Krankenschwestern nutzen Vornamen, Pfleger Nachnamen?

vom 11.06.2018, 13:53 Uhr

Bei der Arbeit im Krankenhaus beobachte ich immer wieder, dass sich das weibliche Pflegepersonal mit dem Vornamen bei den Patienten vorstellt. Die Krankenschwestern stellen sich beispielsweise als „Schwester Susanne“ oder „Schwester Claudia“ vor.

Bei vielen Männern in der Pflege stelle ich es allerdings immer wieder fest, dass diese sich mit ihrem Nachnamen oder dem kompletten Namen vorstellen. Relativ wenige stellen sich da zum Beispiel als „Pfleger Hans“ vor, sondern eher als „Pfleger Hans Mustermann“ oder direkt als „Herr Mustermann“. Diese Vorgehensweise ist nicht auf allen Stationen gleich, es gibt Abteilungen, in denen sich auch die Pfleger eher mit ihrem Vornamen vorstellen, während auf anderen Stationen sämtliche Pfleger stets ihren Nachnamen verwenden.

Unter den Ärzten beobachte ich solche Unterschiede übrigens nicht. Da stellt sich jeder mit seinem Nachnamen vor. An sich finde ich es ganz angenehm, wenn die Pfleger ihren Nachnamen verwenden, weil das die Kommunikation aus meiner Sicht auf eine etwas professionellere Ebene hebt. Warum haben Frauen in der Krankenpflege mit dieser Art der Vorstellung eher ein Problem? Welche Varianten habt ihr bisher beobachten können und was bevorzugt ihr?

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Du vergisst ganz einfach die Tradition. Frauen haben nur gearbeitet, wenn sie unverheiratet gewesen sind. Krankenschwestern kamen jung in die Ausbildung und wohnten im Schwesternheim unter Aufsicht der Nonnen oder Diakonissen. Und die haben garantiert keine Untergebene mit Nachnamen angesprochen. Einfaches Dienstpersonal hatte nur einen Vornamen. Das sahen Patienten ganz genauso. Nur gehobenes Dienstpersonal hatte einen Nachnamen.

Bei Männern war das zwar theoretisch nicht anders, aber der heutige Krankenpfleger war damals Krankenwärter und hatte andere Aufgaben. Und der würde traditionell mit Nachnamen angesprochen und als Herr bezeichnet. Der dürfte auch außerhalb wohnen, heiraten und weiterarbeiten und so weiter.

Deshalb sitzt die Schwester mit Vorname und der Krankenpfleger mit Nachnamen immer noch fest in den Köpfen. Und es wird ja weiterhin befeuert, denk nur an Oberschwester Hildegard, Schwester Stefanie, Nikola oder Schwester Gabi. Das Klischee lebt.

Dazu kommt noch der Unterschied bei der Arbeitsauffassung. Frauen neigen zum Vornamen, weil sie sehr tief in die Intimsphäre der Patienten eindringen und Vertraue schaffen wollen. Männern ist das eher egal, die bestehen eher auf dem Nachnamen. Dazu kommt die Tradition des Hauses. Ein guter Freund arbeitet beispielsweise in einem Haus, in dem Pflegepersonal grundsätzlich nur Vornamen hat.

Ich habe vor über 25 Jahren meine Ausbildung in einer Tierklinik gemacht. Da war die Hackordnung nicht verhandelbar. Medizinische Fachangestellte haben nur Vornamen, bereits Studenten haben einen Nachnamen und wer promoviert oder habilitiert hat, wird immer mit Titel angesprochen. Selbst wenn man eigentlich per Du ist, muss das vor Außenstehenden eingehalten werden. Das zeigt dann auch deutlich das Namensschild. Mein Chef praktiziert noch und besteht bis heute darauf.

Mir persönlich ist es ziemlich egal. Ob nun Schwester Beate oder Schwester Müller vor mir steht, das ändert nichts an meinem Befinden. Und ob Vorgesetzte und Kollegen nun siezen oder das Hamburger Sie benutzen, interessiert mich auch wenig. Denn man kann ganz professionell den Nachnamen nutzen und unglaublich respektlos sein. Ebenso kann man den Vornamen nehmen und wertschätzend mit dem Gegenüber umgehen.

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


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