Krankheiten der Haustiere - Übervorsichtig oder schlampig?

Als ich mir das erste Gecko ins Haus geholt habe war Panik bei mir schon auf der Tageskarte. Hilfe, das Gecko klebt nicht mehr an der Scheibe, es hat sicherlich einen gravierenden Calciummangel und bald werden sich alle seine Knochen verziehen, wenn ich nichts unternehme. Das Gecko hat seit vier Tagen kein Heimchen mehr gegessen, Hilfe, es hat wahrscheinlich Erde gegessen und hat nun eine Verstopfung an der es elendig verenden wird. Und das alles ist meine Schuld. Das Theater war immer groß und meine Tierärztin hat gut an mir verdient.

Mit der Zeit habe ich aus den vielen Diskussionen mit Züchtern und Tierhaltern gelernt, dass auch Tiere nicht perfekt sind und mal einen Tag haben, wo sie nicht an der Scheibe kleben. Aber besser einmal mehr Vitamine reichen, als es gar nicht zu machen und sich nicht darüber zu informieren, was das Gecko haben könnte. Bevor ich mir mein Gecko gekauft habe, habe ich mir viel über diese Tiere angelesen und wusste daher auch, worauf man achten muss. Das hat mich das eine oder andere Mal schon in Panik versetzt, vor allem als eines meiner Geckos sich einmal übergeben hat. Aber irgendwann lernt man damit umzugehen und versteht, dass die Tiere von Zeit zu Zeit eben auch mal schlecht drauf sind und es nicht an schlechten Bedingungen im Terrarium liegen muss, wenn mal ein kleiner Hautfetzen am Bauch klebt, der bei der Häutung nicht ganz abgegangen ist.

Im Ganzen finde ich meine Methode aber immer noch besser, als die vieler anderer Leute. Ich war mal bei einer Bekannten zu Hause, die mir tagelang von ihrer Katze vorgeschwärmt hat, die ich dann als fetten, verfressenen Klops in ihrer Wohnung vorfand. Das Tier konnte sich kaum mehr bewegen, aber das merkte die Besitzerin gar nicht, denn die Katze war ja so süß und schnuckelig. Da rufe ich lieber einmal mehr bei meiner Tierärztin an, als das ich so ein Tier zu Hause habe und nichts dagegen unternehme. Wie ist das bei euch, seit ihr auch relativ empfindlich gegenüber den gesundheitlichen Veränderungen eurer Haustiere oder merkt ihr solche Sachen möglicherweise erst, wenn es schon zu spät ist?

Ich glaube, ich habe für mich einen ganz guten Mittelweg gefunden. Klar, als die ersten Reptilien eingezogen waren, habe ich auch alle Nasen lang vermeintliche Krankheitsanzeichen entdeckt und sah meine Lieblinge regelmäßig schon mit einem Bein im Grabe stehen. Mit der Zeit habe ich dann einfach dazugelernt, habe gelernt, meine Tiere besser zu "lesen" und auf mein Bauchgefühl zu hören. Seitdem war ich echt selten beim Tierarzt, behandle zum Teil auch selber -früher bin ich regelmäßig panisch zum Tierarzt gefahren, weil sie Durchfall hatten, nicht fraßen und schwarz in der Ecke saßen. Heute sehe ich dann, dass es mal wieder Zeit für eine Wurmkur wird und besorge die dann auch ohne vorige Untersuchung durch den Tierarzt- und vertraue auf mein Wissen.

Bei den Katzen war das ähnlich. Da habe ich anfangs auch ständig beim Tierarzt gestanden, weil irgendwas nicht stimmte. Aber auch meine Katzen kenne ich inzwischen gut genug, um zu erkennen, wann sie nur mal einen schlechten Tag haben und wann es was Ernsteres ist. Ich renne nicht wegen jeder Kleinigkeit zum Tierarzt, beobachte aber aufmerksam und handle dann entsprechend.

Bisher bin ich mit dem Hören auf das Bauchgefühl und dem Vertrauen auf mein Wissen sehr gut gefahren und lag auch noch nicht falsch. Ich glaube, dass es ziemlich wichtig ist, seine Tiere gut zu kennen, etwas über Krankheiten zu wissen und dann entsprechend einen gesunden Weg zwischen Lockerheit und Übervorsicht zu finden. Wer übervorsichtig ist und zu schnell in Angst gerät, der macht nicht nur sich selbst, sondern auch seinem Tier das Leben schwer. Und wer bei Auffälligkeiten einfach gar nicht reagiert oder sich einfach so wenig mit seinem Tier beschäftigt, dass ihm Dinge nicht oder zu spät auffallen, sollte sich fragen, ob er als Tierhalter überhaupt geeignet ist.