Krebs Scan wissenschaftlich umstritten?
Im Fernsehen läuft seit ein paar Wochen ein Werbetrailer der Hanse Merkur Krankenversicherung. Hier wird in dramatischen Szenen mit einem Krebs Scan geworben. In Wirklichkeit verbirgt sich nach meinen Recherchen eine Zusatzversicherung in Höhe von mindestens etwa 20 Euro pro Monat. Ein Programm im Deutschlandfunk gibt hierzu folgendes zu bedenken. Die Wirksamkeit sei wissenschaftlich noch nicht bewiesen.
Frage an die Talkteria Gemeinde: Was haltet Ihr von solchen Angeboten. Wie kann es solch eine Werbung überhaupt ins Fernsehen schaffen, untergräbt die ARD damit nicht selbst ihre Autorität?
Was hat die ARD jetzt genau damit zu tun? Und seit wann ist ein Fernsehsender dafür verantwortlich, was der Werbekunde in seiner Werbung zeigt? Da könntest du genauso gut darüber jammern, dass irgendein Sender Werbung für Bier zeigt oder für "ungesunde" Lebensmittel.
Aber bei diesem Test frage ich mich, was da überhaupt getestet wird. Ich meine, es gibt so viele verschiedene Krebsarten und ich kann mir nicht vorstellen, dass da sämtliche Werte, die für verschiedene Krebsarten relevant sein können, getestet werden. Jedenfalls nicht für 20 Euro.
Gorgen, warum wirfst du eigentlich immer 1.000 Dinge, die man getrennt betrachten sollte, durcheinander und springst von einem Thema zu anderen? Also der Reihe nach:
Fernsehsender, öffentlich-rechtliche wie private, verkaufen Werbeminuten. Und so lange das beworbene Produkt keine gesetzlichen Beschränkungen unterliegt, darf ein Sender das auch. Auch andere Werbung wird nicht danach ausgesucht, ob du sie gut findest oder nicht.
Der von dir genannte Krebs-Scan ist ein Versicherungsprodukt der Hansemerkur. Warum man jetzt erst groß recherchieren muss und überrascht ist, dass ein Versicherungskonzern Versicherungen verkauft, erschließt sich mir nicht. Außerdem hat auch der große Kaffeeröster mit den vielen Haushaltsartikeln und der Kleidung in den regalen jedes Supermarkts den Krebs-Scan im Angebot. Das passt zu deren alternder Zielgruppe, irritiert aber nur geringfügig mehr als eine Versicherung beim Versicherungskonzern.
Und nun zum beworbenen Produkt: Es gibt seit einiger Zeit einen Bluttest, der auf Enzyme reagiert, die auf eine Krebserkrankung hinweise können. Denn diese Enzyme werden vermehrt von Tumorzellen gebildet. Allerdings können auch Infektionen und einige andere mehr oder wenigen gesunden Vorgänge im Körper diese Enzyme erhöhen.
Weil das neu und eben nicht so wahnsinnig eindeutig ist, bezahlen die Krankenklassen das nicht. Und falls der Bluttest positiv ausfällt, heißt das eben nicht, dass der Betroffene Krebs hat. Daher werden dann erst einmal ein MRT ein PET-Scan fällig, um eventuell vorhandene Tumore aufzuspüren. Ohne weitere Leitsymptome und nur aufgrund des Bluttests sind diese Untersuchungen ebenfalls keine Kassenleistung. Für den monatlichen Versicherungsbeitrag bekommst du sowohl bei der Versicherung als auch beim Kaffeeröster einen Bluttest pro Jahr. Und sollte der erhöhte Werte zeigen, zahlt die Versicherung auch das MRT und PET-Scan. Finden sich dabei Tumore. hast du einen so weit gesicherten Befund, dass dann für die weitere Behandlung deine gesetzliche oder private Krankenversicherung zahlt.
Und nun zur Kritik am Test: Die vom Hersteller sehr gern angeführte Studie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) wurde mit heißer Nadel gestrickt und erfüllt nicht die nötigen Standards. Zwar hat man rund 5.000 Personen mit dem Bluttest untersucht und ein großer Teil der wenigen mit auffälligen Werten haben auch dem MRT und PET-Scan zugestimmt. Dabei hat man einige Krebsfälle gefunden. Aber, und das ist das große Problem, die, deren Bluttest unauffällig war, hat man nicht untersucht. Wer sagt denn, dass die keinen Krebs und keine Krebsvorstufen hatten? Das heißt, der Test mag einige frühe Fälle vor dem Auftreten von Symptomen finden. Aber ob man gesund ist, wenn der Test nichts zeigt, das steht genauso in den Sternen wie vor der Blutabnahme.
Aber hast du dich beschwert, als Aspirin im öffentlich-rechtlichen Rundfunk als "Medizin deines Lebens" vermarktet worden ist? Oder sollte die ARD Werbung der Allianz oder Provinzial ablehnen, weil die Verträge zu teuer sind und häufig nur Leistungspakete erhältlich sind, die für die Kunden nachteilig sind?
Solche Werbeaktionen finde ich immer etwas zwiespältig. Einerseits verstehe ich natürlich, dass Unternehmen ihre Produkte bewerben möchten und dafür auch dramatische und emotionale Werbespots nutzen. Das ist ja auch irgendwie verständlich, weil sie ja Kunden gewinnen wollen.
Aber andererseits finde ich es auch wichtig, dass Werbung nicht irreführend ist und dass die Produkte und Angebote klar und transparent dargestellt werden. Wenn in dem Werbespot suggeriert wird, dass dieser Krebs Scan eine revolutionäre und lebensrettende Neuerung ist, aber in Wirklichkeit nur eine Zusatzversicherung ist, dann finde ich das schon fragwürdig.
Es ist natürlich immer schwierig zu sagen, wie viel Verantwortung hier die ARD als Sender trägt. Sie müssen ja auch Geld verdienen und Werbung ist ein wichtiger Bestandteil ihrer Einnahmen. Aber ich denke schon, dass sie darauf achten sollten, dass die Werbung seriös und glaubwürdig ist.
Es wäre sicherlich sinnvoll, wenn solche Werbeangebote genauer geprüft werden, bevor sie ins Fernsehen kommen. Und ich denke auch, dass es wichtig ist, dass die Zuschauer kritisch bleiben und sich nicht von dramatischen Werbespots täuschen lassen.
Aguti hat geschrieben:Es wäre sicherlich sinnvoll, wenn solche Werbeangebote genauer geprüft werden, bevor sie ins Fernsehen kommen. Und ich denke auch, dass es wichtig ist, dass die Zuschauer kritisch bleiben und sich nicht von dramatischen Werbespots täuschen lassen.
Offensichtlich geht es knallhart ums Geschäft. Ja, auch beim klassischen, linearen öffentlich-rechtlichen TV. Nicht nur, dass die Zwangsgebühren, früher GEZ-Gebühren oder Rundfunkgebühren stetige Tendenz nach oben aufweisen, nein, die angeblich vollständig werbefrei sein sollenden Programme haben Slots, vor allem im Vorabendprogramm, in denen sie Werbung ausstrahlen.
Um einen kleinen Einblick zu gewähren, wie viel Werbung kostet, um welche Geldbeträge wir hier überhaupt reden, habe ich hier ein paar Links eingefügt: Sendekosten Dabei sind die Kosten für die Erstellung eines Werbeclips überhaupt noch nicht enthalten. Und die entsprechenden Produktionskosten, hier rein zufällig eine Agentur völlig wahllos herausgegriffen, sind auch nicht gerade von Pappe.
Die Überlegung liegt nun nahe, dass sich eine "nur" etwa monatlich 19,95 Euro kostende Zusatzversicherung überhaupt lohnt, wenn eine Popularität erst hergestellt worden ist, möglichst viele Leute diese Versicherung abschließen.
Wäre dieses "Produkt" ein Selbstläufer, müsste nicht extra so viel suggestive Werbung dafür gemacht werden. Das erledigten die Krankenkassen schon von sich aus. Sie betreiben nämlich auch Direktwerbung. Zum Beispiel mit E-Mails.
Nach wie vor finde ich diesen Werbespot für hoch bedenklich. Da wird unter anderem mit den Ängsten der Leute gespielt. Da sollte sich m.M.n. einmal der Ethikrat der Öffis einklinken. Dann wird da gezeigt, wie jemand im weißen Kittel offenbar eine Spritze setzt, zumindest ein Heftpflaster aufklebt. Man könnte meinen, mit der Abnahme einer Blutprobe wäre es getan. Davon, das es sich um eine Zusatzversicherung handelt, sehe ich nichts. Jedenfalls nichts in Standard-Auflösung. Vielleicht ist da ja noch ganz unten für Zehntelsekunden ein Disclaimer eingeblendet.
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