Krankenwagen wegen zu wenig Aufmerksamkeit rufen?

vom 24.03.2019, 18:09 Uhr

Also es geht hier um einen persönlichen Fall, wo mehrfach der Krankenwagen gerufen wird, meiner Meinung nach nicht immer notwendig. Man muss dazu sagen, dass diese Person ein Herzfehler hat, künstliche Herzklappen bekommen hat und jetzt für alles und jedes den Krankenwagen ruft.

Leider muss ich sagen, dass ich manchmal den Eindruck habe, dass diese Person solche Angaben macht, einfach um Aufmerksamkeit zu bekommen. Ich möchte so etwas ja nie niemanden unterstellen, aber selbst der Kardiologe begrüßt die Patientin mit den Worten im Krankenhaus, Sie haben gar nichts.

Oder vielleicht liegt es auch daran, dass man im Krankenhaus auch nicht alleine ist, wie sonst im restlichen Leben. Schließlich hat man dort immer Menschen um sich, die sich um einen kümmern und für einen da sind und auch die restlichen Verwandten, Freunde und Bekannten, kommen einen in der Regel besuchen.

Für mich persönlich macht das wirklich eher den Eindruck, dass diese Person Unterhaltung sucht. Was so ähnlich ist, wie bei mir auf der Arbeit, wo viele Patienten auch kommen, um sich im Wartezimmer zu unterhalten.

» laraluca » Beiträge: 1068 » Talkpoints: 9,76 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Gerade bei Herzproblemen ist es meiner Meinung nach schon in Ordnung auch mal den Krankenwagen zu rufen, wenn man akute Probleme hat und Angst hat. Dennoch sollte man nie einen Krankenwagen umsonst holen. Ich kenne eine Frau, die mit Herzleiden Angst hatte den Krankenwagen zu rufen, weil sie ihn sooft gerufen hat und dann jedes Mal eine Ansage bekommen hat. Wobei sie jedes Mal auch wirklich etwas hatte, beim letzten Mal hat sie dann vorher erst die Verwandtschaft angerufen, ob sie den Krankenwagen holen soll und letztendlich ist sie nach ein paar Tagen Krankenhaus dann auch verstorben. So kann es eben auch gehen.

Natürlich sollte man keine Krankheiten vorschieben um Aufmerksamkeit zu bekommen, solche Leute kenne ich leider auch, die dann ewig jammern um ein bisschen Aufmerksamkeit und Mitleid zu bekommen. Das ist natürlich auch nicht okay, man sollte sich in so einem Fall lieber ein Hobby suchen oder professionelle Hilfe holen. Vor allem müsste man doch eigentlich die Rechnungen zahlen, wenn der Anruf umsonst war oder nicht?

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Würde so ein Verhalten nicht unterbunden werden auf Dauer? Ich musste noch nie einen Krankenwagen rufen, daher kenne ich mich mit den dadurch entstehenden Kosten nicht aus. Muss man für die Kosten nicht aufkommen, wenn man den Krankenwagen "aus Langeweile" ruft? Ich denke, wenn man nur aus Langeweile den Krankenwagen wegen der Aufmerksamkeit rufen würde, dann würde das Verhalten ziemlich schnell unterbunden werden.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ich weiß immer nicht so recht, was ich von solchen Aussagen halten soll. Für medizinisches Fachpersonal ist es schließlich in vielen Fällen recht einfach, mit dem Finger auf Leute zu zeigen, die panisch den Krankenwagen rufen, weil sie glauben, einen Herzinfarkt zu haben, und dann waren es doch nur Blähungen oder Sodbrennen. Hinterher ist man immer schlauer, und woher sollen medizinische Laien, gerade wenn sie auch alleine leben und/oder generell nicht fit sind, beispielsweise Brustschmerzen und Atemnot als gefährlich oder harmlos einschätzen können?

Auch finde ich, dass man nicht so verächtlich darauf herabsehen sollte, dass jemand vielleicht psychisch mit einer Situation nicht recht klar kommt. Es mag ja sein, dass viele Herz-OPs für die Profis etwa so aufregend sind wie Hornhaut zu entfernen, aber ich hätte ehrlich gesagt auch Angst, wenn man mir die Pumpe auseinander nehmen und Ersatzteile einbauen würde. Wenn man da zusätzlich, wie es ja leider oft passiert, notdürftig wieder zusammengetackert, aber ohne einen Funken psychischer Nachsorge wieder daheim sitzt, finde ich es schon nachvollziehbar, dass so mancher dann ängstlich auf jedes vermeintliche Symptom lauscht und völlig überreagiert.

Ich fände es menschlich erheblich angemessener, solchen Leuten Hilfe zu verschaffen, damit sie mit ihrer Gesundheit und ihrer Psyche umgehen lernen, als sie mit barschen Worten oder Hohn und Spott abzufertigen. Noch nie ist etwas besser geworden, wenn es immer nur heißt: Stell dich nicht so an!

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Eigentlich sollte medizinisches Fachpersonal zumindest grob auch über psychische Krankheiten wie Somatisierungsstörungen und Angsterkrankungen Bescheid wissen und damit umgehen können, aber wie sich hier leider mal wieder zeigt ist die traurige Realität eine andere. Das ist schlicht und einfach mangelndes Wissen, mangelnde Ausbildung und in einigen Fällen nicht ausreichende Empathie.

Gerade die Kardiologie sollte heute über die Verknüpfung von Herzkrankheiten und Ängsten Bescheid wissen, es gibt ganze Stationen in Krankenhäusern, die sich fast ausschließlich mit Herzpatienten und der Behandlung nachfolgender psychischer Störungen spezialisierten. Dass dann immer noch Aussagen kommen wie "ach, der will doch nur Aufmerksamkeit!" oder "der hat gar nix, maximal einen gedanklichen Nagel im Kopf" ist schon wirklich schlimm. Der Patient hat aber schlicht und einfach Angst um sein Leben, egal, wie unrealistisch das aus der Perspektive anderer wirken mag.

Wenn man selbst Probleme mit der Fähigkeit hat, sich in andere aus deren Perspektive hineinversetzen zu können, empfehle ich einen Wikipedia-Crash-Kurs über relevante Themen hinsichtlich der Verknüpfung von somatischen Krankheiten und Psyche. Vielleicht kann dann dem nächsten Patienten auf Augenhöhe begegnet werden und man ist in der Lage, ihm alleine schon mit mehr Verständnis eine besserer Hilfe sein zu können.

» Verbena » Beiträge: 4938 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Mir persönlich ist es lieber, wenn jemand wegen solchen Lapalien einen Rettungswagen ruft, als wenn etwas wirklich Schwerwiegendes vorliegt und die Person sich nicht traut Hilfe zu rufen und dann in Lebensgefahr gerät. Es ist immer leicht gesagt, dass jemand nur Aufmerksamkeit will und deshalb einen Krankenwagen ruft.

Ich leide unter einer psychischen Geschichte, habe ein chronisches Leiden und kann die Symptome manchmal nur schwer auseinander halten. Ich saß auch schon beim Arzt und nach dem Gespräch ging es mir dann besser und dachte mir im Nachhinein, was das sollte und warum ich dem Personal mit meinem Schwachsinn die Zeit geraubt habe. Andererseits habe ich mir Hilfe geholt und darauf geachtet, dass es bei mir nicht eskaliert, selbst wenn ich mich geschämt habe. Auch wenn es nach Außen hin nach Aufmerksamkeit aussah, ich wusste wirklich nicht wohin mit den Problemen.

Daher wäre ich mit der Aussage, dass die Personen nur nach Aufmerksamkeit suchen, sehr vorsichtig. Gerade als medizinisches Fachpersonal sollte man damit sorgfältig umgehen. Psychische und körperliche Leiden können in einem sehr engen Zusammenhang stehen und psychische Leiden können sich massiv bis zum Zusammenbruch auf den Körper auswirken.

Die genannte Person mit dem Herzleiden erscheint mir recht unsicher und auch etwas ängstlich zu sein und scheint noch nicht so ideal mit ihrer Erkrankung klarzukommen. Wenn sie in deinem engeren Freundeskreis sein sollte, dann rede viel mit ihr, nicht nur über ihr Leiden, sondern auch über andere Dinge. Das Umfeld spielt eine wahnsinnig große Rolle bei solchen Erkrankungen, die Erfahrung muss ich momentan selbst machen und ich merke wie wichtig es ist, dass alle Rädchen ineinander greifen. Und vor allem, begegne solchen Personen ohne Vorurteile, schwierig, aber sehr wichtig.

» Wibbeldribbel » Beiträge: 12585 » Talkpoints: 9,82 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


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