gemacht habe oder wo im Ausland ich gewohnt habe, ich habe die Armut nicht geil gefunden, aber verdrängen wollte ich sie auch nicht. Erst einmal, was ein Lernprozess war zu sehen, dass hier wenigstens die Grundsicherung da ist, auch wenn sie wenig sein sollte, aber anderswo nicht. Auch wie die Menschen trotzdem noch lachen, obwohl sie die Ärmsten der Ärmsten sind. All das muss man kennenlernen und man kann bei manchen Schicksalen nur den Kopf schütteln.
Fragst du wirklich gerade, ob ich mir vorstellen könnte mit der Armut anderer Menschen konfrontiert zu werden oder ob mir deren Armut vielleicht irgendwie den Urlaub verderben könnte? Was ist denn mit den armen Menschen, die mit der Tatsache konfrontiert werden, dass es sich reiche, fette Touristen aus der ersten Welt leisten können mit einem schwimmenden Hotel durch die Welt zu fahren? Können die es sich vielleicht aussuchen, ob sie mit unserem Überfluss und unserer Dekadenz konfrontiert werden wollen?
Ja, ich würde so eine Kreuzfahrt ablehnen, aber aus ganz anderen Gründen als du denkst. Wobei ich Kreuzfahrten aufgrund der extremen Umweltschädlichkeit aber sowieso kategorisch ablehne, auch wenn man dabei mit seinem überproportionierten Schiff an reichen Ländern vorbei fahren würde.
Natürlich habe ich auch schon Urlaub in armen Ländern gemacht und natürlich ist es nicht überall möglich sich eine Wohnung zu mieten und im Supermarkt an der Ecke einzukaufen wenn man den Urlaub unbeschadet überleben möchte. Da ist man dann zwangsläufig in der Position des privilegierten Touristen, aber deshalb ist mir trotzdem immer sehr bewusst gewesen, wie die normalen Menschen leben.
Ich kann hier direkt mehrere Punkte nicht verstehen. Wenn man eine Kreuzfahrt macht, dann muss man sich doch mit der Route auseinandersetzen und schauen, ob einen die Häfen überhaupt interessieren, die man da besucht. Zumindest ist das für mich ein absolut wichtiger Punkt, der sehr entscheidend ist. Wenn man dann später meckert, dann zeigt das für mich nur, dass man sich damit nicht beschäftigt hat.
Dafür können die Länder aber nichts, sondern nur man selber. Außerdem finde ich es auch einigermaßen arrogant, wenn man sich selber als jemand hinstellt, der keine Armut sehen möchte. Armut ist nun einmal ein wichtiges Thema, das in manchen Ländern sehr präsent ist. Es kann dann doch auch nicht sein, dass man so sehr davor die Augen verschließen möchte, dass man eine Kreuzfahrt in solche Gegenden ablehnt.
Steht denn die Route nicht vorher fest, die man fährt und wo man anlegt? Warum beschwert man sich dann erst während dieser Kreuzfahrt? Das verstehe ich überhaupt nicht. Ganz ehrlich finde ich es beschämend, dass man aus dem Grund diese Kreuzfahrt ablehnen würde, weil man mit der Armut nicht konfrontiert werden will. Ich finde es einfach beschämend, dass man überhaupt solche Routen fährt.
Ich würde sie ablehnen, aber nur, damit die armen Leute in diesen Ländern nicht mit den Prollen konfrontiert werden, die Massen an Geld haben und mit schwimmenden Wolkenkratzern durch die Gegend schippern und irgendwelche Luxusprobleme haben, weil ihnen das Essen nicht schmeckt oder der Kellner unfreundlich ist oder die Kinder auf dem Schiff nerven usw.
Ich bezweifle, dass irgendeiner meiner Vorredner tatsächlich eine Kreuzfahrt buchen würde, um Slums zu sehen. Ich kann die Reaktion sehr gut verstehen, weil ich auch sehr enttäuscht wäre, wenn ich so meinen Urlaub verbringen sollte. Mit Sicherheit fahren hier nicht nur Superreiche mit, sondern zum Beispiel auch der eine oder andere Rentner, der sich erstmals in seinem Leben etwas leistet und der will eine schöne Erinnerung. Soll ich ihm so etwas gönnen oder nicht?
Juri1877 hat geschrieben:Ich bezweifle, dass irgendeiner meiner Vorredner tatsächlich eine Kreuzfahrt buchen würde, um Slums zu sehen. Ich kann die Reaktion sehr gut verstehen, weil ich auch sehr enttäuscht wäre, wenn ich so meinen Urlaub verbringen sollte.
Aber ist es wirklich zu viel verlangt von den Reisenden, sich vor Antritt einer Reise zu informieren, was einen in den jeweiligen Reiseländern erwartet wie es dort ungefähr aussieht? Wie kann man denn ernsthaft enttäuscht sein, wenn ich eine Reise buche, deren Reiseländer zu den ärmeren Ländern einer Region gehören? Denken wirklich so viele Reisende, dass ihnen auf solchen Reisenden nur Traumstrände, fröhlich tanzende Menschen und pittoreske Architektur erwarten?
Ich mache keine Kreuzfahrten. Allerdings würde ich davon ausgehen, dass die Veranstalter für schöne Erlebnisse sorgen. Letztlich entscheidet der Kunde. Was bringt es denn, wenn sich die Leute zwangsweise etwas ansehen, dass sie nicht möchten?
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