Krankenschwestern weigern sich Azubis etwas beizubringen?

vom 20.11.2017, 15:25 Uhr

Ich befinde mich aktuell in der Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin im dritten Lehrjahr. Dabei wechseln wir in regelmäßigen Abständen zwischen der Theorie und der Praxis. In der Praxis geht es darum, dass wir bestimmte Pflichteinsätze haben, teilweise auch auf entsprechenden Lehrstationen, auf denen die Einsätze Pflicht sind. Auf diesen Lehrstationen befindet sich besonders geschultes Personal, welches eine besondere Ausbildung hat um die Schüler in der Ausbildung entsprechend kompetent betreuen und anleiten zu können. So zumindest die Theorie.

Oft ist es jedoch so, dass die Schwestern auf den Lehrstationen, auch die, die die entsprechende spezielle Ausbildung genossen haben, sich weigern, den Schülern etwas beizubringen. Sie haben prinzipiell keine Lust auf die Schüler und meiden daher jeden Kontakt mit ihnen. Wenn man fragt, ob sie einem etwas zeigen können, dann wird man oftmals mit weniger wichtigen Aufgaben und Beschäftigungen weggeschickt, zum Beispiel, dass man Staub wischen gehen soll. Totaler Blödsinn, da man die Ausbildung ja nicht macht, um am Ende die Hälfte der Zeit Staub gewischt zu haben.

Wie ist es bei euch? Habt ihr es auch schon erlebt, dass die Schwestern sich dort praktisch weigern den Schülern etwas beizubringen? Wie habt ihr da reagiert? Wie kann man handeln? Außer das Gespräch zu suchen und es den zuständigen Praxisanleitern zu melden, sind uns gefühlt die Hände gebunden.

» Hufeisen » Beiträge: 6056 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Wenn du so unzufrieden mit deinem Ausbildungsbetrieb bist, weil du der Ansicht bist, dass die Lehre unzureichend ist, warum wechselst du nicht einfach den Betrieb? Wenn ich solche faulen Ausbilder hätte, die gar keine Lust auf die Lehrlinge haben, hätte ich keine Hemmungen dies zu tun. Eine qualitativ gute Ausbildung ist in meinen Augen sehr viel wert.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Ich würde in einer solchen Situation ganz klar Druck machen und mich an den Vorgesetzten der betreffenden Personen wenden. Das kann ja nicht sein und man sollte das auf jeden Fall ansprechen. Es geht ja um eine gute Ausbildung und nicht darum, dass man am Ende gut putzen kann. Das sollte man auch noch mal ganz deutlich ansprechen. Immerhin kann es klar nerven, wenn jemand etwas noch nicht gut kann, aber eine Unterstützung kann man auch nur sein, wenn man die Dinge richtig gezeigt bekommt.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Klar, Druck machen. Sorry, aber ich habe die Ausbildung auch durchlaufen und Druck machen bringt gar nichts. Selbst die Schule macht für dich ganz selten einen Finger krumm und die Personalabteilung steht oftmals hinter dem Personal selbst. Es klingt alles immer einfacher als getan.

Ich hatte das Glück, ich hatte wirklich gute Stationen mit sehr motivierten Kollegen, die mir auch etwas beibringen wollten. Und das haben sie auch immer mal getan. Klar, manchmal hatten die Kollegen auch keine Lust und haben mir als Azubi auch mal unnötige Arbeiten aufgegeben, aber das kommt schon manchmal vor.

Ich musste zwischenzeitlich auch mal Kollegen einarbeiten und das war auch gar nicht so einfach. Es gab auch Tage, an denen ich diesen Kollegen gesagt habe, dass sie die Küche oder Ähnliches machen sollen, da ich sie einfach nicht in der Pflege dabeihaben wollte. Ich weiß selbst, dass das nicht gut ist, aber am nächsten Tag habe ich den "Neuen" dann gerne wieder mitgenommen.

Ich hatte die Ausbildung schon einmal bei einem anderen Träger gemacht und wurde nach einem halben Jahr "entsorgt". Da ging es darum, dass die anderen Pflegekräfte mich als Azubi den Klostuhl mit der Zahnbürste schrubben ließen und ich nur irgendwelche Putzaufgaben erledigen durfte. Damals habe ich mich auch beschwert und habe es im Abschlussgespräch auch angesprochen, dass ich mich nicht wohlgefühlt habe. Am nächsten Tag kam die Quittung dafür, dass ich den Mund aufgemacht habe, ich wurde fristlos gekündigt. Und in der Probezeit kann man da nichts dagegen tun und muss nicht mal begründet gehen.

» Wibbeldribbel » Beiträge: 12585 » Talkpoints: 9,82 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



Was haben denn irgendwelche Krankenschwestern mit der Ausbildung zu tun? Das ist von denen nun einmal eine freiwillige Leistung und die wird in stressigen Arbeitsbereichen und nach oft auch schlechter Vorerfahrung mit Auszubildenden nicht selbstverständlich angeboten. Zuständig sind schließlich die Praxisanleiter.

In der Regel hilft arbeiten, Eigeninitiative und Interesse. Dann sehen auch Menschen, die nicht für die Ausbildung zuständig sind, dass es sich lohnt. Und dann wird Wissen meist gern gezeigt und der erste eigene Versuch begleitet.

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


@cooper75: Mittlerweile ist ja die generalistische Ausbildung eingeführt worden und da ist es tatsächlich so, dass die Azubis bei den normalen Pflegern mitlaufen. Sie müssen tatsächlich in einem Block mit circa 400 Stunden nur ungefähr 42 Praxisanleiterstunden absolvieren, in denen ihnen zwar etwas beigebracht wird, sie aber längst nicht alles lernen. Die Azubis lernen mittlerweile tatsächlich im regulären Dienst.

Ich finde jedoch, dass die Azubis teilweise oft einfach untergehen, im stressigen Arbeitsalltag. Trotz Interesse ist nicht jeder Azubi gleich an das Tempo gewöhnt und sie werden auch gerne ausgenutzt. Bei uns ist es zum Glück so, dass die Azubis ausreichend Zeit bekommen. Sie gewöhnen sich ein und müssen am Morgen noch keine 12 Patienten waschen, sondern sollen sich wirklich Zeit nehmen, denn die Grundpflege ist prüfungsrelevant.

Ich kenne es aber auch so, dass es Betriebe gibt, die die Azubis ausnutzen. Da darf der Azubi wirklich nur die unwichtigen Arbeiten machen und der Lerneffekt ist gleich Null. Interesse ist immer gut, Eigeninitiative ebenfalls, aber wie sollen Azubis Eigeninitiative zeigen, wenn sie das Arbeitsfeld nicht ordentlich vermittelt bekommen. Das fehlt meiner Meinung nach wirklich in manchen Betrieben. Und aufgrund der Generalistik haben auch viele Pfleger keinen Bock den Azubis was beizubringen, die Generalistik hat halt noch nicht den besten Ruf.

» Wibbeldribbel » Beiträge: 12585 » Talkpoints: 9,82 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Ich weiß, dass die Praxisanleitung nur zehn Prozent ausmachen muss. Aber mit dem praktischen Anteil aus der Schule und der ersten Einführung sollte ja nun schon gar nicht wenig selbstständig möglich sein, oder? Grundpflege, Vitalwerte und vieles mehr hat man doch nach 14 Tagen weitgehend drauf. Dann ist man zwar langsam und auch unsicher, aber es hilft. Und dann wird das. Die komplexeste Berufsausbildung ohne Studium erfordert jetzt durch die Zusammenlegung noch mehr Eigeninitiative. Und nach der Ausbildung wartet durch die neue Personalverteilung ab 2025 ein Job, der nicht gelehrt wurde. Da muss man dann auch durch.

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



Cooper, man ist tatsächlich darauf angweisen, dass die Krankenschwestern Wissen vermitteln und vom Staub wischen und Betten putzen wird man keine Krankenschwester. Desweiteren ist man auf deren Wohlwollen angewiesen, weil man eben auch nichts allein machen darf, aber es zur Prüfung muss. Zum Beispiel Infusionen anhängen. Da kann ich noch so viel Eigeninitiative zeigen, wenn die nicht wollen, kann und darf ich das nicht.

Wir hatten im Rahmen der Ausbildung auch "solche und solche", aber in den meisten Fällen haben sie die Schüler tatsächlich als Hilfe betrachtet. In ruhigeren Zeiten wurde dann eben geschult und in stressigen Zeiten hat man eben die Schieber abbekommen. Letzten Endes haben wir all das gelernt, was wir sollten. Allerdings ist der Schlüssel in der Kinderkrankenpflege nun einmal auch ein anderer. Wir mussten auch die normalen Stationen absolvieren und das war ein himmelweiter Unterschied. Sowohl vom Schlüssel, als auch der Hygiene und dem ganzen drumherum.

Prinzipiell kann man aber die Praxisanleitung darauf ansprechen und diese kann durchaus durchsetzen, dass man mehr gelernt bekommt. Sicherlich kann das auch immer nach hinten losgehen. Ich selbst hatte ein einziges Mal im Rahmen der Ausbildung ein Problem und das wurde souverän geklärt und mir ist dadurch auch kein Nachteil entstanden.

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» winny2311 » Beiträge: 15159 » Talkpoints: 4,91 » Auszeichnung für 15000 Beiträge


Das Problem ist, dass das normale Personal halt absolut nicht für die Ausbildung zuständig ist. Das machen die freiwillig. Und diese Freiwilligkeit lässt halt sehr schnell nach, wenn man regelmäßig mit Azubis zu tun hat. Ihr müsst halt auch die andere Seite sehen.

Du hast ständig für drei Monate neue Auszubildende an den Hacken. Und davon sind nicht wenige nicht sonderlich motiviert, weil sie in dem Bereich sowieso nicht arbeiten möchten. Die sehen Krankenhaus, stationäre Langzeitpflege, ambulante Kurz- und Langzeitpflege, die Kinderkrankenpflege oder die Psychiatrie nicht als Chance, neue Bereiche kennenzulernen. Die sitzen das mit möglichst wenig Aufwand ab.

Und da ist es doch wohl mehr als verständlich, dass die normalen Mitarbeiter das der freigestellten Praxisanleitung und der Praxisanleitung des Wohnbereichs oder der Station überlassen. Die bekommen dafür nämlich mehr Geld.

Und da sollten Auszubildende auch einmal ehrlich zu sich selbst sein: Wenn die Praxisanleitung ihre zehn Prozent leistet, dann hat man den Rest der Zeit genug damit zu tun, das Gelernte zu vertiefen und Routine zu entwickeln. Zumal für viele Fertigkeiten ja auch ordentliche Transferleistungen nötig sind, nehmt allein die Wundversorgung. Wunde A ist eben nicht Wunde B.

Und zum Können und dürfen: Was in der Schule unterrichtet wurde und was die Praxisanleitung vermittelt hat, das darf man. Was einem irgendein netter Mensch ohne Weiterbildung zur Praxisanleitung zeigt, das darf man sowieso nicht und es zählt auch nicht zu den Fertigkeiten, die einem im Rahmen der Ausbildung vermittelt werden müssen. Beschwert sich nicht über Kollegen, die Praxisanleitung ist in der Pflicht.

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Ich habe meine Praxisanleitung, wenn es hoch kommt, in der Praxis vielleicht alle 2 Monate gesehen. Was soll ich da vertiefen? Es war eher so, dass sie geschaut hat, was ich alles (von den Krankenschwestern) gelernt habe und sich einen Überblick verschafft hat, wie mein aktueller Wissenstand war. Sie hat dann begleitet, weniger beigebracht, würde ich jetzt reflektieren.

Und wie gesagt, die Krankenschwestern profitieren, wenn sie uns entsprechend angelernt haben. Wir waren dann nützlich und sie entlastet. Selbstredend das wir gesprungen sind, wenn sie dann mal saßen, und den Alarm ausgeschaltet haben, die Schieber weggebracht haben, die Beutel geklebt haben usw. All das konnten wir aber, weil man uns das gezeigt hat. Und das macht die Praxisanleitung sicher nicht.

Davon mal abgesehen haben ja auch die alten Krankenschwestern mal irgendwann gelernt und auch die haben von der Generation vorher gelernt. So läuft das nun einmal. Fakt ist aber auch, dass gerade in Krankenhäusern viele Schwestern einfach Stutenbissig sind.

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» winny2311 » Beiträge: 15159 » Talkpoints: 4,91 » Auszeichnung für 15000 Beiträge


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