Krankheiten selbst unter Ärzten sehr verbreitet

Ich habe vor kurzem einen interessanten Bericht gelesen, wo Ärzte als Risiko-Patienten eingeschätzt werden. Viele von ihnen leiden unter Depressionen oder Burnout und auch die Suchterkrankungen, wie Tabletten oder Alkohol, um dem Stress zu entkommen, sind auch sehr verbreitet. Ärzte können meistens ihren Gesundheitszustand nicht objektiv und real einschätzen und suchen sich viel zu spät Hilfe.

Sie helfen täglich anderen Menschen gesund zu werden, aber vergessen dabei häufig ihre eigene Selbstfürsorge in einem Beruf, der mit viel Druck und Stress behaftet ist. Könnt ihr verstehen warum es den Ärzten so schwerfällt sich Hilfe bei ihren Kollegen zu holen oder sich behandeln zu lassen? Woran kann das denn eurer Meinung nach liegen?

Ich hatte schon einige Hausärzte und konnte solche Beobachtungen noch nie machen. Jede Praxis hatte ein Praxisteam und die einzelnen Beschäftigten, die gaben echt ganz oft alles. Waren stets ansprechbar und einsatzbereit. Arbeiteten im Labor, gaben am Telefon Auskunft, waren für den Patienten da und arbeiteten auch noch dem Arzt oder der Ärztin zu. Ehrlich, diese Angestellten haben meine volle Hochachtung.

Wenn diese nicht täglich ihr Bestes geben würden, würde in einer Arztpraxis ganz schnell einmal gar nichts mehr gehen. Ob mein Arzt mir hilft, gesund zu werden, bezweifle ich eher. Vieles liegt in meiner Hand, etwas für meine Gesundheit zu tun. Mein Arzt schreibt schnell eine Überweisung oder ein Rezept aus. Ich selbst denke dann stets darüber nach, was ich selbst für mich tun kann, ganz ohne verschreibungspflichtige Medikamente und ziehe das dann auch im Anschluss durch. Bei keinem meiner bisherigen Hausärzte konnte ich bisher eine Alkoholfahne feststellen. Weiterhin konnten sich meine jeweiligen Ärzte stets gut auf mich konzentrieren und die Kommunikation stimmte.

Wäre das nicht der Fall, würde ich mir einen anderen Arzt suchen. Als ich letztens morgens die Sprechstunde besuchen wollte, bekam ich mit, dass mein behandelnder Arzt gerade anrief und sein Team darüber informierte, dass er gerade dabei sei, seine Hausärztin aufzusuchen. In dieser Hinsicht übernimmt er also auch Verantwortung für seine eigene Gesundheit. Fast alle meine Hausärzte waren mir gegenüber stets freundlich und aufmerksam und machten nie den Eindruck auf mich, dass sie am Rande der Erschöpfung wären.

Dass Suchterkrankungen, Überarbeitung und ein ungesunder Lebensstil unter Ärzten vergleichsweise weit verbreitet sind, dass ist doch kein Geheimnis. Dazu kommt, dass Ärzte nach den Tierärzten die höchste Suizidrate haben. Und wenn man sich die Arbeitszeiten und die typischen Belastungen ansieht, dann ist das doch kein Wunder.

Schaue dir die Arbeitszeiten an Kliniken an und wie dünn die Personaldecke teilweise ist. Und in dieses Arbeitsumfeld setzt du dann Menschen, die von ihrer Persönlichkeitsstruktur her eher hilfsbereit und keine Kollegenschweine sind.

Dann bekommst du ganz schnell ein Szenario, in dem Leute nicht zu Hause bleiben wenn sie sich nicht so fit fühlen, die nicht pünktlich in den Feierabend gehen, die die Pause ausfallen lassen und so weiter. Und wenn man dann noch das Fachwissen hat und weiß, wie man Probleme mit chemischen Substanzen vermeintlich lösen kann liegt der Griff zu diesen Substanzen nahe.

Wahrscheinlich neigt man ausgestattet mit dem nötigen Fachwissen auch eher dazu zu denken, dass man alles im Griff hat. Selbst wenn das längst nicht mehr der Fall ist.

Hausärzte oder allgemein niedergelassene Fachärzte würde ich da ausklammern. Da hat man ja relativ feste Arbeitszeiten und die stressigen Fälle halten sich wahrscheinlich auch in Grenzen. Außerdem kann man sich als Selbständiger seinen Urlaub doch wahrscheinlich frei aussuchen. Bei meinen Hausärzten ist jedenfalls oft jemand im Urlaub und wird dann durch die anderen zwei Kollegen vertreten.